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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0035

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Teil I: Einführung

dzcfamznzs anlehnt, dabei aber auch Elemente aus dem CatzdcUbzmzzt; Benes von Florenz
übernimmt.'"*
Von der intensiven Rezeption der Werke von Adalbertus Samaritanus, Hugo von
Bologna und zuvor schon Alberich von Montecassino in nahezu allen arfes dzchzndz des
12. Jahrhunderts muss man auf eine weite Verbreitung dieser Traktate in Oberitalien
schließen. Es verwundert dann aber, dass weder von Adalbertus Samaritanus noch von
Hugo von Bologna Handschriften in Italien erhalten sind.''" Die heutige Uberlieferungs-
situation, die auf eine alleinige Verbreitung der früheren arfes dzchzndz in Frankreich
und Deutschland schließen ließe, vermittelt also ein völlig falsches Bild. Auch in Italien
waren diese Werke im 12. und 13. Jahrhundert noch in großer Zahl vorhanden, gingen
dann aber verloren. Der Verlust dieser frühen arfes dzcfandz ist wohl auch dem großen
Erfolg der dzcfafores des 13. Jahrhunderts geschuldet. ViRGiLio PiNi zählte etwa für die
SMwma dzcfamznzs Guido Fabas mehr als 130 Textzeugen;' ''' und auch diese Zahl dürfte
sich in den nächsten Jahren noch weiter erhöhen, hatte doch CHARLES FAULHABER noch
1978 gerade mal 31 Handschriften gekannt, die Teile der Saarn;a dzcfamznzs enthielten.^
Die sich heute noch in der handschriftlichen Überlieferung widerspiegelnde Verbrei-
tung in Italien lässt erahnen, wie angesehen diese Werke im 13. Jahrhundert waren und
wie sie deswegen auch die früheren arfes dzcfandz verdrängen konnten.^

1.7 Ars f7/cü?mm/s und antike oratorische Rhetorik

Nach dieser Gattungsbeschreibung der ars dzcfamznzs ist als weitere Grundvorausset-
zung für das Verständnis der Studie in groben Zügen ihr Verhältnis zur antiken Rhe-
torik darzustellen, ihre Orientierung an > Klassikern < antiker Rhetorik in der Wahr-
nehmung des 12. Jahrhunderts, vor allem an Ciceros De znuenhone und Pseudociceros
RJ?efonca ad HcrctztzzYzzt;,''' sowie an patristischen Vorlagen. Alberich von Montecas-
sino orientiert sich in seinem BreuzanMm, in dem es neben der Brieftheorie auch um
sprachlichen Stil, um Synonyme und grammatische Grundregeln geht, vornehmlich
an Mustern der Kirchenväter. Für die grammatischen Regeln greift er auf die in der
mittellateinischen Fehre üblichen Grammatiken der Spätantike zurück.^" In den kom-
munalen arfes dzcfandz steht Cicero zwar als Chiffre für Eloquenz an sich, zumal sich die

134 Guido Faba: Summ Az dz'cfamz'm's, Codex g .E.7.7 (Camp. 26); Guido Faba: Summa d/'ciam/'m's http://
www.uan.it/alim/letteratura.nsf; Bene Florentiners: Caa&Mmam.
135 Zur handschriftlichen Überlieferung der beiden Werke vgl. WoRSTBRoex, Hugo von Bologna,
S. 82-83; WoRSTBROCK/LÜTTEN, Adalbertus Samaritanus, S. 3-6.
136 Vgl. zur handschriftlichen Überlieferung aller Werke Guido Fabas den Überblick bei TuRCAN-
VERKERK, Repertoire, S. 223; vgl. auch PiNr, La tradizione manoscritta.
13^ FAULHABER, The Summa dz'cfamz'm's of Guido Faba, S. 86, Anm. 2.
133 Zur handschriftlichen Überlieferung der Werke von Boncompagno da Signa, Guido Faba und
Bene da Firenze vgl. neben den einzelnen Editionen auch den Überblick bei TuRCAN-VERKERK,
Repertoire, S. 222-226.
i39 Besonders reich zitierten etwa die Praecepfa dz'cfammum secuudum Tudz'um aus De z'mvwh'owe und
vor allem der R/zHon'ca ad fk'Hmm/um; vgl. ausführlich zur Cicero-Rezeption in den arü's d/'ciaud/'
WoRSTBRoex, Antikenerzeption, S. 191; NEDERMAN, The union of wisdom and eloquence; WARD,
Ciceronian Rhetoric in Treatise; Cox, Ciceronian Rhetoric in Italy.
149 Zu Alberichs klassischen Vorlagen vgl. GEHL, Monastic rhetoric, S. 23.
 
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