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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 6.1892-1893

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1892)
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Lose Blätter
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Zeitungsschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11727#0084

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er die Werkstatt oder den Arbeitsplatz, die Thätigkeit und
die Gewohnheiten irgend eines Handwerkers oder Arbeiters
schildert, mit Anschaulichkeit und wahrhaft verblüffender
Präzision seine Beobachtungen wiedergiebt. So wie Zola
einc Schmiede-, eine Schlosser-, eine Goldarbeiterwerkstatt
inalt, so sieht es auch wirklich darin aus und vor allen
Dingen auch im Reden und Handeln der Handwerker
selbst". Die Forderung, daß der Dichter genau die Ver
hältnisse kennen lerne, in denen sich sein Werk bewegen
soll, mag philiströs erscheinen, aber, in der That, sie ist es
nicht. Nur auf Grund zahlreicher und glücklicher Beobach-
tnngen kann des Poeten Phantasie ihre Welt so körperlich
aufbauen, daß stch unser Bewußtsein in ihr bewegen kann,
als wär es die wirkliche, die uns im Raume umgiebt.
Darin, daß unsre deutschen Verfasser sozialer Dichtungen
das viel weniger beachten, als z. B. ihre französischen
Berufsgenosseu, liegt nicht zum kleinsten Teile die Ueber-
legenheit dieser letzteru begründet. Die Maler glauben es
auch bei uno nicht mehr, daß man Bären, Löwen, Menschen,
Hänser, Zimmer nnd Werkstätten „aus der Tiese des Ge-
müts" bilden könne, die Dichter glauben es uoch ost geuug.

* An der /ip>üncbner Ikünstlerschntt spitzen sich die
Verhältnisse immer mehr zu. Nachdem dort die Regierung
die Bedingnngen der Sezesstonisten bezüglich der Drgani
sation einer von der Regierung zu veranstaltenden Aus-
stellung zurückgewiesen hat, hat der „Berein bildender
Künstler" seine Beteiligung an einer nach den Jdeen
der Regierung zu veranstaltenden Ausstellung abgelehnt
und dies dem Staatsministerium in einem Schreiben mit-
geteilt. Die Künstlergenossenschast macht setzt bekannt, daß !

sie die nächste Jahresausstellung wieder wie früher, nnr
ohne die Sezessionisten, die einzeln sedoch keineswegs aus
geschlossen sein sollen, unternehmen würde. Nicht unmöglich,
daß die Verhandlnngen mit Dresden und Frankfurt wieder
aufgenommen werden.

» lDersletgerungen. Die bekannte „Galerie B. in
B." (wir wissen nicht, weshalb der Name nur so geheimnis-
voll angedeutet wird) soll am 12. Dezember bei Rudolf Bangel
in Fraukfurt a. M. versteigert werden. Ein mit 28 Licht-
drucken versehener Katalog (Pr. M. 4) giebt nähere Auskunft
über die Badener Galerie, die E. M. Vacano in einem längeren
Aufsatze als eine „Mnstergalerie" hehandelt hat. -„Die Grund-
idec derselben ist, ein vollständiges Lehrbuch, eine Musterkarte ^
einer bedeutsamen, intensiv wirkenden Malerschule oder viel- >
mehr einer Maleransiedlung zu sein, und zwar: der Karls- i
ruh er. Das verleiht dieser Privatgalerie ihren kulturhistor-
ischen Wert." Und das verleiht ihr einen künstlerischen, „daß

Aeitung

DtebtUNg. (Friedrich Pölderlin) A. Stern, Grenzb. -12. —
(Theodor Fontane) H. Tchlenther, Magazin -zs. — (I. B.
Iacobson) G. Brandes, Frkf. Z. Z<8 f. — <Anna Nitschke)

H. Barsch, Gesellsch. <<. — (Goethe u. d. Brüder Grimm)
Grenzb. — <A. Aolzow Beil z. Allgem. Z. 263 - ,

(Die verlobten) M. Landau, Ztschr. f. vergl. Literaturgesch.

5 f. —

Tbeater. (Theaterreformen) L. Lier, Grenzb. H7 f. — (Das
tragische und die Tragödie) v. valentin, Ztschr. f. vergl. !
Literaturgesch. 5. — (Aarl Nalß u. d. Frankfurter Lokal-
stück) L. Dolthof, Frks. Z. 337. — Romödien v. d. Pochzeit
zu Ranai N). Rawerau, Beil. z. Allgem. Z. 262. — <Lin
Uhrmacher über Neister Balzer) F. Lorenzen, Die Zukunft
9. — <Zu Goethes Bearbeitung v. Romeo u. Iulia) Eugen
Rilian, Beil. z. Allgem. Z. 250. —

die Vollstündigkeit nie auf Kosten des Kunstwertes gewonnen
wurde". Der Besitzer war übrigens ein zu entschiedener Bilder-
freund, als daß er nicht auch Gemälde anderer Schulen an-
gekauft hätte, wenn sie ihm besonders gefielen, und so finden
wir in unserm Kataloge außer den Karlsruhern anch neuere
Düsseldorfer, Berliner, Münchner, Wiener Meister mit treff-
lichen Werken vertreten und von älteren noch Braekelaer,
Calame und Schirmer.
s verkebr.

L. R. in D. Nein, wir gehören ganz und gar nicht zu
den Bewunderern Strakoschs. llnser Mitarbeiter Lier schreibt
im „Dr. Anz." über den Mann u. a.: „Was wir in der Be-
sprechung des ersten Abends als mit unseren Anschanungen
von der Kunst des Bortrages unvereinbar aussetzen mußten,
das Pathos und das Schwelgen im Wortklang, erschien gestern
oft auf eiue unleidliche Spitze getrieben, so daß das Bewnßt-
sein der natürlichen Sprechweise, die nnn einmal immer die
Grundlage jedes künstlerischen Vortrags bleiben muß, voll-
ständig verloren zu sein schicn. Am schärfsten trat
dieser grundsätzliche Fehler bei dem Vortrage der beiden
Heineschen Dichtungen »Belsazar« und »Die beiden Grenadiere«
hervor, die anßerdem bewiesen, daß der Vortragende nicht ge-
neigt ist, sür die Rezitation epischer und dramatischer Werke
verschiedene Gesetze anzuerkennen. Und doch wird man für
die ersteren allenthalben danach streben müffen, den Grnndzug
des Erzählenden, des Berichtenden energisch zu wahren nnd
in der dramatischen Belebung des Dialoges nicht weiter zu
gehen, als sich eben mit dem epischen Charakter des Werkes
verträgt. Strakosch macht aus einem epischen Werke eine
dramatische Szene, ja, er spricht die rein erzählenden, schildern-
den Teile in einer Betonung, die durch deklamatorischen Pathos
den schlichten Grundton dcr Erzühlung völlig verwischt, und
thut durch ein Übermaß an Gesten und an Mienenspiel, das
durchaus nicht gefällig wirkt, ein Übriges, um den Charakter
der Dichtung zu verwischen. Das mag dem nicht denkenden
Hörer als eine besondere Leistung der Rezitation erscheinen,
j wer aber ein Gefühl für die Notwendigkeit besitzt, die dichter-
ischen Gattungen in sich rein zu halten, wird darin eine künst-
lerische That nicht erblicken können." Das ist unserer Mein-
ung nach eher zn milde, als zu scharf. Ja, wir zögern nicht
mit dem Bekenntnis: Strakosch erscheint nns als einer der
Hauptvertreter jener grenzenlos äußerlichen und geistesöden
Virtuoserei, die bei uns die Kunst des Vortrags von Dicht-
ungen zu erbürmlicher Tiefe heruntergedrückt hat. Wollen Sie
unsere Privatansicht über die ganze Sache hören, so lesen Sie
den Leitanfsatz „Das Vorlesen von Dichtungen" <Kw. III, 13).

k). L. in D. Wir besprechen als „wichtigere Schauspiel-
aufführungen" im Allgemeinen nur die ersten Vorstellungen
neuer Stücke in deutscher Sprache, gleichviel an welchem Orte
sie stattfinden. Schönthans „Goldenes Buch" hat seine Erst-
aufführung längst anderswo als in Dresden erlebt und ist so-
^ mit auch längst im „Kunstwart" besprochen worden.

Mehreren. Eine „ W eih n a ch t ss ch an ", d. h. Be-
sprechungen über Werke, die zu Geschenken geeignet siud,
bringen wir im nächsten Hefte, das frühzeitig erscheinen wird..

s s c b a u.

/Hduslk. (Bemerkungen üb. d. räuml. Darftellung d. Ton-
verhaltnisse) A. Michalitschke, N. Z. f. M -t6 's. — (E.
T. A. Hoffmann als Musiker) A. Lock, Beil. z. Allgem.
Z 255. -- (Lrinnerungen an Rob. Franz) R. Minzer, Tgl.
Rdsch. 267. — (Rob. Franz) Tß Eittard, N Berliner N.
Z. (Rarl Löwe als Schöpser eines deutschen Balladen-

Stiles M. Hlüddemann, Lyra -z ff.

Ktldende Ikünsle. (Die Farbe in der griechischen Hlastikj
dl. Schmid, N. Zürcher Z. 302. — (Feuerbachs Decken-
gemälde f. d. Aula d. IViener Akademie) ff T. v. Lützow,
Ztschr. f. bild. R. 2. — (Farbendrucke a. d. <6.—<8. Iahrh.)
R. S., Berl. Tagebl. 5^8. — (Schlußbetrachtung über d.
Münchener Ausst.) Allgem. Z. 306. — (Farbensinn und
Akademiestaub) 6. Hudor, Dresdner Mchbl. 39. —

* ^lNicres über bie Gper, von Tritonus. Mundscban. Dichtung. Schöne Literaturix. — Theater.
» Die Frage der Theaterreform. Wichtigere Schauspiel-Aufführungen XXXVI. — Musik. Johannes
Brahms. Wichtigere Musikaufführungen V. Musik-Literatur VI. — Bild end e Kü n ste. Karl Stauffers Kunstanschnung.
Zur Eduard Munch-Ausstellung. Lose Llütter. Leilungsscbau.
 
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