Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0146

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4 Die Auseinandersetzung
mit der französischen
Der Neubeginn oberitalienischer %rs
im frühen iß. Jahrhundert

Das Prestige, das die französische ars dzcfawmzs in der zweiten Hälfte des 12. Jahr-
hunderts erworben hatte/ führte dazu, dass die in ihr vorherrschende grammatische
Orientierung von den Italienern zumindest in Teilen als durchaus vorteilhaft empfun-
den und daher in den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts rezipiert worden war/
Diese Rezeptionsbereitschaft ist wohl auch damit zu erklären, dass in Italien die ars
dzcfamznzs zum Ende des 12. Jahrhunderts keine Weiterentwicklung erfahren hatte/
Doch die in Frankreich übliche Integration klassisch-antiker Ideale in die Briefprosa
verschaffte dem shüzs supremus jenen barocken Charakter, der für die kommunalen
Alltagsbedürfnisse wenig passend erschien/ Doch trotz der in Oberitalien immer noch
verbreiteten Kritik an der vermeintlich zu komplizierten Sprache und dem reichen
Gebrauch von procerbza in den französischen arfes dzcfandz übernahmen die nordita-
lienischen Autoren des beginnenden iß. Jahrhunderts französische Innovationen^ und
verbanden sie mit den traditionellen Vorgaben der pragmatischer ausgerichteten ita-
lienischen ars dzcfamznzs des 12. Jahrhunderts zu einer stilbildenden und wirkmächtigen
Neuformation.
Neben Bene von Florenz und Guido Faba ist in diesem Zusammenhang vor al-
lem Boncompagno da Signa zu nennen, der mit seinem guten Dutzend an Fehrbüchern

Zur weiteren Entwicklung der ars dz'cfazzzz'zzz's in Frankreich seit dem 13. Jahrhundert sei hier nur
verwiesen auf VuLLiEz, L'ars dz'cfazzzz'zzz's.
Vgl. Witt, Medieval Italian Culture, S. 47; Stella/Bartoli, Nuovi testi di ars dictandi, S. 113.
Zum Stillstand der italienischen ars dz'cfazzzz'zzz's ab der Mitte des 12. Jahrhunderts Wni, Medieval
Italian Culture, S. 47; WoRSTBROCK, Die Frühzeit der Ars dictandi in Frankreich, S. 132; damit ist
überzeugend die ältere Meinung von Licn KA, La Sazzzzzza & arte dz'cfazzdz di Maestro Goffredo,
widerlegt, der eine durchgehende Blüteperiode bis ins iß. Jahrhundert postuliert. Dass die ita-
lienische ars dz'cfazzzz'zzz's erst wieder mit Boncompagno da Signa zur Blüte kam, vermutet auch
TuRCAN-VERKERK, Le prosz'zzzHrazzz des ark's dz'cfazzzz'zzz's medievales, S. 127.
Vgl. den hervorragenden Überblick bei WtERuszowsKi, Rhetoric and the Classics in Italian edu-
cation, S. 393; zum pragmatischen Hintergrund des dz'cfazzzozz in Bologna vgl. BRUNt, Boncom-
pagno da Signa, S. 84; PAETOw, The Arts Course, S. 67, bezeichnete die Bologneser ars dz'cfazzzz'zzz's
wegen dieser pragmatischen Zielsetzung als »Business Course«; konkret in Bezug auf Guido
Faba vgl. auch WARD, Rhetorical Theory, S. 193; erstmals SumER, Aus Leben und Schriften des
Magister Boncompagno, S. 38; ein Beispiel dieser Kritik am weitschweifigen französischen Stil
bei Boncompagno: Bozzcozzzpagzzas, 1,18,1: Azzfo a&vzzüzzzz zzzoazzz paHaMzaf z'zz prosaforzhas /zeresz's cazz-
corosa, t?Mz'a ozzzzzz's, t?MZ poMzcdzafar z'zz prosa ex/zz'Nre docfrz'zzazzz, iz'dcras doshzzahd, t?aas z'pso z'zz zzzagzzo
spafz'o fezzzporz's rW aiz'as pz'cfMrahz rvr&oraz?z/asfa H aaeforzhas pMosop/zz'cz's oxorzzaraf, caz'as fosfz'zzzoaz'o
prolzafzzs /zaizdzafar orafor. Uzzdc rados H z'zzscz'z pro aaro caprazzz doaarafazzz ozzzdzazzf.
Vgl. am Beispiel Guido Fabas WARD, Rhetorical Theory, S. 191.
 
Annotationen