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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0078

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1 Alberich von Montecassino und die Anfänge der ars dzUamzzzzs

67

1.4 Inhalt und Ziel des Brpumn'Mm

Konnte bisher gezeigt werden, dass Alberich sein Breozarzzzzw im Umfeld der päpstlichen
Kurie geschrieben und damit auch gezielt gefragte Bedürfnisse bedient hat, so ist neben
den bisher angeführten, mehr oder weniger formalen Indizien, die die Abfassung in
Rom nahe gelegt haben, im Folgenden auf die stilistische und sprachliche Ausrichtung
des BreuzzzrzMiw der Blick zu richten. Lässt sich auch auf diesem Feld ein Konnex zwi-
schen BreozzzrzMZM und Kurie erkennen?
Einen Hinweis auf die Charakteristika des Breozarzzzzzi, der die Sichtweise der Zeit-
genossen widerspiegelt, bietet die Kritik jener dzchüores, die Alberichs Werk in Bologna
rezipiert und weiter entwickelt haben. So rät Adalbertus Samaritanus in seinen um
1115 verfassten Praecephz dzcfzzzwzziMZZi seinen Schülern von der wortreichen Stilistik ab,
die Alberich von Montecassino in seinen Mustern vorgab.'"' Ohne hier schon zu sehr
auf Adalbertus Samaritanus vorgreifen zu wollen, sei nur kurz darauf hingewiesen,
dass er im Umfeld der wachsenden oberitalienischen Kommunen für ein anderes Pu-
blikum schrieb, für »an increasingly sophisticated society experiencingrapid economic
growth«A Richten sich demnach diese Arles dzcfzzzidz nach den Bedürfnissen schneller
und schlichter Kommunikation in den dynamischen Stadtgesellschaften Norditaliens,
so ist Alberich der formalisierten Sprache kurialer Tradition verpflichtet. Im BreuzzzrzMiw
nähert sich mit fortschreitendem Text der Stil den Gepflogenheiten des kurialen Lateins
an, die in ihrer bisweilen etwas komplizierten und wortreichen, stets aber sehr va-
riantenreichen Diktion der Charakterisierung aus der Feder Adalbertus' Samaritanus
durchaus entsprechen:
zzzzrz czzpzdzziz Izhezis ooIzzzifzzrzMS^Me ohfempenü, zzzzrz czzpzdzzizs poczdMzu sedzdzzs ztisz:-
IzzzMz^zze ohsorhef, zzzzrz czzpzdzzizs oFse^zzzzs sedMlzs^Me^zzziMlzzzzizzizhMS zziszsfzs. [...]^
Die klare Ausrichtung des Brcuz'z?rz'zz/?z auf die kurialen Bedürfnisse erklärt auch die mar-
kanten Unterschiede bezüglich des Mustermaterials. Insbesondere die kommunalen
arfes dzclzzzidz, schon beginnend mit ihrem ersten Vertreter Adalbertus Samaritanus, bie-
ten eine Vielzahl von Musterbriefen. Diese kommunalen Musterbriefe variieren auch in
Bezug auf ihre Empfänger und Absender. Bischöfe, Abte, Konsuln, Podestä oder ganze
Kommunen, Privatpersonen, Kaufleute und Grafen. Alle erdenklichen sozialen Grup-
pen werden in den kommunalen Werken in den Blick genommen. Für Alberich war das
nicht nötig, beschränkte sich sein Umfeld doch auf Kurie und allenfalls noch das mo-
nastische Umfeld von St. Pallara oder Montecassino.
Das Brcuz'z?rz'zz/?z belegt Alberichs Nähe zur römischen Kurie. Umso erstaunlicher
muss daher anmuten, dass ein zweites, ihm zugewiesenes rhetorisches Werk, die Flores
rfzeforzcB°" oder Dz'Hazizz'zzzzztz rzzdzz, wie sie in der jüngeren Forschung betitelt werden/"^

Adalbertus Samaritanus: Prarcrpfa dz'cfazzzz'zzHZ?:, S. 51; vgl. ausführlich zur neuen Stilistik der
kommunalen arLs dz'cfazzdz das folgende Kapitel.
102 Wirr, Medieval »Ars Dictaminis«, S. 1-35, 23; vgl. auch ORLANDELu, Genesi dell'ars notarie nel
secolo XIII, S. 346-347.
Alberich von Montecassino: Pzzc/zz'rz'dz'oz!, ed. GROLL, S. 49; Alberico di Montecassino: BrrUarzM??:
& dz'cfazzzz'zzc, ed. BocNiNi, S. 29.
104 \/gl. dazu WoRSTBROCK, Alberich von Montecassino, S. 17 f.; vgl. vor allem MtLLER, Alberic of
Montecassino, S. 131-161.
105 WoRSTBROCK, Alberich von Montecassino, S. 18, nennt den Titel dz'cfazzzz'zzHZ?: radz'z zwar »zumin-
dest gleichwertig«, doch scheint wegen der insgesamt verlässlicheren Handschrift München,
 
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