lichc »der mtt Ebcrs antiquarische chegcinvürmer un
ihre Augelruteii steckteu uud daiuit zuglcich deiu
wuuderlichcu Jrrtumc dcr Zeit eutgegeukameu, das;
das Vcrspeiseu möglichst vielcr kleiuer Kenutuisse eiue
große Bilduug bewirke. Die geistig Führeudeu dcs
Volks suchteu iu der Literatur ebeu uicht mehr das
befreieude Wort für das, was ihre Seele spauu,
soudern sie saheu iu ihr eineu Gast, der am Feiem
abeud das übermüdete Gehirn durch zerstreuende
Uuterhaltung aiigeuehm sür deu Schlaf vorbereitct
oder der gerade gut geuug ist. dem Fräuleiu Tochter
die Zeit zu vertreibeu, wcuu der Papa was Besseres
zu thuu hat. Ju dcr That: eiue Literatur geistigeu
Halbschlafs war feues Schriftweseu, das die Ge-
bildeteu vor zwei Jahrzehuten uoch für dcu immer-
hiu bedeutendsteu Niederschlag der deutscheu Dichtuug
hielteu, uud das, wo es mit berühmteu Namen be-
zeichuet ist, auch heute uoch oft dafür gehalten wird.
Da trateu die Werke der moderueu Nordläuder
und Franzosen au uus hcrau. Vielleicht trieb deu
Deutfcheu uur seiue Neiguug, das höher zu schützeu,
was „vou weit her" ist, zu eiucr Beschäftiguug mit
ihucu — sicherlich aber war diese Beschüftiguug zumü
Guteu. Mau bemerkte deuu doch, mochte mau sich
uuu mit deu Daudet, Zola, Jbseu, Dostojewski be-
freuudcu oder uicht, dafz sie ihre Probleme mit festerem
Grisfe aufaßteu, als uuscre Spielhagen odcr Liudau.
Es wareu Leute, die dazu zwaugeu, sich erusthaft
mit ihueu auseiuauderzusetzeu. Weun sie auch dcu
Nespekt vor der deutscheu Dichtuug uicht steigerteu,
diese Eiudriugliuge, so lehrteu sie uusere Gebildeteu
doch, daß moderue Dichtuug überhaupt iu der That
e»ie Macht seiue köuue. llud dariu vor allcm seheu
wir deu Segeu, deu sic, möglichcrweise uebeu allerlei
Uuheil, gestiftet habeu.
Uusere schriftstellerische Jugeud aber wurdc durch
die Erfolge der Auslüudcr zu cutschieduerem Kampfe
um eine würdigcre Stelluug der zeitgeuöfsischeu
Litcratur im Natioualbewußtseiu ermutigt. HkPlg
angefeiudct vou deneu, die sich als glücklich Besitzeude
iu der Gunst des Publiküms fühlteu, uud von der
! Kritik, die dieses Zustandes Ausrufer war, begauu
damals das eiue Zeit lang so geuauute „jüugste
Deutschlaud" sich zu regeu — eine Kampfgeuosseu-
schaft, die eigeutlich uichts, aber auch uichts verbaud,
als der gemeiusame Feiud, uud die sich deuu auch
jetzt schou läugst wieder aufgelöst hat. Lcute der
verschiedeuartigsteu Begabuugeu, oder auch gar kciuer,
ehrliche Meuscheu uud Geschäftsliteraten, Überidealisteu
uud Poruographen, sie vereiuigten sich hier uuter dem
schöueu Schlagworte „Nealismus", uuler dem sie sich,
so gut wie ihre Kritller, dachteu eiu jeder, was ihm
paßte. Nebeu eiuem au schmackhafteu Früchten recht
armeu Eigeubau brachteu abcr diese Schriftsteller so
viel gutcr fremder Gedankeu auf den Markt, uebeu
dem Uureifeu oder Erquülten so viel läugst vor ihueu
auf deu Felderu der Literatur gereifte und uur aus
der Mode gekommeue Wahrheiteu, daß ihre uegireude
Wirkuug vou deu Ilubcfaugeucu doch als vorteilhaft
bezcichuet werdeu muß. Sie im Buud mit der positiveu
Wirkuug der moderueu fremden Dichtungeu hat eiue
Befreiuug der Literatur aus Akademiker- und Alcxau-
driuertum zwar uicht erreicht, aber doch gefördert.
uud selbst folche Tagesschriftsteller, die kritisch das
, Strebeu dcr Iüugercu schc gerue „geißelteu", machcu
iu der Produktion ihreu Forderuugeu stillschweigeud
uuu auf der gauzeu Liuie Zugestündnisse.
Es lag im Wesen der Sache, daß bei den Be-
mühuugeu, die Teiluahme der Vornehmeu im Geiste
dcm heutigen deutscheu Schrifttum wiederzugewinneu.
jeues stoffliche Juteresse in deu Vordergruud getreteu
war. „M oderues modern" zu behaudeln, war lauge
die wicbtigste Losuug, mehr uud mehr aber lcgte sich
der Nachdruck auf das zweite Wort, uud jetzt geht
cs iu das Bewußtseiu der Mehrheit über, daß das
erste unter Ilmstüudeu auch wegblciben kaun, daß
auch ohue moderue Stoffe eiu Kuustwerk bedeutend
seiu köuue, daß die Forderuug schlechtweg so zu fasseu
sei: seiueu Gegeustaud moderu zu behaudelu.
„Modcru", d. h. uicht in künstlicher Anpassuug so.
wie er vielleicht vou irgeudwelchen Vorgüugcru be-
handelt wordeu würe, uicht also uach irgeud eiuem
Literatur-Vlilsterbuch, souderu schlechthiu uach uuserm
Empfindeu, — mau köuute für das Wort „mvderu"
iu diesem Siuue auch eiufach sageu: charakteristisch.
aufrichtig, ursprünglich, wahr. Ilud je mehr das
Gewicht vom Objcktiveu auf das Subjektive gelegt
wurde, je höher stieg wieder die Wertschützung des
Persöulicheu in der Poesie. Wir stehcu jetzt
dort iu der Eutwickluug, wo die Erkenutnis durch-
bricht: uicht die Welt gielll uus die Kuust wieder,
svuderu unser Empfindeu von der Welt, zu desseu
Wicdergabe die Darstelliiug vou Seieudem uur das
Mittel ist. Was uus am lebhaftesteu bewegt, die
Diuge des Heille, der Kampf des Tagcs, wir solleu
uufer Fühleu uud Schauu mit ihm auseiuandersetzeu
und es uicht immer nach Trüumerweise fliehen. Aber
auch was uus seltener, vielleicht jedoch dauu uoch
tiefer bewegt, ist ewig Gegenstaud der Kuust, und es
ist Narrheit, hier vou „veralteten Problemen" zu
redeu. Mehr uud mehr uach der Seite einer kühu
persöulicheu Bethätiguug eutwickelu sich bei uus selbst
svlche Talcute, dereu Aufüuge durchaus objektivistisch-
uclluralistisch waren. Die Stürke der zuküuftigeu
deutscheu Dichtuug wird vou der Stürke ihrer Taleute
abhäugeu, darauf aber deutet alles hin, daß ihr Geist
gesuud seiu wird. Ilnd es wird, bleibt uuser Schrift-
tum auf seinem Wege, deshalb wohl auch eiue
deutsche Kunst seiu, zu der es kommt, weuu wir
auch hiusichtlich der Darstelluugsmittel vou Frauzoseu
uud Nordlüuderu allerlei gelerut habeu. Eiu Ver-
gleich mit dem, was auf dem Gebiet der bildendeu
Küiiste geschieht, wird übrigeus maucheu auch die
beruhigeude Vermutung uahe legeu, daß selbst die
„realistische" Darstellungsweise trotz ihres Wcgs über
Fraukreich germauischeu Weseus ist.
Das deutsche Theater füllt hiusichtlich der
Werke, die es ausführt, unter die ebeu angedeuteteu
Verhültuisse, — soweit cs überhaupt als Kuust-
austalt betrachtet werdeu kauu. Es ist uusres Er-
achteus schon freudig zu begrüßen, daß ueben uuseru
herrlichen klassischeu Drameu doch auch moderne
Werke erusterer Richtuug dauu uud wauu weuigstens
schon aufgeführt werdeu. Deuu freilich müssen lvir
gerade deu Bühneu gegeuüber mit uusern Forderuugeu
uoch bescheidcu sciu. Ilufcr Theaterpublikum ist ebcu
keiu Literaturhublikum. soudern svgar eiues, das iu
seiuer großen Mehrheit uur Zeitvcrtreib sucht, selbst
ihre Augelruteii steckteu uud daiuit zuglcich deiu
wuuderlichcu Jrrtumc dcr Zeit eutgegeukameu, das;
das Vcrspeiseu möglichst vielcr kleiuer Kenutuisse eiue
große Bilduug bewirke. Die geistig Führeudeu dcs
Volks suchteu iu der Literatur ebeu uicht mehr das
befreieude Wort für das, was ihre Seele spauu,
soudern sie saheu iu ihr eineu Gast, der am Feiem
abeud das übermüdete Gehirn durch zerstreuende
Uuterhaltung aiigeuehm sür deu Schlaf vorbereitct
oder der gerade gut geuug ist. dem Fräuleiu Tochter
die Zeit zu vertreibeu, wcuu der Papa was Besseres
zu thuu hat. Ju dcr That: eiue Literatur geistigeu
Halbschlafs war feues Schriftweseu, das die Ge-
bildeteu vor zwei Jahrzehuten uoch für dcu immer-
hiu bedeutendsteu Niederschlag der deutscheu Dichtuug
hielteu, uud das, wo es mit berühmteu Namen be-
zeichuet ist, auch heute uoch oft dafür gehalten wird.
Da trateu die Werke der moderueu Nordläuder
und Franzosen au uus hcrau. Vielleicht trieb deu
Deutfcheu uur seiue Neiguug, das höher zu schützeu,
was „vou weit her" ist, zu eiucr Beschäftiguug mit
ihucu — sicherlich aber war diese Beschüftiguug zumü
Guteu. Mau bemerkte deuu doch, mochte mau sich
uuu mit deu Daudet, Zola, Jbseu, Dostojewski be-
freuudcu oder uicht, dafz sie ihre Probleme mit festerem
Grisfe aufaßteu, als uuscre Spielhagen odcr Liudau.
Es wareu Leute, die dazu zwaugeu, sich erusthaft
mit ihueu auseiuauderzusetzeu. Weun sie auch dcu
Nespekt vor der deutscheu Dichtuug uicht steigerteu,
diese Eiudriugliuge, so lehrteu sie uusere Gebildeteu
doch, daß moderue Dichtuug überhaupt iu der That
e»ie Macht seiue köuue. llud dariu vor allcm seheu
wir deu Segeu, deu sic, möglichcrweise uebeu allerlei
Uuheil, gestiftet habeu.
Uusere schriftstellerische Jugeud aber wurdc durch
die Erfolge der Auslüudcr zu cutschieduerem Kampfe
um eine würdigcre Stelluug der zeitgeuöfsischeu
Litcratur im Natioualbewußtseiu ermutigt. HkPlg
angefeiudct vou deneu, die sich als glücklich Besitzeude
iu der Gunst des Publiküms fühlteu, uud von der
! Kritik, die dieses Zustandes Ausrufer war, begauu
damals das eiue Zeit lang so geuauute „jüugste
Deutschlaud" sich zu regeu — eine Kampfgeuosseu-
schaft, die eigeutlich uichts, aber auch uichts verbaud,
als der gemeiusame Feiud, uud die sich deuu auch
jetzt schou läugst wieder aufgelöst hat. Lcute der
verschiedeuartigsteu Begabuugeu, oder auch gar kciuer,
ehrliche Meuscheu uud Geschäftsliteraten, Überidealisteu
uud Poruographen, sie vereiuigten sich hier uuter dem
schöueu Schlagworte „Nealismus", uuler dem sie sich,
so gut wie ihre Kritller, dachteu eiu jeder, was ihm
paßte. Nebeu eiuem au schmackhafteu Früchten recht
armeu Eigeubau brachteu abcr diese Schriftsteller so
viel gutcr fremder Gedankeu auf den Markt, uebeu
dem Uureifeu oder Erquülten so viel läugst vor ihueu
auf deu Felderu der Literatur gereifte und uur aus
der Mode gekommeue Wahrheiteu, daß ihre uegireude
Wirkuug vou deu Ilubcfaugeucu doch als vorteilhaft
bezcichuet werdeu muß. Sie im Buud mit der positiveu
Wirkuug der moderueu fremden Dichtungeu hat eiue
Befreiuug der Literatur aus Akademiker- und Alcxau-
driuertum zwar uicht erreicht, aber doch gefördert.
uud selbst folche Tagesschriftsteller, die kritisch das
, Strebeu dcr Iüugercu schc gerue „geißelteu", machcu
iu der Produktion ihreu Forderuugeu stillschweigeud
uuu auf der gauzeu Liuie Zugestündnisse.
Es lag im Wesen der Sache, daß bei den Be-
mühuugeu, die Teiluahme der Vornehmeu im Geiste
dcm heutigen deutscheu Schrifttum wiederzugewinneu.
jeues stoffliche Juteresse in deu Vordergruud getreteu
war. „M oderues modern" zu behaudeln, war lauge
die wicbtigste Losuug, mehr uud mehr aber lcgte sich
der Nachdruck auf das zweite Wort, uud jetzt geht
cs iu das Bewußtseiu der Mehrheit über, daß das
erste unter Ilmstüudeu auch wegblciben kaun, daß
auch ohue moderue Stoffe eiu Kuustwerk bedeutend
seiu köuue, daß die Forderuug schlechtweg so zu fasseu
sei: seiueu Gegeustaud moderu zu behaudelu.
„Modcru", d. h. uicht in künstlicher Anpassuug so.
wie er vielleicht vou irgeudwelchen Vorgüugcru be-
handelt wordeu würe, uicht also uach irgeud eiuem
Literatur-Vlilsterbuch, souderu schlechthiu uach uuserm
Empfindeu, — mau köuute für das Wort „mvderu"
iu diesem Siuue auch eiufach sageu: charakteristisch.
aufrichtig, ursprünglich, wahr. Ilud je mehr das
Gewicht vom Objcktiveu auf das Subjektive gelegt
wurde, je höher stieg wieder die Wertschützung des
Persöulicheu in der Poesie. Wir stehcu jetzt
dort iu der Eutwickluug, wo die Erkenutnis durch-
bricht: uicht die Welt gielll uus die Kuust wieder,
svuderu unser Empfindeu von der Welt, zu desseu
Wicdergabe die Darstelliiug vou Seieudem uur das
Mittel ist. Was uus am lebhaftesteu bewegt, die
Diuge des Heille, der Kampf des Tagcs, wir solleu
uufer Fühleu uud Schauu mit ihm auseiuandersetzeu
und es uicht immer nach Trüumerweise fliehen. Aber
auch was uus seltener, vielleicht jedoch dauu uoch
tiefer bewegt, ist ewig Gegenstaud der Kuust, und es
ist Narrheit, hier vou „veralteten Problemen" zu
redeu. Mehr uud mehr uach der Seite einer kühu
persöulicheu Bethätiguug eutwickelu sich bei uus selbst
svlche Talcute, dereu Aufüuge durchaus objektivistisch-
uclluralistisch waren. Die Stürke der zuküuftigeu
deutscheu Dichtuug wird vou der Stürke ihrer Taleute
abhäugeu, darauf aber deutet alles hin, daß ihr Geist
gesuud seiu wird. Ilnd es wird, bleibt uuser Schrift-
tum auf seinem Wege, deshalb wohl auch eiue
deutsche Kunst seiu, zu der es kommt, weuu wir
auch hiusichtlich der Darstelluugsmittel vou Frauzoseu
uud Nordlüuderu allerlei gelerut habeu. Eiu Ver-
gleich mit dem, was auf dem Gebiet der bildendeu
Küiiste geschieht, wird übrigeus maucheu auch die
beruhigeude Vermutung uahe legeu, daß selbst die
„realistische" Darstellungsweise trotz ihres Wcgs über
Fraukreich germauischeu Weseus ist.
Das deutsche Theater füllt hiusichtlich der
Werke, die es ausführt, unter die ebeu angedeuteteu
Verhültuisse, — soweit cs überhaupt als Kuust-
austalt betrachtet werdeu kauu. Es ist uusres Er-
achteus schon freudig zu begrüßen, daß ueben uuseru
herrlichen klassischeu Drameu doch auch moderne
Werke erusterer Richtuug dauu uud wauu weuigstens
schon aufgeführt werdeu. Deuu freilich müssen lvir
gerade deu Bühneu gegeuüber mit uusern Forderuugeu
uoch bescheidcu sciu. Ilufcr Theaterpublikum ist ebcu
keiu Literaturhublikum. soudern svgar eiues, das iu
seiuer großen Mehrheit uur Zeitvcrtreib sucht, selbst