9. Ltück.
Lrscbetnt
Derausgeber:
zferdtnand Avenartus.
KesreUprets:
vierteljährlich 2>/z Mark.
S. Zabrg.
Der Mll Wegus.
Kaiser war tot. Jm Mausoleum zu
Charlottenburg ruhte der greise Leib im
Sarkophag, das Bild des Lebendeu aber
lebte iu jedem Deutscheu. Uud cs giug
eiu grvges Bewegen durchs Volk: was er uns gc-
weseu ist als Meusch, als Kaiser, als Symbol seiuer
That. -- ein Denkmal, eiuzig iu seiucr Art wie er
ciikzig war, soll davon deu Kommeude» zeugeu!
Niemals vorher hatte sich dcn Deutschen eiue gleich
herrliche Aufgabe zu bilducrischem Ausdruck geboteu,
uiemals vorher halte die Aufgabe eiue ähuliche Be-
gcisteruug erzcugt. uiemals wieder, so weit der Geist
in das Duukel der Zukuuft vorahuen kanu, wird
eiuem ähulich erhabcueu natio.ialeu Zwecke die bildende
Kuust des Vaterlauds zu dieuen haben. Daß es würdig
werde seiucr Aufgabe, das Natioualdeukmal Wilhelms
des Ersten, es ward denu auch nirgeuds nur als
ciue Augelegeuheit der Kuust empfundeu, souderu
alleuthalbeu als eine Sache, die jcden Deutschen au-
giug. Deun vou der Größe auch uusercs Fühleus,
Denkeus, Haudelus hatte das Wcrk zu zeugcu. All
dcn Ncidcru zur Widerlcguug für iiumerdar. die im
Riescubau dcs ucueu Neichs uur die strahlcude Pruuk-
wohuuug eiucs kleiueu Geschlechtes erkeunen wvllten.
Auch die Neichsregieruug war sich der Größe
der Aufgabe wohl bewußt. „Jhr Gcfühl, ihr Schaun
zu offcubareu," sollle der deurschen Kuust frciester
Spielraum gelasseu werdcu, damit uicht behiudcrt durch
irgeud welche Schrauke der Weg sich zeige, auf dem
zum Edelsteu zu gelaugeu sei. Das war der Siuu
jenes Ausschreibens für eiueu vorbereiteudeu Wett-
bcwerb. Es hat deu Zweck, so sagte das Schrift-
stück selber. „die Auforderuugeu, welche an ein dcs
Andeukens des großeu Kaisers würdiges. den An-
schauuugen des deutschcn Volkes emsprecheudes Deuk-
mal erhobeu werdeu niüssen, soweit sestzustcllen, daß
auf Grund der Ergebmsse zum mindesteu über den
Platz des Deukmals Entscheiduug getrossen, über die
Gestaltuug deS Deukmals selbst aber, soweit darüber
uicht glcichzeitig eutschicdeu wird, uoch eiu weiterer
Wettbewerb herbeigeführt werden kauu. Es bleibt
daher vorbehalteu, uach dem Abschlusse der gcgeu-
wärtigeu Bewerbuug iu der Beschräukuug auf eineu
klciueu Kreis vou Küustlern, zu welcheu aber jedeu-
falls die Sieger iu der gegeumärtigen Bcwerbuug
gehöreu sollen, ein zweites Preisausschreiben zu er-
lasseu."
Das war büudig uud klar. Uud es giug aus
von der höchsteu verautwortlicheu Stclle der politischeu
Auioritüt, vvm Reichskanzler. So verstummtcu die
Lästcrer, die damals vou einer persöulicheu Bcvor--
zuguug selbst bei dieser heiligen Sache slüsterteu uud
als deu Namen des Bevorzugten deu Namen Begas
uauuteu. Kaum glaublich erschieu es ja ohnehiu,
daß man au die Erlcdiguug dieser stolzeu Natioual-
sache durch ciueu Hvfauslrag überhaupt deukeu sollte.
Uud welcher M'iuister welcheu Laudes kouutc die
Spiegelsechterei wagcu, um Formideeu für dieses
Mouumcut deu Ehrgciz, deu Fleiß. die Kraft. die
Zeit, die Geldmittel der Küustler aufzurufen, uud
ihueu Opser aufzucrlcgcu allcr Art, weun es nicht
Erust mit dcr Sache war, wcun vßlleicht statt ihres
Ergebuisses doch schlicßlich ciu pcriönlicher Wuusch
cutscheidcu uud all jeue Mühen, Opfer und Hoffuuugen
überseheu kouute!
Der Wcltbcwerb faud statt. Nuu lag seiu Ergebuis
vor. Das Urteil des Preisgcrichts ward veröffeut-
licht, ciue ctwas wuuderliche Gcburt der Verciijbarung
uuter Leuten, die auf gauz verschiedeue Fragen hiu
die Eutwürfe beseheu hattcn, iu zwei Beziehuugcu
aber schr deutlich: keiuer der sechs gekröutcn Eut-
würfe hatte die Schloßfrciheit als Platz gewählt,
keiuer der sechs gekrönlen Entwürfe stammte vou
Bcgas. Das also hatte sich als Ergebnis klarge-
Lrstes Februar-Dekt lsSZ.
— 12S —
Lrscbetnt
Derausgeber:
zferdtnand Avenartus.
KesreUprets:
vierteljährlich 2>/z Mark.
S. Zabrg.
Der Mll Wegus.
Kaiser war tot. Jm Mausoleum zu
Charlottenburg ruhte der greise Leib im
Sarkophag, das Bild des Lebendeu aber
lebte iu jedem Deutscheu. Uud cs giug
eiu grvges Bewegen durchs Volk: was er uns gc-
weseu ist als Meusch, als Kaiser, als Symbol seiuer
That. -- ein Denkmal, eiuzig iu seiucr Art wie er
ciikzig war, soll davon deu Kommeude» zeugeu!
Niemals vorher hatte sich dcn Deutschen eiue gleich
herrliche Aufgabe zu bilducrischem Ausdruck geboteu,
uiemals vorher halte die Aufgabe eiue ähuliche Be-
gcisteruug erzcugt. uiemals wieder, so weit der Geist
in das Duukel der Zukuuft vorahuen kanu, wird
eiuem ähulich erhabcueu natio.ialeu Zwecke die bildende
Kuust des Vaterlauds zu dieuen haben. Daß es würdig
werde seiucr Aufgabe, das Natioualdeukmal Wilhelms
des Ersten, es ward denu auch nirgeuds nur als
ciue Augelegeuheit der Kuust empfundeu, souderu
alleuthalbeu als eine Sache, die jcden Deutschen au-
giug. Deun vou der Größe auch uusercs Fühleus,
Denkeus, Haudelus hatte das Wcrk zu zeugcu. All
dcn Ncidcru zur Widerlcguug für iiumerdar. die im
Riescubau dcs ucueu Neichs uur die strahlcude Pruuk-
wohuuug eiucs kleiueu Geschlechtes erkeunen wvllten.
Auch die Neichsregieruug war sich der Größe
der Aufgabe wohl bewußt. „Jhr Gcfühl, ihr Schaun
zu offcubareu," sollle der deurschen Kuust frciester
Spielraum gelasseu werdcu, damit uicht behiudcrt durch
irgeud welche Schrauke der Weg sich zeige, auf dem
zum Edelsteu zu gelaugeu sei. Das war der Siuu
jenes Ausschreibens für eiueu vorbereiteudeu Wett-
bcwerb. Es hat deu Zweck, so sagte das Schrift-
stück selber. „die Auforderuugeu, welche an ein dcs
Andeukens des großeu Kaisers würdiges. den An-
schauuugen des deutschcn Volkes emsprecheudes Deuk-
mal erhobeu werdeu niüssen, soweit sestzustcllen, daß
auf Grund der Ergebmsse zum mindesteu über den
Platz des Deukmals Entscheiduug getrossen, über die
Gestaltuug deS Deukmals selbst aber, soweit darüber
uicht glcichzeitig eutschicdeu wird, uoch eiu weiterer
Wettbewerb herbeigeführt werden kauu. Es bleibt
daher vorbehalteu, uach dem Abschlusse der gcgeu-
wärtigeu Bewerbuug iu der Beschräukuug auf eineu
klciueu Kreis vou Küustlern, zu welcheu aber jedeu-
falls die Sieger iu der gegeumärtigen Bcwerbuug
gehöreu sollen, ein zweites Preisausschreiben zu er-
lasseu."
Das war büudig uud klar. Uud es giug aus
von der höchsteu verautwortlicheu Stclle der politischeu
Auioritüt, vvm Reichskanzler. So verstummtcu die
Lästcrer, die damals vou einer persöulicheu Bcvor--
zuguug selbst bei dieser heiligen Sache slüsterteu uud
als deu Namen des Bevorzugten deu Namen Begas
uauuteu. Kaum glaublich erschieu es ja ohnehiu,
daß man au die Erlcdiguug dieser stolzeu Natioual-
sache durch ciueu Hvfauslrag überhaupt deukeu sollte.
Uud welcher M'iuister welcheu Laudes kouutc die
Spiegelsechterei wagcu, um Formideeu für dieses
Mouumcut deu Ehrgciz, deu Fleiß. die Kraft. die
Zeit, die Geldmittel der Küustler aufzurufen, uud
ihueu Opser aufzucrlcgcu allcr Art, weun es nicht
Erust mit dcr Sache war, wcun vßlleicht statt ihres
Ergebuisses doch schlicßlich ciu pcriönlicher Wuusch
cutscheidcu uud all jeue Mühen, Opfer und Hoffuuugen
überseheu kouute!
Der Wcltbcwerb faud statt. Nuu lag seiu Ergebuis
vor. Das Urteil des Preisgcrichts ward veröffeut-
licht, ciue ctwas wuuderliche Gcburt der Verciijbarung
uuter Leuten, die auf gauz verschiedeue Fragen hiu
die Eutwürfe beseheu hattcn, iu zwei Beziehuugcu
aber schr deutlich: keiuer der sechs gekröutcn Eut-
würfe hatte die Schloßfrciheit als Platz gewählt,
keiuer der sechs gekrönlen Entwürfe stammte vou
Bcgas. Das also hatte sich als Ergebnis klarge-
Lrstes Februar-Dekt lsSZ.
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