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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0117

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Teil II: Philologisch-historische Entwicklung der ars dkUm/Us

juristisch-korporativen Verständnisses. Noch bis in die 1150er Jahre war der Gebrauch
des Substantivs comMne gegenüber dem traditionellen czuzfzzs eher ungewöhnlich.^
Zuvor wurden die Entscheidungen noch meist von einer breiten Öffentlichkeit und
gerade nicht von politischen Organen getroffen, weil sich ein tragfähiges Repräsentativ-
system noch nicht ausgebildet hattet Um in dieser Phase der latenten Institution^ der
Kommune überhaupt Stabilität unter den führenden Familien zu ermöglichen, wurde
eine möglichst große Zahl an Familien mit öffentlichen Ämtern betraut: »... la rapida
successione ai posti di comando del comune del maggior numero possibile di lignaggi
cittadini era un mezzo per accrescere la legittimitä del nuovo organismo e per esprimere
la sua coesione interna«.^

2.6 Bologna im 12. Jahrhundert

In Bologna wurde das BreuzarzMiw Alberichs von Montecassino rezipiert. Dort entstan-
den die ersten überlieferten zzrfes dzcfzzzidz, und bis ins 13. Jahrhundert blieb die Stadt
am Reno unumstritten die Hauptstadt der italienischen zzrs dzcfzzzwzzizs. Weil Bologna
sich also als wichtigste Stadt in der Verbreitung und Fortentwicklung der zzrs dzcfzzzwzzizs
erwiesen hat, ist an dieser Stelle eine separate Würdigung der Universitätsstadt erfor-
derlich.
Anfänglich noch an der Seite Heinrichs IV., hat Bologna schließlich seit 1096 auf der
Seite der Päpste Urban II. und schließlich Paschalis II. gegen Heinrich IV. gestanden^
und sich damals mit der in dieser Region mächtigsten Person, der Markgräfin Mathilde
von Canossa, verbündet/^ Mit Heinrich V. kam Mathilde zu einem Ausgleich, als sie
ihn bei seiner Usurpierung des väterlichen Thrones unterstützte/^ Mathilde blieb da-
nach mit dem neuen König verbündet, auch wenn sie über dessen Vorgehen bei dem
ersten Italienzug 1111 »enttäuscht« gewesen sein mag/" Bologna stellte sich damals
wohl auch gegen die Markgräfin, wie es schon seit 1091 vor allem Mantua getan hatte/"
Sie herrschte zwar nicht unmittelbar über Bologna, aber als Repräsentantin des Kai-
sers in Italien übte sie seine Autorität auch in Bologna mit entschlossener Härte aus/"
Der Widerstand der Bürger gegen dieses Vorgehen der Markgräfin manifestierte sich,
als die Bologneser 1115 die kaiserliche Burg in Bologna, die sich im Besitz Mathildes

263 Grundlegend dazu BANTi, >Civitias< e > comune<; vgl. auch KELLER, Mehrheitsentscheidung und
Majorisierungsproblem, S. 33.
264 MAiRE ViGUEUR, Cavalieri e cittadini, S. 353.
265 Begriff bei MiLANi, I comuni Italiani, S. 24; soziologische Konzeptualisierung des Begriffes bei
DouGLAs, How Institutions think; vgl auch HyDE, Commune, University, and Society, S. 25, der
die Kommunen in dieser Frühphase als »temporary Institution« bezeichnet, die stets nur für
einen benannten Zeitraum gebildet wurden; ähnlich auch BoRDONE/SERGi, Dieci secoli di me-
dioevo, S. 157.
266 MAiRE ViGUEUR, Cavalieri e cittadini, S. 453.
267 HYDE, Commune, University, and Society, S. 23.
268 \/gl OpLL, Stadt und Reich, S. 211 f., der die verworrene und kaum zu entschlüsselnde Situation
in den Jahren 1115/1116 zu rekonstruieren versucht.
269 Vgj CoLiNELLi, Die Lage Italiens, S. 59.
276 GoLiNELLi, Die Lage Italiens, S. 59.
274 GoLiNELLi, Die Lage Italiens, S. 59.
277 FAson, Bologna nell'etä medievale, S. 131.
 
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