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Kunstunterricht und Kunstpflege. — Sammlungen und Ausstellungen.
706
Horst, G.Fischer;Aquarelle: von H. Herdtlejuv.; Kohlen-
zelchnungen: von F. v. Riedmüller u. s. w. Die
Plastik war tüchtig vertreten durch H. Bach, G. Scheck,
Zodel, Echteler, welchem die Ehre zu Theil geworden,
die Büfte I. M. der Königin Olga anfertigen zu dürfen,
welche Aufgabe der Künstler mit seinem Verständniß
und gewandter Hand gelöst hat.
Ein monumentales Kunstwerk ist die nach den
Pläuen des Oberbauraths Leins erbaute Johanneskirche,
welche, vor 10 Jahren begonnen, am 30. April dieses
Jahres dem Gottesdienst übergeben werden konnte. Das
sowohl im Aeußern wie im Jnnern in den reinen For-
men edelster Gothik errichtete Gotteshaus macht sowohl
durch seine ganze Anlage als durch das mit seinstem
Geschmack und Verständniß ausgeführte Detail einen
überaus wohlthuenden Eindruck, den noch die Lage des
Gebäudes erhöht. Die Kirche steht nämlich auf einer in
den sogenannten Feuersee einspringenden Landzunge, welche,
wie überhaupt die ganze Umgebung, mit Bäumen, Ge-
sträuchen und Rosenhecken geschmückt ist. Jn der innern
Ausführung war das Bestreben des Meisters darauf
gerichtet, dem Chor eine Gestaltung zu geben, welche den
einfachen Formen des protestantischen Gottesdienstes ent-
spricht; er gab deshalb demselben nur eine geringe Tiefe
mit fünf Seiten eines regelmäßigen Achtecks, in der
Absicht, die Kanzel möglichst im Mittelpunkt der Gemeinde
aufstellen zu können. Dies ist nun zwar der Fall, da
aber die Seitenschisfe bei der gothischen Anlage nicht
zu umgehen waren und in Folge der Konstruktion sehr
starker Pfeiler bedursten, so wird dadurch ein großer Theil
der Besucher des Gottesdienstes behindert, den Prediger
zu sehen. Jst dies schon ein beoenklicher Fehler, so
wird derselbe noch dadurch erhöht, daß auch die Akustik
zu wünschen übrig läßt. Ein weiteres Problem, das
evangelische Gotteshaus mit reichen Farben zu schmücken,
was man bis jetzt mit dessen Einfachheit kaum für verträg-
lich gehalten hal, ist ebenfalls zn lösen versucht worden,
und bei den Fenstern der Querschisse im Maßwerk sind
je drei leuchtende Farben in wirkungsvoller Zusammen-
stellung verwendet worden. Im Chor wurden sodann
auf tiefdunkelblauem Grunde Sterne mit Weinranken
angebracht. Die Fenster haben theils Malereien, theils
sind sie von sarbigem Glas. Die Kanzel steht auf
grünen und rothen Marmorsäulen; der Schalldeckel
derselben ist ein sehr gelungenes Werk gothischer Schnitz-
kunst. Die Orgel ist ebenfalls ein Meisterwerk. Die
Angaben über die Zahl der Besucher, welche die Kirche
aufnehmen könne, laufen sehr auseinander, doch mögen
zwischen 2 bis 3000 Platz sinden, von denen allerdings
viele stehen müssen. 8.
Kunstmltkrricht und Kunstpsiege.
Wiener Mademie der bildenden Künste. Das Professoren-
Kollegium der Akademie hat in seiner Sitzung am 20. Juli
folgenden akademischen Schülern Preise und Preisstipendien
zuerkannt: Allgemeine Malerschule: Eine goldene
Füger'sche Medaille sür die beste Lösung der Aufgabe:
„Gefangennahme Simson's" („Büch der Richter", Kapitel l6,
Vers 19), „Philister über dir", Herrn Adolph Hirschl aus
Temesvar. Den Lampi'schen Preis für Aktzeichnungen nach
der Natur Herrn Franz Kr.udowski aus Krakau. Einen
Gundel'schen Preis für die besten Gesammtstudien Herrn
Ludwig Michalek aus Temesvar. — Allgemeine Bild-
hauerschule: Einen Gundel'schen Preis für die besten Ge-
sammtstudien Herrn Gustav Lichtenberg aus Wien. Den
Neuling'schen Preis für eine nach der Natur modellirte Figur
HerrnKarlStraßer aus Wien. — Spezialschule fürHistorien-
Malerei des Herrn Professors v. Engerth: Ein Preis-
stipendium sür ein Gemälde: „Frühling" Herrn Gustav Heßl
aus Wien. — Spezialschule sür Historien-Malerei des Herrn
Prosessors Eisenmenger: Ein Preisstipendium sür ein
Gemälde „Amor und Psyche" Herrn Julius Schmid aus
Wien. — Spezialschule für Historienmalerei des Herrn Prof.
Feuerbach: Ein Preisstipendium für ein Gemälde: „Der
heilige Sebastian" Herrn Joseph Gisela aus Wien.^— Spezial-
schule sür Historienmalerei des Herrn Professors Trenk-
wald: Ein Preisstipendium für einen Karton: „Der ver-
lorene Sohn" Herrn Emanuel Oberhauser aus Wien. —
Spezialschule sür höhere Bildhauerei desHerrnProfessors
Kundmann: Ein Preisstipendium für eine Reihe von Ar-
beiten Herrn Heinrich Fuß aus Guntramsdorf (Niederöster-
reich). — Spezialschule für höhere Bildhauerei des Herrn
Professors Zumbusch: Ein Preisstipendium für Modellirung
einer anatomischen Figur Herrn Anton Brenek aus Brünn.
— Spezialschule für Landschaftsmalerei: Eine goldene
Füger'sche Medaille für die beste Lösung der Aufgabe: „Die
Flucht nach Egypten" (Evang. Matthäus) Herrn Gilbert von
Canal aus Laibach. Einen Gundel'schen Preis für die besten
Gesammtstudien Herrn Eduard Zetsche aus Wien. Ein Preis-
stipendium für eine Reihe von Arbeiten Herrn Ludwig Gedlek
aus Krakau. — Spezialschule sür Kupserstecherei: Eine
goldene Füger'sche Medaille sür eine Zeichnung nach einem
Porträt Holbein's im k. k. Belvedere Herrn Thomas Hrnezirz
aus Wien. Den Gundel'schen Preis sür die besten Gesammt-
studien Herrn Anton Pfründer aus Villingen (Großherzog-
thum Baden). Ein Preisstipendium für den Stich des Por-
träts von Rahl Herrn Victor Jasper aus Wien. — Spezial-
schule sür Graveur- und Medailleurkunst: Einen
Gundel'schen Preis für die besten Gesammtstudien Herrn
Karl Gerl aus Wien. Ein Preisstipendium sür eine Medaille
Herrn Clemens Emptmeyer aus Wien. — Spezialschule sür
Architektur des Herrn Professors von Hansen: Eine
goldene Füger'sche Medaille sür die beste Lösung der Auf-
gabe: „Entwurf eines Kunstgewerbe-Museums", nach ge-
gebenem Programme, Herrn Gustav Otto aus Altona (Hol-
stein). EinenGundel'schenPreis für die besten Gesammtstudien
Herrn Richard Kahl aus Hagenow (Mecklenburg). Den
Pein'schen Preis sür eine schöne Kopie der Ansicht der West-
seite des Parthenon Herrn Vincenz Venclik aus Proßnitz
(Mähren). Den Haggenmüller'schen Preis sür eine Reihe
von Arbeiten Herrn Skjold Neckelmann aus Hamburg. —
Spezialschule für Architektur desHerrnProfessorsSchmidt:
Ein Preisstipendium für Projekte zu einer Domkirche und
einem Schlosse Herrn Vincenz Rauscher aus Salzburg. Den
Rosenbaum'schen Preis sür die beste Lösung der Äufgabe:
„Entwurs einer Fontaine", nach gegebenem Programme,
Herrn Leopold Theyer aus Wien. — Die akademische Schul-
ausstellung war in diesem Jahre großer lokaler Schwierigkeiten
halber ausnahmsweise keine ösfentliche.
Sammlungen und Änssiellnngen.
8. Schwerin. Jn der Großherzoglichen Gemälde-Galerie
sind gegenwärtig einige Novitäten ausgestellt. Fräulein
Minna Stocks, welche mit Glück das Thiergenre kultivirt,
sandte drei kleine niedliche Bilder ein, welche die Fortschritte
der jungen Künstlerin vortheilhaft konstatiren. Wenn sie
künstig der Zeichnung eine größere Sorgfalt widmet, so
Kunstunterricht und Kunstpflege. — Sammlungen und Ausstellungen.
706
Horst, G.Fischer;Aquarelle: von H. Herdtlejuv.; Kohlen-
zelchnungen: von F. v. Riedmüller u. s. w. Die
Plastik war tüchtig vertreten durch H. Bach, G. Scheck,
Zodel, Echteler, welchem die Ehre zu Theil geworden,
die Büfte I. M. der Königin Olga anfertigen zu dürfen,
welche Aufgabe der Künstler mit seinem Verständniß
und gewandter Hand gelöst hat.
Ein monumentales Kunstwerk ist die nach den
Pläuen des Oberbauraths Leins erbaute Johanneskirche,
welche, vor 10 Jahren begonnen, am 30. April dieses
Jahres dem Gottesdienst übergeben werden konnte. Das
sowohl im Aeußern wie im Jnnern in den reinen For-
men edelster Gothik errichtete Gotteshaus macht sowohl
durch seine ganze Anlage als durch das mit seinstem
Geschmack und Verständniß ausgeführte Detail einen
überaus wohlthuenden Eindruck, den noch die Lage des
Gebäudes erhöht. Die Kirche steht nämlich auf einer in
den sogenannten Feuersee einspringenden Landzunge, welche,
wie überhaupt die ganze Umgebung, mit Bäumen, Ge-
sträuchen und Rosenhecken geschmückt ist. Jn der innern
Ausführung war das Bestreben des Meisters darauf
gerichtet, dem Chor eine Gestaltung zu geben, welche den
einfachen Formen des protestantischen Gottesdienstes ent-
spricht; er gab deshalb demselben nur eine geringe Tiefe
mit fünf Seiten eines regelmäßigen Achtecks, in der
Absicht, die Kanzel möglichst im Mittelpunkt der Gemeinde
aufstellen zu können. Dies ist nun zwar der Fall, da
aber die Seitenschisfe bei der gothischen Anlage nicht
zu umgehen waren und in Folge der Konstruktion sehr
starker Pfeiler bedursten, so wird dadurch ein großer Theil
der Besucher des Gottesdienstes behindert, den Prediger
zu sehen. Jst dies schon ein beoenklicher Fehler, so
wird derselbe noch dadurch erhöht, daß auch die Akustik
zu wünschen übrig läßt. Ein weiteres Problem, das
evangelische Gotteshaus mit reichen Farben zu schmücken,
was man bis jetzt mit dessen Einfachheit kaum für verträg-
lich gehalten hal, ist ebenfalls zn lösen versucht worden,
und bei den Fenstern der Querschisse im Maßwerk sind
je drei leuchtende Farben in wirkungsvoller Zusammen-
stellung verwendet worden. Im Chor wurden sodann
auf tiefdunkelblauem Grunde Sterne mit Weinranken
angebracht. Die Fenster haben theils Malereien, theils
sind sie von sarbigem Glas. Die Kanzel steht auf
grünen und rothen Marmorsäulen; der Schalldeckel
derselben ist ein sehr gelungenes Werk gothischer Schnitz-
kunst. Die Orgel ist ebenfalls ein Meisterwerk. Die
Angaben über die Zahl der Besucher, welche die Kirche
aufnehmen könne, laufen sehr auseinander, doch mögen
zwischen 2 bis 3000 Platz sinden, von denen allerdings
viele stehen müssen. 8.
Kunstmltkrricht und Kunstpsiege.
Wiener Mademie der bildenden Künste. Das Professoren-
Kollegium der Akademie hat in seiner Sitzung am 20. Juli
folgenden akademischen Schülern Preise und Preisstipendien
zuerkannt: Allgemeine Malerschule: Eine goldene
Füger'sche Medaille sür die beste Lösung der Aufgabe:
„Gefangennahme Simson's" („Büch der Richter", Kapitel l6,
Vers 19), „Philister über dir", Herrn Adolph Hirschl aus
Temesvar. Den Lampi'schen Preis für Aktzeichnungen nach
der Natur Herrn Franz Kr.udowski aus Krakau. Einen
Gundel'schen Preis für die besten Gesammtstudien Herrn
Ludwig Michalek aus Temesvar. — Allgemeine Bild-
hauerschule: Einen Gundel'schen Preis für die besten Ge-
sammtstudien Herrn Gustav Lichtenberg aus Wien. Den
Neuling'schen Preis für eine nach der Natur modellirte Figur
HerrnKarlStraßer aus Wien. — Spezialschule fürHistorien-
Malerei des Herrn Professors v. Engerth: Ein Preis-
stipendium sür ein Gemälde: „Frühling" Herrn Gustav Heßl
aus Wien. — Spezialschule sür Historien-Malerei des Herrn
Prosessors Eisenmenger: Ein Preisstipendium sür ein
Gemälde „Amor und Psyche" Herrn Julius Schmid aus
Wien. — Spezialschule für Historienmalerei des Herrn Prof.
Feuerbach: Ein Preisstipendium für ein Gemälde: „Der
heilige Sebastian" Herrn Joseph Gisela aus Wien.^— Spezial-
schule sür Historienmalerei des Herrn Professors Trenk-
wald: Ein Preisstipendium für einen Karton: „Der ver-
lorene Sohn" Herrn Emanuel Oberhauser aus Wien. —
Spezialschule sür höhere Bildhauerei desHerrnProfessors
Kundmann: Ein Preisstipendium für eine Reihe von Ar-
beiten Herrn Heinrich Fuß aus Guntramsdorf (Niederöster-
reich). — Spezialschule für höhere Bildhauerei des Herrn
Professors Zumbusch: Ein Preisstipendium für Modellirung
einer anatomischen Figur Herrn Anton Brenek aus Brünn.
— Spezialschule für Landschaftsmalerei: Eine goldene
Füger'sche Medaille für die beste Lösung der Aufgabe: „Die
Flucht nach Egypten" (Evang. Matthäus) Herrn Gilbert von
Canal aus Laibach. Einen Gundel'schen Preis für die besten
Gesammtstudien Herrn Eduard Zetsche aus Wien. Ein Preis-
stipendium für eine Reihe von Arbeiten Herrn Ludwig Gedlek
aus Krakau. — Spezialschule sür Kupserstecherei: Eine
goldene Füger'sche Medaille sür eine Zeichnung nach einem
Porträt Holbein's im k. k. Belvedere Herrn Thomas Hrnezirz
aus Wien. Den Gundel'schen Preis sür die besten Gesammt-
studien Herrn Anton Pfründer aus Villingen (Großherzog-
thum Baden). Ein Preisstipendium für den Stich des Por-
träts von Rahl Herrn Victor Jasper aus Wien. — Spezial-
schule sür Graveur- und Medailleurkunst: Einen
Gundel'schen Preis für die besten Gesammtstudien Herrn
Karl Gerl aus Wien. Ein Preisstipendium sür eine Medaille
Herrn Clemens Emptmeyer aus Wien. — Spezialschule sür
Architektur des Herrn Professors von Hansen: Eine
goldene Füger'sche Medaille sür die beste Lösung der Auf-
gabe: „Entwurf eines Kunstgewerbe-Museums", nach ge-
gebenem Programme, Herrn Gustav Otto aus Altona (Hol-
stein). EinenGundel'schenPreis für die besten Gesammtstudien
Herrn Richard Kahl aus Hagenow (Mecklenburg). Den
Pein'schen Preis sür eine schöne Kopie der Ansicht der West-
seite des Parthenon Herrn Vincenz Venclik aus Proßnitz
(Mähren). Den Haggenmüller'schen Preis sür eine Reihe
von Arbeiten Herrn Skjold Neckelmann aus Hamburg. —
Spezialschule für Architektur desHerrnProfessorsSchmidt:
Ein Preisstipendium für Projekte zu einer Domkirche und
einem Schlosse Herrn Vincenz Rauscher aus Salzburg. Den
Rosenbaum'schen Preis sür die beste Lösung der Äufgabe:
„Entwurs einer Fontaine", nach gegebenem Programme,
Herrn Leopold Theyer aus Wien. — Die akademische Schul-
ausstellung war in diesem Jahre großer lokaler Schwierigkeiten
halber ausnahmsweise keine ösfentliche.
Sammlungen und Änssiellnngen.
8. Schwerin. Jn der Großherzoglichen Gemälde-Galerie
sind gegenwärtig einige Novitäten ausgestellt. Fräulein
Minna Stocks, welche mit Glück das Thiergenre kultivirt,
sandte drei kleine niedliche Bilder ein, welche die Fortschritte
der jungen Künstlerin vortheilhaft konstatiren. Wenn sie
künstig der Zeichnung eine größere Sorgfalt widmet, so