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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 6.1892-1893

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Heft 17 (1. Juniheft 1893)
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Rundschau
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Lose Blätter
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Zeitungsschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11727#0276

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Allem zeichnen die harten Züge, welche und Elend
in den untersten Schichten der Gesellschaft ausgebildet haben.
Jch erinnere nur an Uiberas plattsnhigen Bettler im
Louvre und an die wein- und wetterfesten Burrachos des

Vom Mute.

Wenn du eingeschlummert bift, mein kleiner
Ramerad, so leg den Roxf ich heimlich
Dicht an deine zarte Kinderbrust
Und belausche mit geschlossnem Auge,
was im bserzen läutet dir und singt.

Und ich seh dein bserz, wie es mit feinen
Rhythmen seine roten, leisen, guten
wogen sendet — noch durch breitre Straßen,
Dann durch engre wege und aus Ichmalste
Psade: daß bei jedem seiner Schläge
Durch das ganze kleine Reich ein srohes
Zittern geht, giebt's Botschaft doch den Fernsten,
Daß der bserrscher gütig sür sie sorgt.

Denn auf wunderzarten Schiffchen, lächelnd
Kommt das Leben auf der Flut geschwommen,
Neues Leben, immer neues Leben.

Grüße bringt's vom weiten, Rraft und Blühen,
während ftill sich einschifft, was nur Ruhe
Noch begehrt, daß es die treuen wellen
Ulit sich hin zur heilgen Stätte tragen.

Ia, sie wallen sriedlich heim zum bserzen,
Tragen leise dann die stummeu Reste
Auf den Altar, und in reinen Flammen
Schweben sie hinaus ins Ungernessne,

Daß in fernen welten sie, in andern
Formen neu znm Atmen auserstehn —
während weiter dir durch alle Adern,
Ukenschenkindlein, Tod und Leben Areisen
Aus den roten, leisen, guten wellen.

Rind, in Andachtsschauern sromm verehre
Ich in dir das große Sein des Alls,

Wie es sich in seinem heilgen Welten-
Blute sxiegelt, das auch dich durchströmt
Mit der sonnentstammten Lebenswärme

Velasquez. Daneben erquickt uns andalusischer Sonnen-
schein in den Straßenjungen Murillos, aus deren Lumpen
die Lehaglichste Daseinsfreude blickt.

(Schluß solgt.)

Auf den roten, leisen, guten wellen.

Und so lieb ich dich, wie ich die Menschheit
Und die Erden und die Sonnen liebe,

Die im bserzen läuten dir und singen.

Ferd. Nvenarius.

* Die Äusserungen des Ikatsers über Werliner
Ikunstverbültnisse» die in Rom gesallen sind, werden in der
Tages- und Wochenpresse lebhaft besprochen. Wir unsrerseits
sehen zu großen Erörterungen keinen Grund. Abgesehen davon,
daß nns auch über diese Aussprüche, wie über so viele des
Kaisers, ein genügend sicherer Bericht nicht vorliegt: es handelt
sich im vorliegenden Falle doch wieder nur um die Aussprache
der Privatmeinung eines Laien in künstlerischen Dingen, die
durch autoritative Stellung in anderer Beziehung an Gewicht
nicht gewinnt. Zudem allem Anscheine nach nicht einmal um
eine gefestete Privatmeinnng, sondern nur um den Ausdruck
einer vorübergehenden Stimmung: — manches von dem, was
der Kaiser gesagt hat, läßt sich mit Handlungen von ihm nur
unter solcher Annahme vereinigen. Bespricht man also in
Künstlerkreisen derlei Äußerungen des Kaisers, als handelte
sich's um Haupt- und Staatsreden, dankbarst akzeptirend hier,
ehrfurchtvollst sich verwahrend da, so erniedrigt man damit,
scheint uns, erstens sich selber und zweitens den Kaiser, dessen
Gelegenheitsworte man mißt, als wären sie sorgsam ausge-
arbeitete Urteile. Die thatsächlichen kaiserlichen Eingriffe ins
Getriebe der Kunst gaben wahrlich seit Jahren und geben noch
genug Stoff zur Kritik — wir erinnern nur an den Fall Begas
und den Berliner Dombau: hier hatte und hat man genügenden
Platz, den berühmten Mannesstolz vor Königsthronen zu
zeigen. Servil wie das Schweigen dort, ist das Schwatzen
und Wichtigmachen hier.

* Dank. Auch aus den Kreisen der Leser unsrer Zeit-
schrist sind mir nach dem Hinscheiden meiner Mutter zahlreiche
Beweise der Teilnahme zugegangen. Jch bitte, mir zu erlauben,
daß ich den Ausdruck meines herzlichen Dankes auf diese
Zeilen beschränke. F. Avenarius.

Lose Mätter

E ^ Te^tungsscdam

Nllgemeineres. (psychol. u. Asthetik d. vor. Fahrh. in ihrem
gegens. verhältnisse) A. wünsche, Beil. z. Allgem. Z. z2Z f.

— (Das volk und die Runst) H. Brandt, Atelier 6z. —
(Fdeale) v. Rott, Atelier 62. — („Giebt es Humor?") R.
Maria werner, Deutschc Dichtung z. —

Dtebtung. (D. Gesch. d. römischen Poesie und ihre neueste
Darstellung) Beil. z. Allgem. Z. (20 s. — (Iacopo Sanna-
zaro) R. Meyer, Schweiz. Rdsch. 5. — >Tristopher Alarlowe)
I. Hart, Tgl. Rdsch. (26. — (Goethe,. Gries u. F. R. Aleyer)
R. Th. Goedertz, Nord u. Süd (Zz. — (A. Rausmann) H. >
Hüffen, Röln. Z. Z98. — (Gottfried v. Leinburg) L. R., .
Beil. z. Allgem. Z. (32. — (Der Lehrer in der deutschen
Dichtung) G. Ricek-Gerolding, Deutsches volksbl. (578. —
Tbeater. (Urlaub am Theater) L. Hartmann, Dresdner Z.
(05. — (Der versall der deutschen Bühne) A. v. westarx,
Deutsche Nationalbühne (. — („Ein deutschos Schauspiel-

haus") M. Martersteig, ebenda. — (Das dtsche. Schauspiel
d. letzten Sxielzeit) D. Neumann-Hofer, v. Fels z. Ul. (0. —
/Ildusik. (Beethoven u. weber) R. plato, N Z. s. M. (8.
(9. — (P. Lornelius in München) p. Simon, N. Z. f. M.
20/2(. — (Die erste Aufführung des Barbiers v. Bagdad)
R. Pohl, ebenda. — (Fugendxorträt Liszts) V. Leßmann,
Allgem. M. Z. 2(/22. - (Berling) R. ssohl, N. Berl. M.
Z. 2(. — (wagners buddhistischer Drama-Gedanke) F. v.
Santen Rolff, ebenda (9/2(. -- (D. kgl. Musikinstrumenten-
Sammlung in Berlin) G. Bix, 2lllgem. M. Z. (8 ff. —
Mldende Ikünste. (Stauffer-Bern) H. L. v. Berlepsch,
Beil. z. Allgem. (3( ff. — (Tilgner) L. Pietsch, Nord u.
Süd (9z. — (G Donner) 2(. Ilg, Fckf. Z. (-(5. — (Das
neue Museum v. S. Maria del Fiore in Florenz) O. Harnack,
Beil. z. 2lllgem. Z. (2(. — (Meissonier) Röln. Z. 355. —
(Schacks Böcklin-Gallerie) O. I. Bierbaum, Magazin (8. —

* 2.ieder undLlederkomponisten. — Ikundscbau. Allgemeineres. Reines Deutschtum in der Kunst.
(Schluß.) — Dichtung. Schöne Literatur. XX. — Theater. Wichtigere Schauspielaussührungen. XRVI.
Zur Kenntnis der Theatersklaverei. — Musik. Wichtigere Musik-Aufführungen. XVI. Beethovensest. — Bildende Künste
Die Berliner Kunstausstellung. Deutsche Kunst in Chicago. Kunstliteratur. VI. Kunst und Armut. (Fortsetzuna statt Schluß.)

Lose Wlätter- — Leitungsscbau.
 
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