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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0029

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18

Teil I: Einführung

1.2.5 Conclusio
Die concfztsio ist mit der pcfz'fz'o nicht nur inhaltlich, sondern oft auch in der Anlage der
arfes dicfandi eng verbunden.^ Bei Magister Gaufredus etwa vereinigen sich beide unter
dem Begriff cozzcfpsfo.^ So kann hier nochmals der Briefanlass deutlich formuliert wer-
den, eine Forderung, Bitte oder eine Anfrage etwa. Bisweilen enthält die concfztsio auch
eine Ankündigung, die in der Diktion der Urkundenlehre der Poenformel nahe kommt.
Der Absender weist den Empfänger darin auf die Konsequenzen hin, die sich ergeben,
wenn dieser die Bitte des Briefabsenders erfüllt oder nicht erfüllen wird. Schulmäßig
beschließt der Magister Guido seine Musterbriefe im direkten Anschluss an die pefifio
mit mustergültigen concfztsiones folgender Art:... pzzod pzddem sz'/accrc sfzzdzzcn's zu dfa szz-
perna HferMsafera M&äpze^aMdzMra sine frisfifia, riszts sine incfiis, dies sine fenebris czzra Sancfis
ei Efecffs pofneris sine^ine ^azzdere.^
Die theoretischen Erörterungen der arfes dicfandi zur cozzcfzzsfo halten sich in der
Regel sehr kurz, ihre durchaus banale Definition als oratio pzza fernnnafnr epfsfofa führt
die weitgehende Geringschätzung der concinsio in der Lehre und in der Rhetorik der ars
dicfaminis vor Augen."'

1.3 Allgemeine Stilistik als Bestandteil der %rs

Neben briefspezifischen Fragen, die in erster Linie den Aufbau des Briefes und die Aus-
gestaltung der einzelnen Briefteile betreffen, bieten die arfes diciandi zumeist allgemeine
Regeln kunstgerechter Stilistik. In diesem Kontext steht auch der Hinweis, den Stil an
die soziale Stellung der Briefpartner und an den Briefinhalt anzupassen. Exemplarisch
sei dazu die Formulierung des Camaldulensermönchs Paulus in seinen infrodrtcfiones
dicfandi zitiert:
Bozzzzs ffapzze dicfafor deszgnafzzra preofdef ordinera personarzzra, zzf seczzndzzra pzzan-
fffafes cf pzzadfafes earzzra raodzzra fopzzezzdf cozzoezzfezzffzzs fzz/brraef. Szddiad&zzs zzara-
pzze persozzfs cf in ma^nis cazzsfs, seczzzzdzzra raaferfe coagrzzeaf zam spfeador oerborzzra
ef^acforzzra raa^az/zceafza exzberz debef. [...] Tennis azzfera persona pzzaafo raa^zs in-
^zraa esf fanfo razazzs oerbzs a^inif, ef raa^aarzzra seafeafzarara ie^e przoafas sic faraea
nf breozfas eins oei ad zdara fopaeafzs nniiarn ^eaeref obscarzfafera ef aerborara zaac-
fara az^orera rnaferie non dcscraf.'''
Briefinhalt und Briefpartner entscheiden aber nicht nur über den Stil, sondern auch
über den Aufbau des Briefes. So heißt es bei Guido Faba, dass in komplizierten Ange-
legenheiten ein exordzara, proacrbz'a/zz nei arenga nötig sei, bei res raedzocres reiche auch
einfach eine narrafio.^ Ebenso entscheidet das hierarchische Verhältnis zwischen den

93 CAMARGO, Ars dictaminis, S. 2ß.
^ Magister Gaufredus: Saz?:z?M & arfr dz'cfaadz, S. 908 f.
93 Magister Guido: Briefe, Savignano al Rubicon, Biblioteca dei Filopatridi, Ms. 45, f. iß8v.
9-' Magister Bernhard: Rafz'oaes dz'cfaadz, S. 21.
97 Paulus Camaldulensis: fafrodzzcfz'oaes dz'cfaadz, Paris, BN MS lat. 7317, f. 33.
9s Guido Faba: Docfn'aa ad z'arvaz'eadas z'acz'pz'radas ef z'zz/orazaadas azaferfas, ed. RocxiNGER, S. 183.
 
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