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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0064

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1 Alberich von Montecassino
und die Anfänge der

1.1 Alberichs Leben und Forschungsstand

Gesicherte biographische Daten über Alberich liegen kaum vor.' Unter Abt Desiderius
(1057-1087) ist er in das Kloster Montecassino eingetreten, in den 1070er und 1080er
Jahren als Autor diverser Texte und als wichtiger Teilnehmer der römischen Synode
belegt, wo er selbst gegen Berengar von Tours Abendmahlslehre argumentierte/ Sein
Todesdatum ist umstritten, liegt jedenfalls aber vor 1105/ nachgewiesen ist allenfalls
seine letzte Ruhestätte bei Santi Quattro Coronati in Rom/ Neben diversen Texten rheto-
risch-didaktischen Inhalts sind von ihm Heiligenviten, Passionen und Homilien sowie
ein Text über Berengars verurteilte Abendmahlslehre überliefert, eine Streitschrift ge-
gen Heinrich IV. sowie ein Werk über die Dialektik werden von Petrus Diaconus und
vom Cassineser Chronisten Alberichs erwähnt/
Lange Zeit und ausgehend von der Pionierarbeit LuDwiG RocxiNGERs von 1865''
wurde Alberich als Vater der ars dzchtndz gehandelt, ehe FRANz-JosEF ScHMALE zunächst
1957 in einem knappen Artikel und vier Jahre später in seiner Edition der Praecepfa dzc-
famznMTM Adalbertus' Samaritanus Alberich als noch ganz in der antik-frühmittelalter-
lichen Rhetoriktradition stehend charakterisiert hat und sein Corpus noch nicht als
eigentliche ars dzcfawmzs definiert sehen wollte/ SCHMALES Interpretation wurde in
den folgenden Jahren zumeist entweder positiv übernommen/ ignoriert" oder kritik-
los referiert/" Leicht eingeschränkt, aber grundsätzlich bestätigt wurde sie von seinem
Schüler HEINZ-JÜRGEN BEYER, der in einer leider kaum bekannten Dissertation zu dem
Ergebnis kommt: »Und wenn Adalbert auch wahrscheinlich nicht der erste ist, der sich

Über die Darlegungen GROLLS, Enchiridion, S. 12-17, ist kaum hinauszukommen. Dort auch
eine Beschreibung von Alberichs literarischen Schaffen.
Ausführlich dazu RADDiNG/NEWTON, Theology, Rhetoric, and Politics; vgl. auch NEWTON, The
Scriptorium and Library at Monte Cassino, S. 116-118.
Vgl. LENTiN!, Alberico di Montecassino, S. 82, der das Nekrolog, das Alberichs Namen bereits
führt, plausibel auf 1105 datieren kann.
Petrus Diaconus: T/'Ar & Uns /'LusA/hMS, Sp. 1032 f.
Petrus Diaconus: T/'Ar & Uns /'LusA/hMS, Sp. 1032 f.; C/uowz'cow Casz'wewsG III, 35, S. 410 f.
RocKiNGER, Briefsteller.
ScHMALE, Die Bologneser Schule, S. 1-4.
Vgl etwa LictTRA, 11 mito di Alberico; ScHALLER, Die Kanzlei Friedrichs II., S. 267 f.; WtERuszowKY,
A Twelfth-Century > Ars dictaminis<, S. 334 mit Anm. 4.; VECcm, 11 magistro delle »Arfes«, S. 11.
So etwa MuRPHY, Rhetoric, S. 202-212.
GROLL, Enchiridion, S. 23; BEYER, Frühphase der »Ars dictandi«, S. 26, weist - allerdings ohne
Hinweis auf die gegenseitige Deutung SCHMALES - auf typische Charakteristika einer ars dz'cfa-
WHWZS schon bei Alberich hin; immer noch ScHMALE folgend jüngst Wi l l, Rhetoric and Reform,
S. 56 f.
 
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