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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0310

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2 Realitäten in der Fiktion

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zudem an keiner Stelle herangezogen wurden," soll sie an dieser Stelle nicht weiter ver-
tieft werden.
Im Folgenden soll es vielmehr darum gehen, auf Grundlage der arfes dzcfandz das
Alltägliche des Studiums in Bologna im 12. und 13. Jahrhundert nachzuzeichnen. Die
einzigen detaillierten Arbeiten zu diesem Thema liegen unterdessen auch schon ein
halbes Jahrhundert zurück. Nach einem summarischen und sehr anschaulichen Bei-
trag von CHARLES HoMER HASKiNS und den kurzen Bemerkungen von GioRGio CENCETTi
hat vor allem Gumo ZAccAGNiNi die Bologneser arfes dzcfandz unter dieser Fragestellung
analysiert." Eine jüngere Studie basierend auf den neueren Editionen und Quellenfun-
den fehlt bislang allerdings. Der Fokus auf die Rechtswissenschaft erlaubte aufgrund
der dürftigen Quellenlage für das 12. Jahrhundert" allenfalls erst eine Beschreibung der
Studienbedingungen im 13. Jahrhundert." Zwar ist bei den im Folgenden behandelten
Musterbriefen kaum davon auszugehen, dass diese Briefe tatsächlich verschickt wur-
den. Für bestimmte historische Fragstellungen sind diese fiktiven Briefe deswegen auch
nicht heranzuziehen; aber wo die Briefe unbewusst die Voraussetzungen und Bedin-
gungen des studentischen Alltagslebens reflektieren, kann man ihnen durchaus Ver-
trauen schenken." Gerade wo es um das Alltagsleben derjenigen Studenten geht, die
zugleich Adressaten der arfes dzchiüdz waren, mussten die Briefe den Erfahrungen der
Studenten entsprechen/"

2.2 Strukturen und Methoden des Unterrichts
in der %rs

Über die Orte der frühen Fehre herrscht in der Forschung ebenso wie bezüglich der
Ursprünge und Urheber des Rechtsstudiums keine Einigkeit. Während einige in
Übernahme der Thesen von AuGUSTo GAUDENzi das Studium im Umfeld des Bischofs
lokalisieren,^ wird von anderer Seite, nachdrücklich von HELENE WiERuszowsKi postu-

Vgl. CENCETTi, Studium fuit Bononie, S. 787-810.
ZAccAGNiNi, La vita dei maestri; HASKiNS, The life of medieval students; CENCETTi, Studium fuit
Bononie, S. 810-812; FRIED, Vermögensbildung, S. 28, deutet nur kurz an, dass es die Bologneser
arUs AcöuU; sind, die »[d]ie ersten Verträge zwischen Bolognas Lehrern und Schülern« doku-
mentieren.
Zu diesem Urteil kam jüngst auch WiTT, Rhetoric and Reform, S. 66.
Vgl. beispielsweise die einflussreiche und quellenfundierte Studie von MANACORDA, Storia della
scuola, S. 202-203. Nach einer knappen Nennung Hugos von Bologna für das Jahr 1124 wird für
das gesamte weitere 12. Jahrhundert nur noch die AMdzeMÜ'ca HaMH Friedrich Barbarossas ange-
führt; direkt von Werner/Irnerius zur AMdzeMÜ'ca HaMfa springt auch DE VERGOTTiNi, Lo studio di
Bologna, S. 23-27.
So schon HASKiNS, The life of medieval students, S. 4: » The models were written to be used; and
the more cohesively they corresponded to the needs of the user the greater the popularity of the
dz'chdor and his manual«.
HASKiNS, The life of medieval students, S. 3.
GAUDENzi, Lo Studio di Bologna, S. 113 h; GuALAzziNi, L'origine dello > Studium< bolognese,
S. 98-100; ablehnend CENCETTi, Studium fuit Bononie, S. 812, Anm. 1; immerhin für möglich hält
WoRSTBROCK, Die Anfänge der mittelalterlichen Ars dictandi, S. ß, den Unterricht » an der Dom-
schule«.
 
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