Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0038

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2 Forschungsstand

Schon für die Epistolographie als Quelle der mittelalterlichen Geschichte gilt die For-
schungslage insgesamt als unzureichend. In der renommiertesten Monographie über
Briefe und Briefsammlungen im Mittelalter hat GiLEs CoNSTABLE 1967 beklagt, diese
Gattung zähle zu den am wenigsten erforschten Zweigen mittelalterlicher Forschung.'
Eine verdienstvolle Bestandsaufnahme der Erkenntnismöglichkeiten, die die intensive
Beschäftigung mit Briefsammlungen bietet, hat erst AcHiM THOMAS HACK 2006 - zumin-
dest für das Frühmittelalter - vorgelegt/ Daran hat vom Anspruch her anschließend,
thematisch aber auf Briefwechsel zwischen mittelalterlichen Gelehrten beschränkt,
SiTA STECKEL jüngst auch das Briefwesen im Hochmittelalter vielseitig dargestellt. Lie-
gen damit für den mittelalterlichen Brief inzwischen verdienstvolle und materialreiche
Monographien vor, so fehlt es hinsichtlich der ars dzcfamznzs immer noch an einer mono-
graphischen Gattungsgeschichte/ die auch hier nicht geleistet werden kann. An Einzel-
studien zumeist eher geringeren Umfangs mangelt es dagegen nicht/
In den Fokus der Forschung rückte die ars dzcfamznzs erstmals im 19. Jahrhundert.
Pionierarbeit leistete 1863 LuDwiG RocxiNGER, der durch seine Edition einer Reihe von
arfes dzcfandz weitere Arbeiten anregte und maßgeblich beeinflusste/ Da sich alle folgen-
den Arbeiten im Wesentlichen auf RocxiNGER stützten, setzten sich auch seine - ange-
sichts der noch dürftigen Handschriftenkenntnis erklärbaren - Irrtümer für lange Zeit
durch/ ADOLF BÜTow aus gattungsgeschichtlicher und in weiten Teilen philologischer
Perspektive^ und vor allem CHARLES HoMER HAsxiNS aus kulturhistorischer Perspektive

CoNSTABLE, Letters and Letter-Collections, S. 7.
HACK, Codex Carolinus.
STECKEL, Kulturen des Lehrens, besonders S. 293-376, 737-822.
Vgl. allenfalls die knappe Monographie von CAMARGO, Ars dictaminis; sowie die stark werkbe-
zogene Darstellung von MuRPHY, Rhetoric, im Rahmen seiner umfangreichen Studie über die
Rhetorik im Allgemeinen.
Vgl. etwa HASKiNS, The Early Arfes dz'cfazzdz in Italy; DERS., An Italian Master Bernhard; MuRPHY,
Rhetoric; ähnlich auch die beiden verdienstvollen Repertorien von WoRSTBROCK/KLAEs/LÜTTEN,
Repertorium; TuRCAN-VERKERK, Repertoire; bezeichnend für das immer noch anhaltende Des-
interesse an der ars dz'cfazzzz'zzz's ist die Entscheidung von CoPELAND/SLuiTER, Medieval Grammar
and Rhetoric, die in ihrer 2010 erschienenen monumentalen Anthologie von fast 30 mittelalter-
lichen Traktaten über Grammatik und Rhetorik keine einzige ars dz'cfazzdz behandeln.
RocKiNGER, Briefsteller; vorher schon die wichtigen Analysen von WATTENBACH, Iter Austria-
cum.
Das betrifft unter anderem falsche Verfasserzuschreibungen. So hält er noch Alberich von Mon-
tecassino für den Verfasser der Raü'ozzcs dz'cfazzdz, die allerdings auf Magister Bernhard zurück-
gehen.
BÜTow, Die Entwicklung der mittelalterlichen Briefsteller, dessen verdienstvolles Werk Textab-
hängigkeiten und die handschriftliche Überlieferung erstmals systematisch aufarbeitet, histo-
rische Rahmenbedingungen allerdings weitgehend außen vor lässt. Einige seiner philologi-
schen Schlussfolgerungen sind hingegen wegen neu erschlossener Handschriften unterdessen
überholt. Zudem beschränkt sich BÜTow auf die Frühgeschichte der ars dz'cfazzzz'zzz's bis zu Hugo
 
Annotationen