vorgebrachten Gegenbeweise sind nicht stichhaltig. Ich stnde
cndlich, daß der Verfasscr dem Druckc der zeitgenössischen Kunst
etwas zu sehr nachgegeben hat, wenn er das Tragischc in der
Gestalt eines ungewöhnlich Traurigen ohne Erhebung (Jbsen,
Dostojewsky) anerkennt oder eine reichcntwickelte Jndividualitäi
nur mit Hilfc des Häßlichen entstehen läßt. Dort handelr
es sich offenbar um eine, wenn gleich ästhetische, jedoch unschöne
Wirkung, und hier bedars es einer tieseren Uutersuchung, welche
voraussichtlich zu einem anderen Ergebnis gclangen wird.
Jedenfalls aber äußert sich auch an diesen Stellen das Ver-
dienst des Groosschen Buchs, zur ästhetischen Bewältigung der
von der lebendig fortwirkenden Kunst geschafsenen Eindrücke
eincn wichtigen Bcitrag gcleistet zu haben.
Tbeodor Alt.
Lose Wlätter.
Das publtkum.
Zwei Iungen stehn im Schnee der Gasse
Und schmähen sich voll Bitterkeit
Und prügeln sich mit wildem Hasse;
's ist ihnen ernst um ihren Streit.
Doch ruhig steht ein dichter ksaufen
vergnügter Gaffer rings herum —
Lrregt sind nur die Zwei, dio raufen,
Gleichmütig bleibt das publiknm.
Bei unsern Literatenfehden —
Ist's etwa anders? G Triumph,
wie wir dabei uns heiser reden!
Wir schreiben uns die Federn stumpf.
Und wenn wir müd sind und verschnaufen,
Dann merken wir's: es war zu dumm l
Lrregt sind nur die Zwei, die raufeu,
Gleichmütig bleibt das publikum.
Idealist, du tapfrer Oegen,
wie schwangst du kühn dein Tintenschwert!
Ou tummeltest beinah verwegen
Oer Schonheit sanftes Steckenpferd.
lNit Brocken Lessings, Schillers, Goethes
Bestreutest du das podium —
„Ia, ja, der kann was, der versteht es!"
Sagt gönnerhaft das publikum.
Und du, Herr Realist, nicht minder,
Gewappnet stürmteft du einher,
Ulodern, der Rlassik Überwinder,
Sprachst du von Zola und Flaubert.
Oie Schönheit warfft du als verschmähtes
Idol zurück ins Altertum --
»Ia, ja, der kann was! Oer verfteht es!",
Sagt gönnerhaft das j)ublikum.
Im Aampf um eure Bundesfahne
Steigt die Ästhetik euch zu Aopf,
Und dann erscheint im Fieberwahne
Als Globus euch ein Nadelknopf.
Meint ihr, zum Silbenftechen stelle
Sich auf den Plan das Säkulum?
Ls freut sich wohl an dem Ouelle,
Ooch schlägt nicht mit, das publikum.
Ia wohl, ihr lieben Herrn Rollegen,
Ihr überschätzt den ganzen Streit!
was thut der schlimmfte Hagelregen
von worten einem Halm zu leid?
Und läßt ein Acker sich bewässern
Durch feinen Stil nnd Autorruhm?
Sucht doch zuvor die welt zu bessern'
Oann bessert sich das Publikum.
Das publikum besteht aus Leuten
Nit schwerem Aopf, gefurchter Stirn,
Oie durch des Lebens wirrsal schreiten,
Doch ohne Ariadnezwirn.
Sie trotten hin vom Heut zum Morgen
Oen weg der Mühe, steil und krumm —
was ihr sorgt, sind nicht ihre Sorgen,
Rein Schöngeist ist das jdubliknm.
Ts liest Iournale, Bücher, Schriften
Und geht wohl auch ins Schauspielhaus,
Ooch auf der Kunst besonnte Triften
Schleppt es die Aette mit hinaus,
Die Rette, ach, die immer wieder
Ins graue philisterium
Hinunterzerrt die müden Glieder --
Lin Sklave ist das publikunr.
Oes Alltags und der Arbeit Sklave!
Ihr müßt erst seinen Leib befrein
von Rerkerzwang und Hungerstrafe,
Oann wird sein Geist auch offen sein.
Heut seit ihr müßge Steckenreiter
Und Alles rings bleibt kalt und stumm —
Der Menschheit dient als ernste Streiter!
So schafft ihr ench ein jdublikum.
Ich seh euch bang die Zöpfe schütteln!
„wie? was? Lin Lehrzweck für die Runft?"
Ia! Auf soll sie die Röpfe rütteln,
Sonst ist sie eitel Schall und Dunst.
Und scheint euch die Tendenz nicht schicklich,
Oas Leben wirft die Regel um —
Giebt es ein volk, das frei und glücklich,
Dann hat die Runst ein publikum.
„vivus" in dcr „Mliencr Literatur-Lcitung".
- Aus dem Detne--Denkmul für Düsseldo r s wird
uichts. Die Düsseldorfer wollen's nicht, ihre Stadtväter
haben das einstimmig erklärt. Nun wird der Auöschuß
für das Deukmal, für das genügendes Geld sicher zusanunen-
kommt, auf die Suche nach einem anderen schönen Platze
gehen und, wenn wir recht vermuten, schließlich in Frank
surt das Ziel seiner Wünsche findcn.
* Slnge» >vem Gesang gegeben, denn die Redaküon
des „Frauenheils" in Müncheu erläßt dieses Preisaus-
schreiben: „Die Wvrter: »Heil«, »Frauen« und »Frauen-
heil« sind in einem Gedicht, welches bis l2 Zeileu messen
darf, zu verwendeu" — eiue Ausgabe, edelsten Schweißes
wahrlich wert. „Für die beste Einsendung ist ein «Triumph-
Loden-Reform-Kostüm« der Lvden-Manufaktur von
I. Hesfe in Müncheu im Werte von 80 M. bestimmt.
Außerdem sind neun Hauptpreise und für die übrigen
Einsendungen Geschenke im Werte von mindestens z M.