Wenn dns Kultusministerium eine Purteinahme sür die „Ge-
nossenschcift" ciblehnte, wcirum nimmt sic Stelluug gegeu dcn
„Verein bildender Künstlcr"?
Die Regierung wcir schlecht berciten, und dcis kaun nicht
ohne Folgen bleiben. Nicht ohne Folgen für die maßgebende
Gewalt und sür Müncheu. Ziehen die Sezessionisteu auch jetzt
ihres eigenen Weges, so will es uns doch bedünken, als ob
über dieser tiefgreifenden Kunstsrage es noch längst nicht Abend
gewordeu, als ob nuf Münchener Boden selbst das gcwagte
Spiel uoch lauge nicht ausgespielt sei. Die Mittelmüßigkeit
und ihre vffentlichen Organe mögcn -sich vorläufig ihres
Triumphes sreueu. Die Ernüchterung wird folgen. Schreibende
Malerchen nnd malende Schreibercheu sowie geschäftskniffige
Kunsthändler, die in ihren Mußestundcn Pamphlete sabrizireu,
siud mit seltener Behendigkeit am Werke der Entstellung geweseu.
Weun das Wasser ausgewühlt wird, kommt das Gewürm des
! Grundes eine Strecke empvr.
Iulius Slias.
SpreckSAAl.
Billige Kuustw
Znsolge des Aussatzes „Wohnuug und Heim" ist mir
von verschiedenen unsrer Leser die Bitte vorgelegt worden,
einige Reproduktionen von Kunftwerken zu nennen, die den
höchsten Ansorderungen genngen und doch für verhältnis-
mäßig niedrigen Preis zu erwerben sind. Soll ich ver-
snchen, durch den Hinweis wenigstenS aus einige Stücke
deS Kunsthandels deni Wunsche zu cntsprechen? In jenem
Aufsatze wurde gefordert, daß der persönliche Geschmack
der Bewohner sich stärker und sreier ihren Wohnungen
auspräge, als zumeist geschieht. Jch denke aber allerdings,
es giebt eine Anzahl von schönen Sachen, die jedem
Kunstfreunde lieb sein müssen, nnd so will ich einige von
ihnen auszählen. Natürlich kann ich auch dabei nieinen
persönlichen Geschmack nicht verleugnen nnd muß unsre
Leser bitten, die folgenden Bemerkungen mit ver ent
sprechenden „Borsicht" aufzuuehmen.
Es sei zunächst denn nochmals aus die bereits er
wähnten Brauuschen nnverändertichen Äohlephotographien
nach der Sixtinischen Madonna hingewiesen. llnd
zivar ganz besonders aus jene, welche nicht das ganze
Bild, sondern nur das Kniestück der Ncutter mit dem
Kinde wiedergeben. Diese Kohlephotographien von Ad.
Braun Co. in Dornach sind durch alle Kunsthandlungen
in drei Formaten zu beziehen. Die größte Ausgabe giebt
die Madonna in voller Lebens- und Sriginalgröße
sie kostet freilich t60 Mark, bietet aber auch ein Bild
von so edler, so bleibender und so großgearteter Wirkung und
zugleich von so hohem dekorativen Werte, wie sich zu
gleichem Preise im ganzen Kunsthandel kein zweites
sindet. Auch die nächste Größe (6 0)<80 cw) zu dem
wesentlich niedrigern Preise von 48 Mark giebt noch ein
außerordentlicb schönes Bild, nnd selbst die kleinste (t2 Nc.)
wirkt immer nocb vornehm und schmückend, wie nur ganz
wenige derartige Blätter sonst. Ich weiß aus eigener
Crfahrnng und aus der meiner Bekanntcn, daß für Kunst
freunde der verschiedensten Richtungen kaum irgendwelche
andere Bilder so treu weiterwirkende Haussreunde werden,
wie diese, und empfehle sie deshalb recht herzlich einer
möglichst allgemeinen Berücksichtigung zu Erwerbungen für
das eigene Heim wie zu Geschenken für fremde.
Die Braunschen Photographien bringen natürlich auch
sonst noch sehr vieles, was zu unserem Zwecke trefslich
zu verwerten ist, z. B. — um aufs Geratewohl ein
modernes Werk zu nennen — Millets strickende
Schäferin bei der Herde, ein Hauptwerk des Meisters
von köstlicher Intimitcit und dvch wieder von monumentaler
Größe.
Viel zu wenig bekannt in den Kreisen minder-
bemittelter Kunstfreunde ist Klingers Radirung nach
--
rke fürs Heim.
Böcklins „Burg am Nceer", durch deren Berössentlichung
zu dem sehr mäßigen Preise von 20 Mark sich der Kunst
verlag von Fritz Gurlitt in Berlin schon deshalb ein
großes Verdienst erworben hat, weil alle andern Radirnngen
Klingers sehr teuer sind. Des Originals erinnert man
sich wohl: starre Mauern heben sich düster ab von magiscb
beleuchtetem Nachtgewölk, hinter dem der Mond kämpst,
unheimliche Krähen flattern darüber und hausen daraus,
rechts ragen geheimnisvolle Zhpressen, links dehnt siw,
schwarz bis aus seine Wellenkämme, das ausgeregte Vceer.
Cs ist eine der herrlichsten Bilddichtungen Böcklins, nnd
Klingers Kongenialität hat in der Radirung ihre phan
tastische Wirkung eher noch gesteigcrt als abgeschwächt.
Und auch dieses Werk hat neben dem als Kunstwerk an
sich noch einen hohen Wert als Schmuckstück. Die Ber
ehrer Böcklins seien auch noch auf die ziemlich großen,
sehr gelungenen und dabci sebr bitligen Photogravüren
nach Werken des Meisters aus der Schackschen Galerie
aufmerksam gemacht, die zum Preise von je zö Mark in
der „Münchner Kunst nnd Berlagöanstalt I)r. C. Albert
L Co." erschienen sind, und aus die große Photogravüre
nach der „Doteninsel", die Schuster in Berlin zu ungefäbr
gleichem Preise verössentlicht hat.
Da wir gerade von Phantasie-Ncalerei reden: weiß man
nichts mehr von Alfred Rethel'? Für ernste Menschen
ist ein Bild, das immer und immer wieder wie sriedliche
Glockenklänge zu ihnen sprechen wird, insbesondere sein
„Tod als Freund." Das Blatt ist halb vergessen worden
und bezeicbnet doch in seiner Schlichtheit und Größe einen
der Höhepunkte des deutschen Kunstschassens. Der Holz
schnitt ist von der I. Buddeusschcn Kunsthandlniig in
Düsseldors sür 2 Ncark zu beziehen, zusammen mit dem
Gegenstück, dem grausig-phantastischen „Tod als Würger"
(in Begleitung der Cholera) kostet er nnr ö Ncark.
Zuglcich schmückend nud schön als Werk für sich ist
eine Gabe der Ätz- und Radirkunst, die wesentlich „sanster"
ist, als die eben genannten Böcklins und Klingers, Acann
felds schöne „Albrechtsburg zu Meißen" (Verlag von
Raimunv Mitscher in Berlin, Preis 40 M.), die wir
schon früher wiederholt empfohlen haben. Mitscher ver
sendet auf Verlangen unentgeltlich Verzeichnisse, die ein
kleines Abbild auch dieses Werkes zur Orientirung ent
halten.
Von plastischen Werken zuni Zimmerschmuck
kommen für den, der wenig Geld daran wenden kann,
natürlich nur Gipsabgüsse in Frage. „Herrlich wie am
ersten Tag" bleibt die Büste des Hermeö von Olympia,
so langc man sie zuni Zimmergenossen hat. Von den
Statuetten nach der Antike, die in Gips sür wenig Geld
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nossenschcift" ciblehnte, wcirum nimmt sic Stelluug gegeu dcn
„Verein bildender Künstlcr"?
Die Regierung wcir schlecht berciten, und dcis kaun nicht
ohne Folgen bleiben. Nicht ohne Folgen für die maßgebende
Gewalt und sür Müncheu. Ziehen die Sezessionisteu auch jetzt
ihres eigenen Weges, so will es uns doch bedünken, als ob
über dieser tiefgreifenden Kunstsrage es noch längst nicht Abend
gewordeu, als ob nuf Münchener Boden selbst das gcwagte
Spiel uoch lauge nicht ausgespielt sei. Die Mittelmüßigkeit
und ihre vffentlichen Organe mögcn -sich vorläufig ihres
Triumphes sreueu. Die Ernüchterung wird folgen. Schreibende
Malerchen nnd malende Schreibercheu sowie geschäftskniffige
Kunsthändler, die in ihren Mußestundcn Pamphlete sabrizireu,
siud mit seltener Behendigkeit am Werke der Entstellung geweseu.
Weun das Wasser ausgewühlt wird, kommt das Gewürm des
! Grundes eine Strecke empvr.
Iulius Slias.
SpreckSAAl.
Billige Kuustw
Znsolge des Aussatzes „Wohnuug und Heim" ist mir
von verschiedenen unsrer Leser die Bitte vorgelegt worden,
einige Reproduktionen von Kunftwerken zu nennen, die den
höchsten Ansorderungen genngen und doch für verhältnis-
mäßig niedrigen Preis zu erwerben sind. Soll ich ver-
snchen, durch den Hinweis wenigstenS aus einige Stücke
deS Kunsthandels deni Wunsche zu cntsprechen? In jenem
Aufsatze wurde gefordert, daß der persönliche Geschmack
der Bewohner sich stärker und sreier ihren Wohnungen
auspräge, als zumeist geschieht. Jch denke aber allerdings,
es giebt eine Anzahl von schönen Sachen, die jedem
Kunstfreunde lieb sein müssen, nnd so will ich einige von
ihnen auszählen. Natürlich kann ich auch dabei nieinen
persönlichen Geschmack nicht verleugnen nnd muß unsre
Leser bitten, die folgenden Bemerkungen mit ver ent
sprechenden „Borsicht" aufzuuehmen.
Es sei zunächst denn nochmals aus die bereits er
wähnten Brauuschen nnverändertichen Äohlephotographien
nach der Sixtinischen Madonna hingewiesen. llnd
zivar ganz besonders aus jene, welche nicht das ganze
Bild, sondern nur das Kniestück der Ncutter mit dem
Kinde wiedergeben. Diese Kohlephotographien von Ad.
Braun Co. in Dornach sind durch alle Kunsthandlungen
in drei Formaten zu beziehen. Die größte Ausgabe giebt
die Madonna in voller Lebens- und Sriginalgröße
sie kostet freilich t60 Mark, bietet aber auch ein Bild
von so edler, so bleibender und so großgearteter Wirkung und
zugleich von so hohem dekorativen Werte, wie sich zu
gleichem Preise im ganzen Kunsthandel kein zweites
sindet. Auch die nächste Größe (6 0)<80 cw) zu dem
wesentlich niedrigern Preise von 48 Mark giebt noch ein
außerordentlicb schönes Bild, nnd selbst die kleinste (t2 Nc.)
wirkt immer nocb vornehm und schmückend, wie nur ganz
wenige derartige Blätter sonst. Ich weiß aus eigener
Crfahrnng und aus der meiner Bekanntcn, daß für Kunst
freunde der verschiedensten Richtungen kaum irgendwelche
andere Bilder so treu weiterwirkende Haussreunde werden,
wie diese, und empfehle sie deshalb recht herzlich einer
möglichst allgemeinen Berücksichtigung zu Erwerbungen für
das eigene Heim wie zu Geschenken für fremde.
Die Braunschen Photographien bringen natürlich auch
sonst noch sehr vieles, was zu unserem Zwecke trefslich
zu verwerten ist, z. B. — um aufs Geratewohl ein
modernes Werk zu nennen — Millets strickende
Schäferin bei der Herde, ein Hauptwerk des Meisters
von köstlicher Intimitcit und dvch wieder von monumentaler
Größe.
Viel zu wenig bekannt in den Kreisen minder-
bemittelter Kunstfreunde ist Klingers Radirung nach
--
rke fürs Heim.
Böcklins „Burg am Nceer", durch deren Berössentlichung
zu dem sehr mäßigen Preise von 20 Mark sich der Kunst
verlag von Fritz Gurlitt in Berlin schon deshalb ein
großes Verdienst erworben hat, weil alle andern Radirnngen
Klingers sehr teuer sind. Des Originals erinnert man
sich wohl: starre Mauern heben sich düster ab von magiscb
beleuchtetem Nachtgewölk, hinter dem der Mond kämpst,
unheimliche Krähen flattern darüber und hausen daraus,
rechts ragen geheimnisvolle Zhpressen, links dehnt siw,
schwarz bis aus seine Wellenkämme, das ausgeregte Vceer.
Cs ist eine der herrlichsten Bilddichtungen Böcklins, nnd
Klingers Kongenialität hat in der Radirung ihre phan
tastische Wirkung eher noch gesteigcrt als abgeschwächt.
Und auch dieses Werk hat neben dem als Kunstwerk an
sich noch einen hohen Wert als Schmuckstück. Die Ber
ehrer Böcklins seien auch noch auf die ziemlich großen,
sehr gelungenen und dabci sebr bitligen Photogravüren
nach Werken des Meisters aus der Schackschen Galerie
aufmerksam gemacht, die zum Preise von je zö Mark in
der „Münchner Kunst nnd Berlagöanstalt I)r. C. Albert
L Co." erschienen sind, und aus die große Photogravüre
nach der „Doteninsel", die Schuster in Berlin zu ungefäbr
gleichem Preise verössentlicht hat.
Da wir gerade von Phantasie-Ncalerei reden: weiß man
nichts mehr von Alfred Rethel'? Für ernste Menschen
ist ein Bild, das immer und immer wieder wie sriedliche
Glockenklänge zu ihnen sprechen wird, insbesondere sein
„Tod als Freund." Das Blatt ist halb vergessen worden
und bezeicbnet doch in seiner Schlichtheit und Größe einen
der Höhepunkte des deutschen Kunstschassens. Der Holz
schnitt ist von der I. Buddeusschcn Kunsthandlniig in
Düsseldors sür 2 Ncark zu beziehen, zusammen mit dem
Gegenstück, dem grausig-phantastischen „Tod als Würger"
(in Begleitung der Cholera) kostet er nnr ö Ncark.
Zuglcich schmückend nud schön als Werk für sich ist
eine Gabe der Ätz- und Radirkunst, die wesentlich „sanster"
ist, als die eben genannten Böcklins und Klingers, Acann
felds schöne „Albrechtsburg zu Meißen" (Verlag von
Raimunv Mitscher in Berlin, Preis 40 M.), die wir
schon früher wiederholt empfohlen haben. Mitscher ver
sendet auf Verlangen unentgeltlich Verzeichnisse, die ein
kleines Abbild auch dieses Werkes zur Orientirung ent
halten.
Von plastischen Werken zuni Zimmerschmuck
kommen für den, der wenig Geld daran wenden kann,
natürlich nur Gipsabgüsse in Frage. „Herrlich wie am
ersten Tag" bleibt die Büste des Hermeö von Olympia,
so langc man sie zuni Zimmergenossen hat. Von den
Statuetten nach der Antike, die in Gips sür wenig Geld
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