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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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Lehrs, Max: Eduard His
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https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0041

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße 13

==^f^J^ge^ XVII. Jahrgang 1905/1906 Nr. 5. 17. November

monaten Juli b^SenTemlT50116'11' a'S Beibla" zur »Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatt« monatlich dreimal, in den Sommer-
Kunst« erhalten die Kun^ h n,0r.atl1":h einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Verlagshandlung keine r ^" kosten,rei- — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und
dle dreispaltige Petii^l 6 iT" Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E.A.Seemann, Leipzig, Querstraße 13. Anzeigen 30 Pf. für
======== nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse usw. an.

EDUARD HIS f

Am 24. August starb zu Basel im Patriarchen-
alter von nahezu 85 Jahren Dr. Eduard His, ein
Mann, dem die Kunstgeschichte mehr verdankt, als
sich mit Büchern oder Aufsätzen, die seinen Namen
tragen, belegen läßt. Er gehörte zu den Männern, deren
intime Kenntnis der Denkmale, deren feinsinniges
urteil m Kunstfragen etwas galten, als die Stilkritik
noch ihre ersten schüchternen Gehversuche machte
una nicht wie heute vom hohen Katheder herab theo-

R iH v!° V'elen jungen Leuten gelehrt wurde, die
»öiiaerDesehen« für eine angenehme Lebensaufgabe

sphniHi ^ fuUm War es nicht nur die Äußerung
Fh"!,^ge.LDan.k.1?arkeit' «»"dem eine wohlverdiente

—muamcii, sondern eine wohlverdiente
Ehrung, wenn Alfred Woltmann seinem grundlegenden
Buche über Hans Holbein den Namen Eduard His
auf dem Widmungsblatt voranstellte. Vieles mag er
dem älteren Freunde verdankt haben, wie jeder Kunst-
beflissene, der nach ihm in dem gastlichen Hause
»zum Delphin« in Basel Einkehr hielt, es nicht ohne
neue Anregung verließ. His gehörte zu den Amateur-
naturen, die wie Eduard von Liphart mit den zartesten
Fäden ihres Seins noch in der hohen Kultur des
18. Jahrhunderts wurzeln, in der eigenen Produktion
eine weise Zurückhaltung zeigen, aber befruchtend
und anregend in Wort und Tat auf die heranwachsende
Generation wirken.

Er wurde am 12. September 1820 in Basel ge-
boren, als zweites von den sieben Kindern des Seiden-
bandfabrikanten und Appellationsrates Eduard His und
seiner Gattin Anna Katharina geb. La Roche. Sein
Großvater war der bekannte schweizer Staatsmann
und Geschichtsschreiber Peter Ochs (1752—1821),
dessen Namen der Vater Eduards anläßlich seiner
Verlobung 1818 in His umänderte. Die Mutter von
Peter Ochs war eine geborene His und gehörte einer
aus Rouen stammenden französischen Refugiierten-
familie an, die sich in Hamburg niedergelassen hatte.
Der Stammbaum der Familie Ochs läßt sich bis in
die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen,
wo ein Hans Georg Ochs (geb. 1562) Berghauptmann
zu Freudenstadt in Württemberg war. Der Sohn des-
selben (geb. 1590) war Hofmaler des Herzogs von
Württemberg. Ich erwähne diese Einzelheiten nicht
nur, weil sie beweisen, daß auch die künstlerische
Tradition in der Familie ziemlich weit zurückreicht,

sondern auch, weil Eduard His ein lebhaftes Interesse
für alles bekundete, was mit seinen Ahnen zusammen-
hing. Er war stolz darauf, ein Enkel von Peter Ochs
zu sein und er empfand diese Abstammung, wie es
in einem seiner Nekrologe treffend heißt, als eine Art
von Adel, der ihm Verpflichtungen auferlegte.

Seiner ganzen Anlage nach eine vornehm zurück-
haltende Natur, pflegte er als Oberhaupt einer großen,
5 Kinder und 21 Enkel umfassenden Familie die
Traditionen seines Hauses, und es lag etwas von der
Feierlichkeit des Baseler Patriziertums längst vergangener
Zeiten über ihm ausgebreitet, wenn er in dem be-
haglichen Speisezimmer seines schönen Rokokohauses
»zum Delphin«, wo die Pastellporträts der Ahnen,
von Latour und anderen bekannten Künstlern des
18. Jahrhunderts, an den Wänden hingen, der Familien-
tafel präsidierte. Der »Delphin«, dessen Geschichte er
bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen konnte (die
früheste Notiz darüber findet sich schon im Stadt- und
Bürgerbuch von 1325, der älteste noch erhaltene
Kaufbrief datiert von 1406), war sein Kleinod, und
als er nach dem Tode seiner treuen Gattin (1896)
immer mehr vereinsamt, die unteren Räume bezog,
konnte man ihn oft hinter den freundlichen, weißen
Fenstern gedankenvoll sitzen sehen. Ich erinnere
mich noch lebhaft der Freude, die ihm die Erwerbung
eines riesigen lebensgroßen Familienporträts seines
Ahnherrn, des Kaufmanns Peter Ochs (1658—1706)
mit seiner Frau und fünfzehn Kindern bereitete, das
er, da kein Zimmer im »Delphin« groß genug war,
schließlich im Treppenhaus aufhängen mußte. Es
spielte fortan eine große Rolle im Leben des alten
Herrn und wurde an seinem achtzigsten Geburtstag
als lebendes Bild von Kindern und Enkeln gestellt.

Über seinen Lebensgang hat Eduard His sehr aus-
führliche schriftliche Aufzeichnungen hinterlassen.
Einem Auszug aus dem, nach einer Vorbemerkung
nur für seine Kinder und Enkel bestimmten, 450 eng
geschriebene Quartseiten umfassenden Buch, den mir
der Sohn des Verstorbenen, Herr Eduard His-Schlum-
berger, freundlichst zur Verfügung stellte, sowie einigen
Nekrologen entnehme ich die folgenden Angaben.

Als ältester Sohn trat er selbstverständlich in das
väterliche Geschäft ein. Von Hause aus sehr musi-
kalisch veranlagt, trieb ihn eine Neigung zu zeichnen,
die von seinem Onkel Friedrich His, einem beliebten
Miniaturmaler, gefördert wurde, auch den bildenden
 
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