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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 6.1892-1893

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Heft 13 (1. Aprilheft 1893)
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Lose Blätter
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Zeitungsschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11727#0212

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F..


solche Vereine im allzustolzen Selbstbewußtsein sich von
größeren Vereinigungen, wie von den Gaubünden und
dem allgemeinen deutschen Sängerbunde fernhalten und
somit jegliche Fühlung mit dem Allgemeinen verlieren,
dann musz man wohl mit dem zu Anfang erwahnten
Artikel des »Chorgesangs« übereinstimmen, daß die Gründung
der vielen Lehrergesangvereine vom Übel ist, daß sie viel-
sach cine gereizte Stimmung in den Sängerkreisen gegen
sich hervorgerusen, weil sie thatsächlich, wenn auch nicht ab-
sichtlich, dem deutschen Männergesang geschadet haben. Darum
hinweg mit jener Einseitigkeit und Ausschließung von der
Allgemeinheit; wer ein cchter Lehrer des Volkes sein will,
der sördere und stütze die bürgerlichen, aus dem Leben
und Streben des deutschenVolkes hervorgegangenen Männer-
gesangvereine."

^ Dem Ibervorruk aus ofsener Szene zu folgen, ist
an den Berliner Hoftheatern vernünftiger Weise verboten.
Aber die Künstler schmerzte das gar sehr; die Solisten
des Opernhauses haben jetzt ein Gesuch um Aufhebung
des Verbots an die Jntendanz gerichtet. „Es wäre in
höherem künstlerischen Jnteresse sehr zu beklagen", schreibt
dazu die Leßmannsche Mufikzeitung mit bestem Recht, „wenn
von der obersten Theaterbehörde dem Kültus der persön-
lichen Eitelkeit die erbetene Freiheit wirklich wieder zuge-
standen würde. Angeblich sollen die Bestrebungen der Opern
solisten um Aushebung des Verbotes an die Anwesenheit
Mascagnis anknüpfen, bei welcher Gelegenheit Herr Bulß
gewaltsamdieHausordnunghabedurchbrechenmüssen, umeinem
Hervorrufe mit Nkascagni Folge leisten zu können. Nun,
hat etwa der Spektakel, mit dem Maseagni gefeiert wurdc,
zur Erhöhung der künstlerischen Wirkung seiner Werke bei-
getragen? Und wenn schließlich ein Jtaliener der Sitte
seines Heimatlandes gemäß damit zufrieden ist, daß seine
eigenen Werke mit Aufgebung der künstlerischen Jllusion zur
Aufsührung gelangen, so folgt daraus noch lange nicht,
daß in Deutschland ernste Künstfreunde sich den Genuß
von echten Künstwerken durch das widersinnige lärmende
Hervorrufen der darstellenden Künstler während der Vor-
stellung verkümmern lassen müssen. Schlimm genug, daß
Künstler glauben können, ihrer selbst wegen auf der Bühne
zu stehen und ihrer selbst wegen gefeiert zu werden. Man
überlasse die barbarische Sitte des Hervorrufs der Dar-
steller während der Vorstellung solchen Veranstaltungen,
die eine kunstlerische Täuschung der Zuhörer oder Zuschauer

gar nicht bezwecken: wo letztere aber beabsichtigt wird,
müssen die Persönlichkeiten der Darsteller hinter die dich-
terischen Gestalten des Kunstwerkes zurücktreten, um nur
dem Genius des schafsenden Künstlers zu dienen, nicht aber
dem eigenen Jch. Müssen, wie so oft von Beteiligten
behauptet worden ist, die darstellenden Künstler wirklich erst
. ans dem Beifallsgejohle der großen Menge Befriedignng,
künstlerische Begeisterung und Anfeuerung zu neuen Thaten
saugen, nun, so gönne man ihnen am Schlusse eines Werkes
die Wonne, aus den olympischen Höhen, von denen aus
sie soeben noch die Menge ergrissen, gerührt, erhoben und
erbaut hatten, herabzusteigen und als Frl. T und Herr P
in buntem Gewande mit selbstzufriedenem Lächeln und
demütig gebeugtem Rücken dafür zu danken, daß man ihnen
gestattet hat, für einige Stunden Verkünder hoher dich-
terischer Gedanken, Träger tiefer künstlerischer Empsindungen
zu sein."

» Der Berein „Oeue Frele wolksbübne" in Berlin
ist in stetem Wachstum begrifsen; aus den Mitteilungen,
die er herausgiebt, ist zu ersehen, daß ein einziges Mit-
glied in kurzer Frist dreißig, und mehrere andere Mit-
glieder je zehn neue Teilnehmer geworben haben. „Wie
licht und frühlingshaft würde es um unsere Literatur, um
unser Theater im Allgemeinen bestellt sein," meint dazu
einer, der über den Sinn sür wirkliche Künst in unserm
Volke seine Erfahrungen gesammelt hat, „wenn eine gleiche
Künstfreundschaft unter den Ständen herrschte, die Herr
Miqnel mit mehr als t200 Mark Einkommen einschätzt."

* wersleicreruugLN. Bom t t- April ab wird bei H. G.
Gutetünst in Stuttgart eine tzrs Nummern umfassende Samm-
lung von Kupserstich en, Radirungen, Holzschnitten,
Zeichnungen alter Meister und Bücher versteigert.
Der KaLalog (3 Mk.) bringt Nachbildungen von acht Spiel-
karten eines unbekannten Meisters aus dem Jahrhundert,
dic Büste einer jungen Frau von H. S. Beham, die Bildnisse
Karls V. nnd des Sultans von I. Binck, des wirklichen Originals
des alten Schäsers von G. Campagnola, von Robettas' Herkules
und schließlich dreier Zeichnungen von Dürer, darunter das mit
der Jahreszahl gezeichnete Frauenbad. — Bei Rudols

Bangel in Frankfurt wird am zo. April Jakob Hosfs
künstlerisch er Nachlaß versteigert. Der mit Lichtdrucken
ausgestattete Katalog ist von dem Bersteigerer zu beziehen. —
Bei Lepke in Berlin kommt am tt- d. Mts. die Gemälde-
Galerie H. I. Degens van Kervendomk aus Amster-
dam unter den Hammer — eine umsassende Sammlnng von
Bildern alter holländischer Meister. Der Katalog enthält etwa
20 Lichtdrucke und Autotypien nach den besten Stücken.

^ ^ Lettung

Nllgemeineres. (Aünftlerisches Schaffen) F. v. Hausegger,
kseimgarten 7. — (volkst. Aunst) H. Hudor, Das 20. Iahrh.
Aprilheft. — (D. Leidenschaft i. d. Runst) H. Scham,
Dresdner Wochenbl. 9. — (Die Rorruption d. Riinste) U.
Hförtner, Antikorruption 23. — (Metaphorisch u. rhetorisch)
A. Biese, Ztschr. s. vergl. Lit. z. 2 —

DtcbtUNg. (Der Lid i,m Drama) w. Bormann, Ztschr. f.
vergl. Lit. j. 2. — (Über den Einfluß d. ital. Lit. a. d.
ungarische) H. v. wlislocki, ebenda. — (Das „Doppel-Ich"
i. d. neuesten französ. Lit.) Ldm. Roisset, Nord u. Siid

— (Heinz Tovote) f H. Schettler, Gesellsch. 3. — (Georg
Herwegh) Th. Lbner, Nord u. Süd (92. — (F. v Sallet)
G. westenberger, Beil z. Leipziger Z. 22. —

Tbeater. (Belrachtungen über moderne Schauspielkunst) S.
Moldauer, Gesellsch. 3. — (wie die Meininger ein neues
Stück aufführen) I. v. widmann, Schweizerische Rdsch. 3.

— (Karl Seydelmann über Schauspielkunst) 2l. v. winter-
seld, Frkf. Z. 76. -

s s c d a u.

/Ildusik. (Der Gesang als Mittel d. Musikererziehung) I. M.,
N. M. I. 5. — (Tinel u. Mascagni) H. Reimann,
Magazin zo. — (Sullivan) E. Bohn, Nord u. Süd (92. —
Händel als Schnellkomponist) F. Thrysander, Iukunst 27. —

HZilbeude Iküuste. (Aus dem römischen Runstleben- G
Harnack, Beil. z. Allgem. Z. ^7. — (Alte u. neue Runst-
geschichte) R. Muther, R. s. A. (3 f. — (Ios. wenglein)
y F. Hecht, ebenda (2 — (wanderungen antiker Denk-
mäler) j). Habel, Nord u. Süd (92. — (Das Geheimnis
d. leonardesken Gemälde in valencia) L. Iusti, Repert.
f. Runstw. z. 2. — (D. ant. Triumphb. in Italien- H.
wölfflin, ebenda. — (D. deutsche u. niederl. Rupserst. des
(5. Iahrh.) M. Lehrs, ebenda. — (Studien z. Gesch. der
Ulmer Malersch.) si M. Bach, Ztschr. f. bild. R. 6. —
(D. Tiefstich aus Holz) ff R. Röhler, ebenda. — (D. Hasen-
haus in wien) ch I. Leisching, ebenda. — (Hietro Aretino
als Maleri A. Schultheiß, Runstchronik (5. — (Hendrich
u. d. mythol. Malerei) G. Bie, westerm. Mh. ^39. —

2.^ V» l4- » Wllde, Ikünstler» rede niebt. Nuudscbau. Dichtung. Schöne Literatur XVII. — Theater. Schriften
^lll)(lll, . znr Bühnen-Resorm. (Schlnß.) Wichtigere Schauspielaufführungen XMII. — Musik. Wichtigere Musik-
aufführungen XIII. Musik-Literatur XI. Neue Schristen über Wagner. (Schluß.) — Bildeude Küuste. Kunst-Literatur V.
— Vermischtes. Friedrich Nietzsche. Lprecbsaal. Jn Sachen der'„Aufbrütesamen". Lose iüZlätter. Lüttuugsscbau.



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