übernehmen werden". Es ist der Ianuner der oft geradezn
unsittlichen Kontrakte und vor allem der einpörenden
Agentenwirtschaft, gegen den das Blatt vorgehen will.
- Mit den itAlieiuscben Wübnen geht es iininer
fchlechter. Das Nazione-Theater in Roin ist nach vier
Ausführungen von Flotows „Schatten" geschlofsen worden,
dieweil der Direktor durchgegangen ist. Mit einem Fehl-
betrage von 20 000 Lire hat das Teatro Sannazoro zn
Neapel fein Dasein beendet. Jn der neu eröffneten Arena
Garibaldi zu Livorno endete die Freude nach wenigen
Borstellungen. Das Theater zu Gatania steht vor dein
Zufaminenbruch; in Biareggio und Asti sucht man ver-
geblich nach ncuen llntcrnehinern. Jn Bologna wird die
große Bolksbühne, das Teatro Brunetti, schon seit längerer
Zeit vergeblich zuin Preise von ^30000 Lire znm Kauf
ausgeboten. Bon den Provinzialstädten scheint allein
Florenz gute Geschäfte zu inachen, wo jetzt sechs Thcatcr
gleichzeitig spiclcn.
» Eine „Ikünstler-Lezeselon ln lVerlin" hat sich
nun auch vollzogen, ein neues Zeugnis davon, wie es in
den deutschen Kunststädten gährt. Sie ist gelegentlich der
Ausstellnng von Werken Munchs zn Stande gekoinnien,
der als ein ncuer Störenfried der sanften Ruhe aufgefaszt
worden ist, die in den Kunstgewäsfern der Reichshauptstadt
so lange gewaltet hat. Munch, über dessen Malerei wir
in der „Rundschau" sprechcn, war von der Ansstellungs-
K'oinmission des Vereins eingeladen worden, Werke
herzusendeu, trotzdeni stellte eine Reihe von Berliner
Mnstlern, geführt von Eschke, den folgenden Antrag: „Aus
Hochachtung vor Kunst und ehrlichein Streben, sowie in
dem gewiß berechtigten Wunsche, den Verein Berliner
Künstler vor dem Berdachte seiuer nicht würdiger Unter-
nchmungen zu bewahren, beantragcn die Unterzeichneteu, die
Rotunde mit den Werken des Malers Munch sofort zu
schließen." Jn der Debatte wurde den Antragstellern be-
sonders von August vou Heyden in sachlicher Weise ent-
gegnct. Nur eine verschwindcnd kleine Anzahl von Be-
wunderern Munchs, sührte dieser Redner aus, sinde sich in
der Berliner Künstlerschast; auch im Kreise der Jüngeren
huldige man dem übertriebenen Jmpressionismus durchaus
nicht. Aber gar nicht um diese noch nm eine Personem
frage handle cs sich, sondern darum, ob der Berein Ber-
liner Künstler von vornherein gegeu eine ausgesprochene
Kunstrichtung sich zn verschließen befngt sei. Hierdurch
würde man der Bewegungssreiheit und Entwicklung be-
engende Schrankeu setzen. Heyden forderte, daß man
Ieden in der Kunst zu Worte kommen lasse, und er
warnte schließlich die Bertreter der älteren Richtung, die
Sache auf die Spitzc zu treiben, da sonst sehr leicht ein
völliger Bruch zwischen den beiden Richtungen eintretcn
könnte; der Antrag Eschke sei geeignet, zerstöreud auf die
Organisation des Bereius zu wirken. Aber alle Gründe
fruchteten nicht: der Autrag Eschkes und seiner Genossen
wurde mit t20 gegen t03 Stimmen angeuommen. Darauf
verließen etwa siebzig junge Künstler den Saal, Professor
Köpping an ihrer Spitze. Es folgte eine Neuorduung der
Ausstellungskommission, von deren zwöls Mitgliedern schließ-
lich siebeu im Amtc blieben. Die „Sezessionisten" ihrer-
seits beschlossen, eine „Freie Künstlervereiuigung" zu bildeu,
ohne jedoch aus dem Bercin Berliner Künstlcr auszutreten.
Sie werden also in diesem in Zukunft nur eine Art von
starker „Fraktion" bilden, die im Rahmen gemeinschast-
licheu Wirkens mit den „Älteren" die Anschauungen der
„Jüngen" vertreten dürfte.
So uuterscheidet sich die Berliner „Sezession" wesentlich
von der in München. Schon daß es sich vorläufig in
Berlin keineswegs um so bedeutende Lebeusinteressen der
Künstlerschaft handelt, wie in München, wird die Vorgänge
dort näher an der Oberfläche sich abspielen lassen. Wir
unsererseits halten mit dem Bekeuntnisse nicht znrück, daß
wir uns den Aussührungen Heydcns anschließen. Jns-
besondere aber bedauern wir tief den Mangel — ja, wir
sinden kein anderes Wort: den Mangel an Anstandsgefühl,
der es zulassen konnte, daß die Mehrheit des Vereins
einem Künstler den Stuhl vor die Thüre setzte, deu die
von eben dieser Mehrheit des Vereius gewählte Ausstelluugs-
Kommission im Nameu des Vereins eingeladen hatte. Das
ist ein Vorgaug, der im In- wie im Auslande deu aller-
schlechtesten Eindruck machen muß, er wird weitum in dcr
Welt dazu beitragen, das Anseheu der Berliner Küustler
schaft noch tiefer herabzudrücken, als es die Bogel Strauß-
Kunstpolitik ohnehin thun muß.
X Jn Sachcn des „/Ildüncbner Ikünsllerstrelts".
Die Beschlüsse der Hauptversammlung der deutschen Äünst-
geuossenschaft sind von der „Köln. Ztg." salsch ausgetegt
worden. Es handelt sich nicht darum, die Sezessionisten
zum Wiedereiutritt iu die Münchuer Äüustlergenossenschast
zu zwingen, viclmehr haben beide dortigen Bereinigungcn
cine einzige Münchner Lokalgenossenschast zu bilden, wodurch
ihre sonstige Trennung nicht weiter berührt wird.
-X- Eine MtniAturen-Ausstellung wird in London er
össnet. Holbein, die beiden Brüder Olivier, Cooper, Hilliard,
Smart, Shelley, Engleheart, Coswey, Humphrey, Hvskins,
Petitot, Plimer und Roß siud die bekanutesten uuter deu
vertretenen Meistern der Kleinkunst. Der amerikanische
Kunsthaudel hat sich in letzter Zeit sehr auf diese Minia
turen geworfen, wodurch gute Epemplare sehr kostbar
geworden sind. Die plötzliche Vorliebe der Amerikaner für
diese Werke der Kleinkunst wird von Kündigen merkwürdiger-
weise der Lust zum Schmuggeln zugeschrieben. Eine Minia-
ture läßt sich leicht verstecken, und wenn das Kunstwerk bei
spielsweise zo ooo Mk. gekostet hat, ein Preis, der dieser
Tage für ein winziges Bildnis von Eosway bezahlt
ivorden ist, so siud 2300 Mk. als hinterzogener Zoll leicht
verdient. Im übrigen kaufen die Amerikaner jetzt auw
mit Borliebe moderue Niederländer, Israels, Blommers,
Mesdag und Genossen, während in Frankreich die Nach-
srage nach Werken der älteren englischen Bildnismaler
Sir Josua Reynolds, Lawrenee uud Gainsborough' sehr
rege geworden ist.
* Lur Ps^cbologic der SAiumler bringt Äugust
Denimiu eine ganz lustige Plauderei in einem lesenswerten
längeren Aussatze über „Sammler und Sammlungen"
(Frf. Z. 3t3 f.). Er teilt die Sammler hier in zwei
Hauptgattungen: „Alle, die leidenschaftlich, aus Sinu für
Kunst und Geschichte allein vorgehen und zum Sammeln,
wie echte Kvloristen znm Malen, geboreu sind, bilden die
erste und beste Kategorie. Spekulanten, oder eitle Narren,
die wedcr aus Geschmack noch aus Wisseustrieb dem Lrie-
A-Lruo nachlausen, bilden die andere Abteilung, in welcher
nur der Mode, dcr Renommisterci und des vorteilhaften
Wiederverkaufs wegen zusammengestapclt wird. Beiden
Klassen ist das »Taschenlügcn« gemein. Dcr wirkliche
Künstliebhaber zeigt sich nämlich stolz darauf, Alles sehr
billig aufgetrieben zu haben und ftunkert in diescm Sinne
wo hingegen der Scheiuliebhaber immer vorgiebt, fabelhaf^
hohe Preise sür seiu Erworbenes bezahlt zu haben, da be^
— 60 —
unsittlichen Kontrakte und vor allem der einpörenden
Agentenwirtschaft, gegen den das Blatt vorgehen will.
- Mit den itAlieiuscben Wübnen geht es iininer
fchlechter. Das Nazione-Theater in Roin ist nach vier
Ausführungen von Flotows „Schatten" geschlofsen worden,
dieweil der Direktor durchgegangen ist. Mit einem Fehl-
betrage von 20 000 Lire hat das Teatro Sannazoro zn
Neapel fein Dasein beendet. Jn der neu eröffneten Arena
Garibaldi zu Livorno endete die Freude nach wenigen
Borstellungen. Das Theater zu Gatania steht vor dein
Zufaminenbruch; in Biareggio und Asti sucht man ver-
geblich nach ncuen llntcrnehinern. Jn Bologna wird die
große Bolksbühne, das Teatro Brunetti, schon seit längerer
Zeit vergeblich zuin Preise von ^30000 Lire znm Kauf
ausgeboten. Bon den Provinzialstädten scheint allein
Florenz gute Geschäfte zu inachen, wo jetzt sechs Thcatcr
gleichzeitig spiclcn.
» Eine „Ikünstler-Lezeselon ln lVerlin" hat sich
nun auch vollzogen, ein neues Zeugnis davon, wie es in
den deutschen Kunststädten gährt. Sie ist gelegentlich der
Ausstellnng von Werken Munchs zn Stande gekoinnien,
der als ein ncuer Störenfried der sanften Ruhe aufgefaszt
worden ist, die in den Kunstgewäsfern der Reichshauptstadt
so lange gewaltet hat. Munch, über dessen Malerei wir
in der „Rundschau" sprechcn, war von der Ansstellungs-
K'oinmission des Vereins eingeladen worden, Werke
herzusendeu, trotzdeni stellte eine Reihe von Berliner
Mnstlern, geführt von Eschke, den folgenden Antrag: „Aus
Hochachtung vor Kunst und ehrlichein Streben, sowie in
dem gewiß berechtigten Wunsche, den Verein Berliner
Künstler vor dem Berdachte seiuer nicht würdiger Unter-
nchmungen zu bewahren, beantragcn die Unterzeichneteu, die
Rotunde mit den Werken des Malers Munch sofort zu
schließen." Jn der Debatte wurde den Antragstellern be-
sonders von August vou Heyden in sachlicher Weise ent-
gegnct. Nur eine verschwindcnd kleine Anzahl von Be-
wunderern Munchs, sührte dieser Redner aus, sinde sich in
der Berliner Künstlerschast; auch im Kreise der Jüngeren
huldige man dem übertriebenen Jmpressionismus durchaus
nicht. Aber gar nicht um diese noch nm eine Personem
frage handle cs sich, sondern darum, ob der Berein Ber-
liner Künstler von vornherein gegeu eine ausgesprochene
Kunstrichtung sich zn verschließen befngt sei. Hierdurch
würde man der Bewegungssreiheit und Entwicklung be-
engende Schrankeu setzen. Heyden forderte, daß man
Ieden in der Kunst zu Worte kommen lasse, und er
warnte schließlich die Bertreter der älteren Richtung, die
Sache auf die Spitzc zu treiben, da sonst sehr leicht ein
völliger Bruch zwischen den beiden Richtungen eintretcn
könnte; der Antrag Eschke sei geeignet, zerstöreud auf die
Organisation des Bereius zu wirken. Aber alle Gründe
fruchteten nicht: der Autrag Eschkes und seiner Genossen
wurde mit t20 gegen t03 Stimmen angeuommen. Darauf
verließen etwa siebzig junge Künstler den Saal, Professor
Köpping an ihrer Spitze. Es folgte eine Neuorduung der
Ausstellungskommission, von deren zwöls Mitgliedern schließ-
lich siebeu im Amtc blieben. Die „Sezessionisten" ihrer-
seits beschlossen, eine „Freie Künstlervereiuigung" zu bildeu,
ohne jedoch aus dem Bercin Berliner Künstlcr auszutreten.
Sie werden also in diesem in Zukunft nur eine Art von
starker „Fraktion" bilden, die im Rahmen gemeinschast-
licheu Wirkens mit den „Älteren" die Anschauungen der
„Jüngen" vertreten dürfte.
So uuterscheidet sich die Berliner „Sezession" wesentlich
von der in München. Schon daß es sich vorläufig in
Berlin keineswegs um so bedeutende Lebeusinteressen der
Künstlerschaft handelt, wie in München, wird die Vorgänge
dort näher an der Oberfläche sich abspielen lassen. Wir
unsererseits halten mit dem Bekeuntnisse nicht znrück, daß
wir uns den Aussührungen Heydcns anschließen. Jns-
besondere aber bedauern wir tief den Mangel — ja, wir
sinden kein anderes Wort: den Mangel an Anstandsgefühl,
der es zulassen konnte, daß die Mehrheit des Vereins
einem Künstler den Stuhl vor die Thüre setzte, deu die
von eben dieser Mehrheit des Vereius gewählte Ausstelluugs-
Kommission im Nameu des Vereins eingeladen hatte. Das
ist ein Vorgaug, der im In- wie im Auslande deu aller-
schlechtesten Eindruck machen muß, er wird weitum in dcr
Welt dazu beitragen, das Anseheu der Berliner Küustler
schaft noch tiefer herabzudrücken, als es die Bogel Strauß-
Kunstpolitik ohnehin thun muß.
X Jn Sachcn des „/Ildüncbner Ikünsllerstrelts".
Die Beschlüsse der Hauptversammlung der deutschen Äünst-
geuossenschaft sind von der „Köln. Ztg." salsch ausgetegt
worden. Es handelt sich nicht darum, die Sezessionisten
zum Wiedereiutritt iu die Münchuer Äüustlergenossenschast
zu zwingen, viclmehr haben beide dortigen Bereinigungcn
cine einzige Münchner Lokalgenossenschast zu bilden, wodurch
ihre sonstige Trennung nicht weiter berührt wird.
-X- Eine MtniAturen-Ausstellung wird in London er
össnet. Holbein, die beiden Brüder Olivier, Cooper, Hilliard,
Smart, Shelley, Engleheart, Coswey, Humphrey, Hvskins,
Petitot, Plimer und Roß siud die bekanutesten uuter deu
vertretenen Meistern der Kleinkunst. Der amerikanische
Kunsthaudel hat sich in letzter Zeit sehr auf diese Minia
turen geworfen, wodurch gute Epemplare sehr kostbar
geworden sind. Die plötzliche Vorliebe der Amerikaner für
diese Werke der Kleinkunst wird von Kündigen merkwürdiger-
weise der Lust zum Schmuggeln zugeschrieben. Eine Minia-
ture läßt sich leicht verstecken, und wenn das Kunstwerk bei
spielsweise zo ooo Mk. gekostet hat, ein Preis, der dieser
Tage für ein winziges Bildnis von Eosway bezahlt
ivorden ist, so siud 2300 Mk. als hinterzogener Zoll leicht
verdient. Im übrigen kaufen die Amerikaner jetzt auw
mit Borliebe moderue Niederländer, Israels, Blommers,
Mesdag und Genossen, während in Frankreich die Nach-
srage nach Werken der älteren englischen Bildnismaler
Sir Josua Reynolds, Lawrenee uud Gainsborough' sehr
rege geworden ist.
* Lur Ps^cbologic der SAiumler bringt Äugust
Denimiu eine ganz lustige Plauderei in einem lesenswerten
längeren Aussatze über „Sammler und Sammlungen"
(Frf. Z. 3t3 f.). Er teilt die Sammler hier in zwei
Hauptgattungen: „Alle, die leidenschaftlich, aus Sinu für
Kunst und Geschichte allein vorgehen und zum Sammeln,
wie echte Kvloristen znm Malen, geboreu sind, bilden die
erste und beste Kategorie. Spekulanten, oder eitle Narren,
die wedcr aus Geschmack noch aus Wisseustrieb dem Lrie-
A-Lruo nachlausen, bilden die andere Abteilung, in welcher
nur der Mode, dcr Renommisterci und des vorteilhaften
Wiederverkaufs wegen zusammengestapclt wird. Beiden
Klassen ist das »Taschenlügcn« gemein. Dcr wirkliche
Künstliebhaber zeigt sich nämlich stolz darauf, Alles sehr
billig aufgetrieben zu haben und ftunkert in diescm Sinne
wo hingegen der Scheiuliebhaber immer vorgiebt, fabelhaf^
hohe Preise sür seiu Erworbenes bezahlt zu haben, da be^
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