aus seinen Werken und dcr persönlichen Nole seiner Geften
und Worte seine Natur ergiebt, wie er ttber die Kunst
denkt, wenn er überhaupt über fte denkt und es mir sagen
will, und was er eben schafst, siir unsere nächste Ausstellung
oder sür auswärts. Äch werde dabei nicht nach dcni Nange
und werde ohne Ordnung verfahrcn, wic ich es gerade tresse,
unbekümmert um die Schulen, wenn ciner nur mit Ernst
und diebe Künstlcr ist"
WUener Hrunstbrlek. Es ist noch nicht tnnge her,
daß im Wiener Kunstverein die Aufstellung der Diefenbach -
schen Gemälde geschlossen wurde. Die aus eigentttmlichem reli-
giösen Empfinden erwachsenen Bilder haben hier vicl Bewun-
derung erregt. Nun hat sich der Meister nach Baden begebeu.
Aber er kann nicht rasten, und seincm Eifer, wie vielleicht
seiner Notlage, verdankt Baden, was es bisher wohl noch
niemals gehabt, eine bedeutsame Knnstausstellung. ,-ker aspera
»cl LLtrs" heißt der meterhohe, 68 Mcter lange Fries, den
der Meister hier zum erften Mal ausgestellt hat. Jn dieser
Zeitschrift, welche die Zeichen des Kommenden zu dcuten sucht,
darf äuch von ihm wohl gesprochen werden. Die an Diefen
bachs klarer Zurechnungsfähigkeit zweifeln, thnn sehr nnrecht.
Wir können seine ethische Weltanschauung hier nicht anf ihrc
Richtigkeit prüfen, wir könncn abcr aufs illeue feststellen, dafi
er ein ebenso cigenartiger wie erfinderischer und phantasie-
voller Kopf ist. Viele bezcichnen ja solche Leute als Träumer
und Phantasten oder, ehrlicher noch, als Narren. Unsere
Zeit taugt auch, sagen wir es offen heraus, „leider" nicht
nicht mehr fttr das Märchcn und alles was ihm ähnlich ist.
Erfrcut nns eines wirklich einmal — es findet doch in unserem
Jnnern die Grundlage nicht mehr, in der es Wurzel fassen
und weiterblühen könnte. Denn sinden wir uns in einer
Waldeinsamkeit, fo saßt uns anch schon der Gedanke: „Wir
haben uns verirrt!", und wir trachten schnell anf die Fahr-
straße zurückzukommen, auf der wir unsere Gesellschaft finden.
Diescnbach, der Einsiedler von Hellriegelskrcuth, meidet
diese unsere „Gescllschaft", nnd sucht an den engeren Pfaden
verschlungenen Waldcsdunkels feine Blnmen. Gerne möchte
er auch die Übrigen die gleichen Pfade siihren, doch die Ant-
wort lautet meist: „Sehr fchön, wunderschön, herrlich — aber
— aber —Über diese „Aber" hinwegznbringen, betrachtet
er als seine Mission.
„ker S8pera ack L8trs". Diefe Pilgerfahrt ftthrt er denn
auch in seinem Friese vor, und cr hat dem Gemälde auch einc
poetische Begleitschrift mitgegeben. Ja, er zeigt uns seine
Malerei mit Musikbegleitung. Jn vielen Fällen wiirde das
sehr bedenklich crscheineu, in diesem ist es angebracht. Denn
es trügt nicht wenig dazu bei, die Seete von dem umgebenden
Wirklichen loszulöscn, um fie der wunderfamen Phantasie-
welt des Künstlers geneigter zu machen.
Die Bilder sind als Silhouetten gezeichnet. Gruppe reiht
sich an Gruppe, unterbrochen von Einzelgestalten, die, anch
wieder in strenge knnstlerische Ordnung gefügt, die Teile zu
! einem Ganzen verbinden. Mit haarscharfer Genanigkeit sind
l die Schwarzgestalten nmrisfen, und wir habcn trotz schärfster
Bctrachtung keinc Berzeichnung bemerken können. Denn in
der Behandlung des nackten Körpers ist Diefenbach sehr tttchtig.
Und was auf anderen Gemälden leicht bedenklich gewirkt
hätte, läßt bei solcher Behandlung den Gedanken an Unedlcs
nicht aufkommen. Es ist eine wahrhaft paradiesifche Ber-
sammlung, und das Empfinden des seligsten Frohsinns kann
schwerlich in reizvollerer Weise zum Ausdruck kommen.
Munterc Kindergestalten ziehen vorbei, spielend, singend,
tanzend. Keines dieser Pttppchen gleicht dem anderen, und
hundertc von Kindergesichtern sind da, jedes neu, jedes rciz-
voll, und das Ganze vvn bezwingendcr Anmut. Nur drei
Gesichtchen kehren öfters wieder, die von Helios, Lucidus und
Stella, den Kindern Diefenbachs. Da finden wir sie gerade
> beim Tnrnen: ttbereinander steigen und springen sie wie Akro
baten. Possirlichc Affen mischen sich von Zeit zu Zeit in die
mnntere Gesellschc,ft. Hier reitet eiuer auf einem Kameele,
dort äff't cr die feinen Stellungen eines anmutigen Knaben
nach, hier wieder giebt er mit den langen Fingern den Takt
zn den Tönen der Mnfik. Es ist cin frenndlicher Humor iu
dem Werke, umso höher anznschlagen, als cs der Meister ent-
warf, während er, seiner Kinder beraubt, mit trnbster Not rang.
Und nnn ziehen neue Gestalten vorttber, nicht wie dic
vorigcn in ttbersprndelnder Lebensfrende, sondern im lveihe
votlem Ernft. Einzelne dicser Gruppen sind von grofier Schön
heit. Anf kttnstlerische Weise ist ttberall die Begetation zur
Ornanicntik verwendet: Pflanzeii, natnrgetren gezeichnct, cr-
scheinen dennoch wie Gruppen abschliefiender Arabesken. Jede
Grnppe ist verbnnden mit der nächsten dnrch ein Band, eine
Schleife, einen Palmenzweig oder ühiiliches. Den Abschlufi
erhält der Fries durch die Gestalt der Sphinr, die vor den
Thoren des Tempels der Huinanitüt licgt.
„Uer L8perL uck 38tra" fcheint mir fchon seiner Jdeenfttlle
wegen ein hochanznschlagciides Wert. Diefcnbach arbeitet be-
reits an einer zweiten Ansstellung für Baden, die ültere nnd
^ nene Bilder sv geordnet uinfassen soll, dafi sie ebenfalls eine
. Entwicklungsgeschichte seines Lebens darstellcn. Über sie, dic
ich in der Werkstatt des Kttnstlers gesehen habe, heute nur,
dafi einige davon zu den schönsten Gaben des Mannes ge-
hären. j?aul wilhelm.
SprecksrtAl.
Untcr sachlicher verantwortung der tzerren Linsender.
Über das Material
Der Direktor des konigl. Konservatoriums in Drcsdeu,
Prof. Krantz, hielt Ende November vorigen Jahres im
Gemeinnützigen Verein cinen Vortrag „über Musik und
Musikunterricht". Jm Anschluß hieran seien mir die fol-
genden Bemerkungen gestattet.
Es wuchert auf dem besprochenen Gebiete eiu Krebs-
schaden, den man aus Unkenntnis oder Gleichgültigkeit zu
*) Dieser Beitrag kommt wegen Überhäufung mit anderen
Matenal erst jetzt zum Abdruck; er war uns bereits vor
längerer Zeit eingesendet. Aw.-T.
zum Alavierunterricht. *
wenig beachtct, der aber mit Entschlossenheit uud ohnc
, Riicksicht bekämpft werden »ittßte, wenn man dem so oft
gewünschten Ziele etwas uäher kouimen will. Jch denke
an den ungeheuren Ballast von wertloseu, schlechteu Ncu-
! fikalieu, die im Umlauf sind, und von deneu so vieles im
Unterrichtsplan eine feste, doch verderbliche Stelle nach
uud nach erlangt hat. Schlechte Bücher verderben gute
Sitten, und schlechte Musik untergräbt das uatürliche und
edle Empfinden. Es ist daher uicht verwunderlich, dafi
I Musikschttler, die mit unpädagogischem Lehrmaterial ge-
— igZ —
und Worte seine Natur ergiebt, wie er ttber die Kunst
denkt, wenn er überhaupt über fte denkt und es mir sagen
will, und was er eben schafst, siir unsere nächste Ausstellung
oder sür auswärts. Äch werde dabei nicht nach dcni Nange
und werde ohne Ordnung verfahrcn, wic ich es gerade tresse,
unbekümmert um die Schulen, wenn ciner nur mit Ernst
und diebe Künstlcr ist"
WUener Hrunstbrlek. Es ist noch nicht tnnge her,
daß im Wiener Kunstverein die Aufstellung der Diefenbach -
schen Gemälde geschlossen wurde. Die aus eigentttmlichem reli-
giösen Empfinden erwachsenen Bilder haben hier vicl Bewun-
derung erregt. Nun hat sich der Meister nach Baden begebeu.
Aber er kann nicht rasten, und seincm Eifer, wie vielleicht
seiner Notlage, verdankt Baden, was es bisher wohl noch
niemals gehabt, eine bedeutsame Knnstausstellung. ,-ker aspera
»cl LLtrs" heißt der meterhohe, 68 Mcter lange Fries, den
der Meister hier zum erften Mal ausgestellt hat. Jn dieser
Zeitschrift, welche die Zeichen des Kommenden zu dcuten sucht,
darf äuch von ihm wohl gesprochen werden. Die an Diefen
bachs klarer Zurechnungsfähigkeit zweifeln, thnn sehr nnrecht.
Wir können seine ethische Weltanschauung hier nicht anf ihrc
Richtigkeit prüfen, wir könncn abcr aufs illeue feststellen, dafi
er ein ebenso cigenartiger wie erfinderischer und phantasie-
voller Kopf ist. Viele bezcichnen ja solche Leute als Träumer
und Phantasten oder, ehrlicher noch, als Narren. Unsere
Zeit taugt auch, sagen wir es offen heraus, „leider" nicht
nicht mehr fttr das Märchcn und alles was ihm ähnlich ist.
Erfrcut nns eines wirklich einmal — es findet doch in unserem
Jnnern die Grundlage nicht mehr, in der es Wurzel fassen
und weiterblühen könnte. Denn sinden wir uns in einer
Waldeinsamkeit, fo saßt uns anch schon der Gedanke: „Wir
haben uns verirrt!", und wir trachten schnell anf die Fahr-
straße zurückzukommen, auf der wir unsere Gesellschaft finden.
Diescnbach, der Einsiedler von Hellriegelskrcuth, meidet
diese unsere „Gescllschaft", nnd sucht an den engeren Pfaden
verschlungenen Waldcsdunkels feine Blnmen. Gerne möchte
er auch die Übrigen die gleichen Pfade siihren, doch die Ant-
wort lautet meist: „Sehr fchön, wunderschön, herrlich — aber
— aber —Über diese „Aber" hinwegznbringen, betrachtet
er als seine Mission.
„ker S8pera ack L8trs". Diefe Pilgerfahrt ftthrt er denn
auch in seinem Friese vor, und cr hat dem Gemälde auch einc
poetische Begleitschrift mitgegeben. Ja, er zeigt uns seine
Malerei mit Musikbegleitung. Jn vielen Fällen wiirde das
sehr bedenklich crscheineu, in diesem ist es angebracht. Denn
es trügt nicht wenig dazu bei, die Seete von dem umgebenden
Wirklichen loszulöscn, um fie der wunderfamen Phantasie-
welt des Künstlers geneigter zu machen.
Die Bilder sind als Silhouetten gezeichnet. Gruppe reiht
sich an Gruppe, unterbrochen von Einzelgestalten, die, anch
wieder in strenge knnstlerische Ordnung gefügt, die Teile zu
! einem Ganzen verbinden. Mit haarscharfer Genanigkeit sind
l die Schwarzgestalten nmrisfen, und wir habcn trotz schärfster
Bctrachtung keinc Berzeichnung bemerken können. Denn in
der Behandlung des nackten Körpers ist Diefenbach sehr tttchtig.
Und was auf anderen Gemälden leicht bedenklich gewirkt
hätte, läßt bei solcher Behandlung den Gedanken an Unedlcs
nicht aufkommen. Es ist eine wahrhaft paradiesifche Ber-
sammlung, und das Empfinden des seligsten Frohsinns kann
schwerlich in reizvollerer Weise zum Ausdruck kommen.
Munterc Kindergestalten ziehen vorbei, spielend, singend,
tanzend. Keines dieser Pttppchen gleicht dem anderen, und
hundertc von Kindergesichtern sind da, jedes neu, jedes rciz-
voll, und das Ganze vvn bezwingendcr Anmut. Nur drei
Gesichtchen kehren öfters wieder, die von Helios, Lucidus und
Stella, den Kindern Diefenbachs. Da finden wir sie gerade
> beim Tnrnen: ttbereinander steigen und springen sie wie Akro
baten. Possirlichc Affen mischen sich von Zeit zu Zeit in die
mnntere Gesellschc,ft. Hier reitet eiuer auf einem Kameele,
dort äff't cr die feinen Stellungen eines anmutigen Knaben
nach, hier wieder giebt er mit den langen Fingern den Takt
zn den Tönen der Mnfik. Es ist cin frenndlicher Humor iu
dem Werke, umso höher anznschlagen, als cs der Meister ent-
warf, während er, seiner Kinder beraubt, mit trnbster Not rang.
Und nnn ziehen neue Gestalten vorttber, nicht wie dic
vorigcn in ttbersprndelnder Lebensfrende, sondern im lveihe
votlem Ernft. Einzelne dicser Gruppen sind von grofier Schön
heit. Anf kttnstlerische Weise ist ttberall die Begetation zur
Ornanicntik verwendet: Pflanzeii, natnrgetren gezeichnct, cr-
scheinen dennoch wie Gruppen abschliefiender Arabesken. Jede
Grnppe ist verbnnden mit der nächsten dnrch ein Band, eine
Schleife, einen Palmenzweig oder ühiiliches. Den Abschlufi
erhält der Fries durch die Gestalt der Sphinr, die vor den
Thoren des Tempels der Huinanitüt licgt.
„Uer L8perL uck 38tra" fcheint mir fchon seiner Jdeenfttlle
wegen ein hochanznschlagciides Wert. Diefcnbach arbeitet be-
reits an einer zweiten Ansstellung für Baden, die ültere nnd
^ nene Bilder sv geordnet uinfassen soll, dafi sie ebenfalls eine
. Entwicklungsgeschichte seines Lebens darstellcn. Über sie, dic
ich in der Werkstatt des Kttnstlers gesehen habe, heute nur,
dafi einige davon zu den schönsten Gaben des Mannes ge-
hären. j?aul wilhelm.
SprecksrtAl.
Untcr sachlicher verantwortung der tzerren Linsender.
Über das Material
Der Direktor des konigl. Konservatoriums in Drcsdeu,
Prof. Krantz, hielt Ende November vorigen Jahres im
Gemeinnützigen Verein cinen Vortrag „über Musik und
Musikunterricht". Jm Anschluß hieran seien mir die fol-
genden Bemerkungen gestattet.
Es wuchert auf dem besprochenen Gebiete eiu Krebs-
schaden, den man aus Unkenntnis oder Gleichgültigkeit zu
*) Dieser Beitrag kommt wegen Überhäufung mit anderen
Matenal erst jetzt zum Abdruck; er war uns bereits vor
längerer Zeit eingesendet. Aw.-T.
zum Alavierunterricht. *
wenig beachtct, der aber mit Entschlossenheit uud ohnc
, Riicksicht bekämpft werden »ittßte, wenn man dem so oft
gewünschten Ziele etwas uäher kouimen will. Jch denke
an den ungeheuren Ballast von wertloseu, schlechteu Ncu-
! fikalieu, die im Umlauf sind, und von deneu so vieles im
Unterrichtsplan eine feste, doch verderbliche Stelle nach
uud nach erlangt hat. Schlechte Bücher verderben gute
Sitten, und schlechte Musik untergräbt das uatürliche und
edle Empfinden. Es ist daher uicht verwunderlich, dafi
I Musikschttler, die mit unpädagogischem Lehrmaterial ge-
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