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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0054

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4 Aufbau der Arbeit

Die Arbeit gliedert sich in drei Blöcke. Der erste Teil bietet einen historisch-chrono-
logischen Abriss der italienischen zzrs dzcfzzzwzzizs von ihren Anfängen im n. Jahrhun-
dert bis zu ihrer vollständigen Systematisierung und der folgenden Auffächerung in
unterschiedliche Subspezies zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Dabei kann es sich nicht
um eine philologische Rezeptions- oder Einflussforschung handeln/ sondern um die
Kontextualisierung gattungsgeschichtlicher Modifikationen. In einem ersten Zugriff
werden die maßgeblichen Umbrüche, die die Geschichte der italienischen ars dzcfzzzwzzizs
aufweist, beschrieben und historisch gedeutet. Dabei geht es zunächst um historisch-
politische Ursachen der Gattungsentstehung im 11. Jahrhundert. Wenn die erste ars
dzcfzzzidz überhaupt erst 33 Jahre später an anderer Stelle rezipiert wurde und in der Folge
dann alsbald eine rasante Blüteperiode erlebte, ist erneut nach den Hintergründen die-
ser Rezeption zu fragen. Diese historische Perspektive auf die Gattungsgeschichte un-
terscheidet sich radikal von allen bisherigen Ansätzen, die arfes dzcfzzzidz zu beschreiben.
Es geht weniger um das »Wie« im Rahmen einer philologischen Gattungsgeschichte als
um das »Warum« einer »Kulturgeschichte des Politischen«/
Der Endpunkt gegen 1220 erklärt sich daraus, dass damals durch die Etablierung
der spezialisierten ars cozzlz'ozzzzzzdz' oder ars zzrrczzyzzzzdz und der ars zzolzzrz'zzc die ars dzcfzz-
zwzzizs ihre Alleinstellung verloren hat, während zugleich die Brieflehre zunehmend in
der allgemeinen Rhetorik aufging, die ihrerseits maßgeblich mit Aristoteles' Ethik und
Politik verschmolz/ Die Systematisierung, die mit dieser Entwicklung der ars dzcfazwz-
zizs im 13. Jahrhundert einher ging, führte viel stärker als noch im 12. Jahrhundert zu
einer Formalisierung des Regelsystems, zu einer gewissen Monotonie in der Anlage der
Briefe, die stets die Gattungsgeschichte der Briefsteller begleitete. Dass diese Gefahr den
Briefstellern gewissermaßen inhärent war, belegt die mustergültige Kritik Christian
Fürchtegott Gellerts in seinen »Gedanken von einem guten deutschen Briefe«:
»Ich darf nur den Fall wissen, wovon sie mit mir reden wollen: So weis ich
auch schon die ganze Einrichtung ihres Schreibens, ihren Anfang, die Mitte
und das Ende. Dieses kann dem Leser unmöglich angenehm seyn. Wir lieben
ja die Abwechslung, das Unverhoffte, das Ungezwungene. Alle diese Schön-

Dazu reicht hier der Verweis auf die reiche philologische Literatur, vgl. etwa WoRSTBROCK/
KLAEs/LÜTTEN, Repertorium; und jüngst vor allem die Arbeiten von TuRCAN-VERKERK, La Raü'o zu
dz'chzzzzz'zM; DiES., Destins croises de l'ars dz'cfazzdz et de l'ars ucrsz/'caZorM; sehr pointiert und über-
sichtlich: CAMARGO, Ars dictaminis; eingeschränkt und noch knapper vgl. auch die Überblicks-
darstellungen von LANHAM, Writing Instruction; RicHARDSON, The Ars dz'cfazzzz'zzz's.
Dazu zusammenfassend LANDWEHR, Macht - Diskurs - Wissen. Perspektiven einer Kulturge-
schichte des Politischen; STOLLBERG-RtnNGER, Was heißt Kulturgeschichte des Politischen?
Vgl. VON Moos, Briefkonventionen, S. 187; ähnlich auch schon WARD, Rhetorical Theory; auf den
in den ersten Jahrzehnten des iß. Jahrhunderts erkennbaren Einschnitt in der Entwicklungsge-
schichte der ars dzcfazzzzzzzs verweisen auch MuRPHY, Rhetoric, S. 244-246; CAMARGO, Ars dictami-
nis, S. 39-41; vgl. auch RicHARDSON, Ars dictaminis, S. 37.
 
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