Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0302

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1 Fiktionen in der Realität

291

dencz ad /tonorem ef seruzÜMW uesüMW ualeanf m slüdio remanere ef pro mcolowz-
fafe (7) oesfra lesMW C/trzsfMW sewper cxorarc/'
Beeinflusst war Guido wohl von der ebenfalls durch Bologneser Gelehrte erwirkten
Authentica Habda aus dem Jahr 1138/' Das in diesem Brief erwähnte Verbot für die aus
reichsfeindlichen Kommunen stammenden Studenten dürfte aller Wahrscheinlichkeit
nach sogar authentisch sein. Denn es spiegelt jedenfalls sowohl die Interessen der Bo-
logneser Gelehrten als auch die Konflikte Friedrich Barbarossas mit den betroffenen
Städten realitätsnah wider/"

1.3 Vermittlung neuer Kommunikationsformen
in Zeiten der Krise

Die Abhängigkeit vom politischen Tagesgeschehen beschränkte sich aber nicht auf
Musterbriete, sondern auch auf theoretisch einführende arfes dzcfandz. Denn gleichzeitig
entwarf der Magister Guido auch seine zrzodz dz'dazrzz'zzzzzrz, die sich dem theoretischen In-
strumentarium zum Verfassen von Briefen widmete - mitten in den Wirren des Jahres
1159, zeitgleich mit Barbarossas Wüten in Norditalien und den beginnenden Auseinan-
dersetzungen um das Schisma seit 1159. Interessant ist allerdings, dass 1154 just wäh-
rend Barbarossas erstem Italienzug Albert von Asti seine Hores dzcfazidz verfasst hat/"
Auch Alberts Arbeit fiel nicht nur mit Barbarossas Präsenz in der Lombardei zusam-
men, sondern erfolgte gleichzeitig mit den auch militärisch ausgefochtenen Differen-
zen zwischen den Bewohnern seiner Heimatstadt Asti und ihrem Bischof Anselm von
Asti. In dieser Auseinandersetzung versuchte der aus seiner Stadt vertriebene Bischof
mit Unterstützung des Markgrafen Wilhelm von Montferrat die Herrschaft über seine
Stadt zurück zu gewinnen/"
Auch hier haben politische Spannungen, die dem Verfasser der rhetorischen Werke
vollauf bewusst waren, den zeitlichen Rahmen der ars dzcfazidz abgesteckt. Man mag
deswegen kaum an eine zufällige Koinzidenz denken. Schon bei der ersten ars dzcfazidz
überhaupt, bei Alberichs Bzvzzz'azi'zzzzz, waren es die Auseinandersetzungen zwischen
Gregor VII. und Heinrich IV., die man wohl als Anlass zum Verfassen des Werkes ver-
muten muss/" Ebenso fällt die erste kommunale ars dzctazwzzizs, die praecepfa ziz'ciazzzz'zzzzzzz
des Adalbertus Samaritanus, in die wohl unsicherste und unruhigste politische Situa-
tion Bolognas seit mehreren Jahren/" Eine analoge cazzsa srzihczzdz wird man deswegen
^ S. Anhang, Reg. II, 35, f. 145r; zu diesem fiktiven Schreiben als einziger, wenn auch oberflächlich
CAMPANA, Lettera di quattro maestri.
^ Zur Aadzcahca FMdfa STELZER, Scholarenprivileg; vgl. auch die Diskussion bei KoEPPLER, Aadzca-
h'ca FfaMhz, S. 377-603.
Zum Realitätsgehalt vgl. CAMPANA, Lettera di quattro maestri; zum Interesse der Bologneser
Gelehrten und der Kommune Bologna daran, Studenten in der Stadt zu halten, vgl. das folgende
Kap. IV, 2.
WoRSTBROCK, Albertus von Asti, S. 19.
LAUDAGE, Friedrich Barbarossa, S. 38.
83 S. o. Kap. II, 1.
84 s. o. Kap. II, 2.
 
Annotationen