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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0104

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2 Die Rezeption der ars dkTamäüs in Norditalien

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ebenso beibehielt wie die reformkirchliche, auf den Primat des Papsttums zugeschnit-
tene Grundtendenz.

2.3 Mediatoren des Transfers

Ein Mittelsmann bei diesem Transferprozess könnte Johannes von Gaeta gewesen sein,
der bereits oben genannte Schüler Alberichs von Montecassino."^ Seit Papst Urban II.
und unter Paschalis II. war er Kanzler an der Kurie und von 1118 bis 1119 als Gelasius II.
dessen Nachfolger auf der ca dt cdm Pein'."' Die Lektüre des Bmuzarmw Alberichs lässt
vermuten, dass Alberich nicht der alleinige Autor jener Version des Werkes war, die uns
überliefert ist. Denn an mehreren Passagen lassen sich Einschübe finden, die nicht auf
Alberich zurückgehen dürften. Da wie in allen arfcs d/'cdmd/' auch im Brnc/anum als Ab-
sender von Musterbriefen bisweilen der Name des Verfassers der jeweiligen ars d/'ciand/'
in Erscheinung tritt, ist ein Blick auf die Absender der Musterbriefe im BrcAanVa; gebo-
ten. Neben Alberichs Namen oder diversen Abkürzungen wie AI. oder A.'"* erscheinen
häufig bekannte Persönlichkeiten seiner Epoche wie Abt Desiderius von Montecassino,
Gregor VII., Heinrich IV.^ Daneben findet sich fast ebenso häufig wie A. oder Al. die
Initiale 1.^ Sie könnte auf Johannes, und damit möglicherweise auf Alberichs Schüler
Johannes von Gaeta zu beziehen sein. Dass Schüler die arfcs d/'ciand/' ihrer Lehrer ausar-
beiteten und erweiterten, ist für das 12. Jahrhundert eindeutig belegt."'
Wenn auch Johannes von Gaeta möglicherweise nicht selbst die Überarbeitung des
Werkes seines Lehrers verantwortet hat, so war ihm doch zweifellos das BrnmanYm; be-
kannt. Als Johannes von Gaeta dann zum Kanzler Urbans II. aufgestiegen war, wurde
das BreuzanMm oder jedenfalls über Johannes ein Teil dieser Lehre in der päpstlichen
Kanzlei bekannt und angewandt. Wenn in Rom angehende Mitglieder der Kurie an-
hand des Bmuzarmw in der ars dzcdtmznzs unterwiesen wurden oder mit Hilfe des Brc-
uzanMm konkrete Schriftstücke für die Kurie verfassen, dann haben es unter Umstän-
den die Kanzleimitarbeiter sogar mit sich geführt, wenn sie mit der Kurie gereist sind.
Gleichzeitig dürfte sich die Kenntnis des BrcAanAa; zunächst auf das Umfeld der Kurie
beschränkt haben; die Verbreitung des Werkes war zweifelsfrei sehr begrenzt und sollte
möglicherweise sogar begrenzt bleiben.' " Wenn also dieses nur begrenzt verbreitete
BrcNan'aa; gerade in Bologna erstmals zu einem Zeitpunkt belegt ist, da das Verhältnis

1^2 Ausführlich ENGELS, Alberich von Montecassino und sein Schüler Johannes von Gaeta.
^3 KROHN, Der päpstliche Kanzler Johannes von Gaeta; zu dessen Anpassung an das »praktische
Bedürfnis« der »kurialen Verhältnissen«, S. 17; zum LoHRMANN, Die Jugendwerke des Johannes
von Gaeta, S. 357 datiert den Eintritt in die päpstliche Kanzlei zwischen 23. Aug. und 13. Okt.
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154 Zu Al. oder A. als Absender vgl. Alberico: BreUanM??:, vgl. etwa die Salutationsmuster Nr 12,
S. 41; Nr. 17,19, 21, S. 42; Nr. 2Q, 43.
155 Als einige von zahlreichen Beispielen vgl. ebd., Nr. 6-11, S. 36 f.; Nr. 13-23, S. 38-40; Nr. 13,
S. 41 f., Nr. 22-23, S. 42.
156 Ebd., Nr. 6, S. 40 f.; 13, S. 41 f.; Nr. 26, Nr. 41, S. 43;
152 Akribisch nachgewiesen hat das am Beispiel von Magister Bernhard und seinem Schüler Guido
TuRCAN-VERKERK, Le UAr arü's owmzgCMHm dz'cfawHMMm de maitre Bernard; vgl. auch STELLA/BAR-
Ton, Nuovi testi; vgl. auch schon KLAES, Magister Bernhard, S. 38 f.
158 \/gl BouREAu, The Letter-Writing Norm, S. 38.
 
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