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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 6.1892-1893

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Heft 21 (1. Augustheft 1893)
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Lose Blätter
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Zeitungsschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11727#0340

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E---

kunft wehten durch die Seele des Lauschenden — „Kroak-
kroak", es war der ersehnte Weckruf einer neuen Zeit.

Der junge Dichter versuchte, ob er ihm auch gelänge,
der Zauberton. Und fleißiges Belauschen eines jeden
vorbeislatternden Raben und viele Versnche brachten ihn
endlich dahin, daß sein heimisches „Quak-quak" zum min-
desten doch große Ähnlichkeit mit „Kroak-kroak" gewann.

Mit solchen Kenntnissen ausgerüstet, erschien er alsbald
wieder vor der kunstliebenden Gemeinde der Heimat. „Seid
Jhr nochZmmer nicht Eures abgeleierten Gequackes über-
drüssig? Hört, was ein Moderner vermag!" Und er be-
gann mit lauter Stimme: „Kroak-kroak"!

Die Wirkung war eine geteilte. Begeistert hoben ihn
die Jnngen anf die Schultern, wandten sich von ihren
bisherigen Meistern ab und priesen den Ankömmling als
den bedeutendsten Dichter des Jahrhnnderts. Die Alten
hingegen wußten sich vor Entrüstung nicht zn fassen. Sahn
sie doch ihre Schönheitsideale verhöhnt, ihr Heiligstes in
den Kot getreten!

Und von dieser Stunde an entbrannte die heftigste
Fehde zwischen Jungen und Alten. Wo die Jnngen Alte
oder epigonenhafte Jnnge trafen, stimmten sie ihr unbarm-
herziges „Kroak-kroak" an, und die Alten antworteten mit
einem verbitterten „Quak-quak". Die Jungen gründeten
eine Freie Kroak-Gesellschaft, während die Alten Gegen-
gesellschaften ins Leben riefen und Ehrenpreise für das
beste vaterländische Geqnack stifteten.

Jm Froschsumpf wurden die Zustände immer trauriger.
Bald brachte die neue Richtnng selbst in den Familien
Unfrieden hervor. Unzählige Familienkatastrophen waren
die Folge. Ja, es endeten wohl gar einsame Frösche
freiwillig ihr Leben.

Als aber die Not am höchsten, kam die ersehnte
Rettung. Es tauchte nämlich ein großer Uberfrosch auf,
der durch seine Nkelodien aller Herzen eroberte. Die
Alten wollten darin ihr Quack, die Jungen ihr Kroak

sinden. Also überwand der große Überfrosch die Frösche,
die quakenden und die kroakenden. paul wertheimer.

Ilr. L. ln Lcb. Jn all jenen Deutungen des Tizianschen
Meisterwerks, das als „irdische und himmlische Liebe"
berühmt ist, kann ich nur neue Beweise sür die alte Thatsache
sehen: nichts ist schwieciger, als einmal verlaufene Gedanken
zur Umkehr zu bringen. Denn wie mir scheint, liegt die richtige
Deutung des Bildes so nahe, daß der Unb efangene sie ganz
mühelos in sich selber erzeugt — aber seit Jahrhunderten hat
eben die Unbefangenheit jedem gebildeten Beschaner gesehlt, und
nur mit der oder jener Voraussetzung ist er vor das Werk
getreten. — Eine vornehme Spröde hat sich aus ihrer Gesell-
schaft entfernt und am einsamen Brunnen niedergelassen. Da
riß sie nun im Gedenken an „ihn" unwillig die Rose ans dem
Strauß. Aber die Bildereien am Brunnen selbst erinnern sie
an Liebe, und die Nbendlandschaft, in die sie hinansträumt,
redet ihr von Liebe, nnd wie sie ans das Plaudern des
Wassers lauscht, da ist es Amor, der mit seinem Plätschern
spielt. Und siehe: leise ist ihr ein überirdisches Weib genaht,
Frau Venus selber — die sitzt noch am andern Brunnenrand,
aber sie spricht gar verführerisch auf die Stolze ein, deren
Stolz bald zerschmelzen wird, wie die Göttin ihr leise näher
rücken und ihr Odem sie berühren wird. So könnte man dem
Werk etwa diese Unterschrist geben: Überredung zur Liebe.
Es geht Alles zusammen, wenn man es darauf hin nur erst
ansieht. Nichts mehr von toter Allegorie, Alles jene echt
künstlerische Symbolik, die zugleich volles Leben ist, und Alles
aufgelöst in Stimmung, in eine so volle Stimmung sogar, daß
man diese von je ganz empsunden hat, auch wenn man sie
angesichts der salschen Auslegungen des Jnhalts nicht recht
begreifen konnte. Nach seinem ganzen Geiste und auch
darin, daß einer der wichtigsten Träger der Stimnmng hier
die Farbe ift, erscheint mir dieses Tizianische Werk geradezu
als ein höchst merkwürdiger Vorläufer der Phantasiemalerei
Böcklins. F. A.

Leitungsscdau.

Allgemetneres. (Sprachentwickelung und geistiger chortschrittj
A. Tille, Nord und Süd. — (Lthik une Tntwickelung) Th.
ch. bsuxley, Zukunst q2 s. —

Dlebtung. (Nordische volksdichtung) F. Stock, Tägl. Rund-
schau z?2 f. — (Lookoon) p. charins, Grenzboten 26. —
(L. M. Arndt und Zohanna Motherby) A. Stern, Grenz-
boten 29 s. — (Die lit. 2lbende d. Großherzogin Maria
Haulowna) L. v. Rretschman, Dtsch. Rdsch. t«. t9- —
(Tieck u. Mörike) R. Ürauß, Beil. z. Allgem. Z. —
(Strindberg) tz L. Marholm, Bord u. Süd ty6. — (Guy de
Mauxassant) G. Neumann-chnser, Magazin 28. — (Zacharias
wernert F. jdopxenbera, ebenda. — (Inan Balera) 6.
Aeller-Iordan, Beil. z. Allgem. Z. zZ6 —

Tbeuter. (Die athenische volksmoral im Drama) Grenz-
boten 29 s. — <Das wiener Burgtheater) Dr—y—, chrks.
Z. ^89. — (Ldwin Booth- I. Sela, Magazin 25. — (Zoh.
Michael Boek) Walter, Frkf. Z. zq?. — (D. Ansänge
d. Theaters in Rußland) B. Stern, Allgem. Üunst-
Lhronik ss.

/Ildusik. (Symphonie und symphon. Dichtung) M. Thop,
Allgem. Kunst-Thronik s. -- („Nörgelei oder Aritik"
sgegen Aadej) M. Seiffert, Allgem. M.-Z. 26. — (Ton
u. Tonreiche) w. Pastor, M. wchbl. 27 s. — (Gegen
Musik- u. Theateraufstellungen) j). Marsop, Beil. z. Allgem.
Z. — (Die „jdagliacei" u. die modern-realist. Gper) !

Ls. Merian, Gesellsch. 6. — (Musikal. Betrachtung) w.
Mauke, Gesellsch. 7. — (Sch rmann u. wagner) L. Michaeli,
N. Ztschr. f. M. (Z ff. — (Möhuls „Ioseph" und s. Lrst-
aufführnng) L. Fr. wittmann, N. Berl. M. Z. 29 ff. —
(F. !v. Rust) M. Seiffert, Allgem. M. Z 27 s. - (Ge-
sangl. jdlaudereien) ch. chemmeter, N. Ztschr. s. M. 28. —
(jdslegt d. deutsche volkslied) I. jdeter, Sängerh. 28. —
(Gelehrte und Aünstler) k). Riemann, M. wchbl. 29. —
lF. Smetana) ch. Schenker, Zukunft -zo. — (wagner und
der Dresdner Maiausstand) Th. Lursch-Bühren, Sängerh.
(9s. — (Das Lied vom Mars> w. Tappert, N. Berl. M.
Z. 25, 26. — wagner im Lxil) R. jdohl, ebenda. — (50
Lrlkönige) W. Tappert, ebenda. — (Die Aünste und ihre
Bedeutung a. Aulturmächte) A. Reißmann, N. Ztschr. s.
M. 26, 27. —

Wildenbe Äntnste. (D. Schloß z. Gffenbach) Ioh. Richter, ff
Ztschr. s. bild. A. (0. — (Attische Grabreliess) A. Michaelis, ff
ebenda. — (Über gestochene vorlagen f. gotisches Airchen-
gerät) M. Lehrs, Ztschr. s. christl. A. Z. — (Zur Gesch.
d. Areuzaltäre) G. Numann, ebenda. — (Iakob Burkhardt)
Beil. z. Allgem. Z. ((7. — (Antoine wiertz) R. Mielke,
Atelier 66. — (Die Mäzene d. bild. A. im Lsause Lsabs-
burg) L. v. L., ff Ztschr. s. bild. A. 7. — (Die ital. Bild
werke im Berl. Nuseum) R. Graul, ff ebenöa s. — (Neu-
gef. antike Aunstwerke) R. Lngelmann, f ebenda s. —

^-11^5411' * ^btvvas voin Tbeaterzettel. — °Rnndsebau. Dichtung. Schöne Literatur, xxiv. Franz Nissel f.

I ll/tl^ . Humor und Satire in der Gegenwart. Literatur und Schnlreform. — Theater. Thalia in der Schweiz.
Dentsche Schauspielkunst in sranzösischen Augen. Mnsik. Musik-Literatur XIII. Gegen Theater- und Mnsikausstellungen
(Fortsetzung statt Schluß.) — Bildende Künste. Protestantischer Kirchenbau. Klein-Toberentz-Hundrieser. —Vermischtes.

Flirt. - Lose ckölätter. Froschtragödie. - Leltungssebau.
 
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