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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0018

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1 Ars - Eine Einführung

1.1 Vorgeschichte und Voraussetzungen

Ars dzchzmzüzs ist, etwas verkürzt, die Kunst oder besser die Technik', Briefe und an-
dere Prosatexte für öffentliche und private Zwecke zu verfassend Die einzelnen Werke
werden in der vorliegenden Arbeit der Abgrenzung wegen zzrs dzchzzzdz (im Plural zzzTcs
dzchzzzdz) genannt, die Gattung, der diese Werke angehören, soll zzrs dzchzmzüzs heißend
Der Begriff leitet sich ab vom lateinischen Verb dzchzre, dem Intensivum des Verbs dzcere.
Davon leitet sich auch das deutsche Verb »dichten« abd Da die Urheber eines Briefes den
Text einem Schreiber diktierten, gewann das Wort dzchzre, das ursprünglich »vorsagen«
bedeutete, allmählich auch die Bedeutung von schreiben, komponieren, verfassen^ und
bezeichnete damit schließlich jede Art des Schreibens, sodass die mittelalterliche Defi-
nition in einer frühen zzrs dzchzzzdz schließlich lautete: dzchzre esf zzzzz'zrzz eozzecpfz'ozzczrz recfzz
rzzczozizzzw eozzsfrzzHz'ozzc cxpozzczv.'' Die zeitgenössischen Definitionen des Substantivs dzcfzz-
zrzczz leiteten sich entsprechend davon ab und lassen bereits die Abstraktion vom bloßen
Briefstil^ und eine Anpassung des Stils an unterschiedliche Genres erkennen: dz'Hzzzrzczz
esf czzzzzslzhef rez Izfferzzlzs prolzzfzo cozi^rzzzz cozifzziMzzfzozie procedens ud dzcfzzzzrezi esf con^rziMS ef
zzpposzfzzs CMZzzsühef rez hzzcfzzlzzs zzd zpszzzn rezzi cozuztzode zzpplzczzfzzs ud dzcfzzzzrezi esf cozi^rzzzz ef
apposzhz Izfferzzlzs edzfzo de ^zzolzhef ud zzrezife rdezifzz ud serzziozie azd Izderzs dedzzrdzz/ In dem
Gattungsbegriff der zzrs dz'dzzzzzz'zzz's, der in der mediävistischen Forschung Verwendung
findet, verengte sich die Bedeutung auf das Verfassen von Briefen und Urkundend
Die Anfänge dieser Gattung gehen zurück auf die 1070er und 1080er Jahre im
Umfeld von Reformpapsttum und Investiturstreit im Raum zwischen Rom und Monte-

Vgl. ScHALLER, Dichtungslehren, S. 249 f., damit zu Recht gegen die Vorstellung einer »Theorie«
argumentierend.
An jüngeren, stets lediglich holzschnittartigen Einführungen in die ars dzchzzzzzzzzs seien genannt:
RiCHARDSON, The Ars dzcfazzzzzzzs; ArnooNi, Repubblicanesimo comunale; ÜANHAM, Writing In-
struction; grundlegend immer noch MuRPHY, Rhetoric; sehr anregend WoRSTBRoex, Anfänge
der mittelalterlichen Ars dictandi; CAMARGO, Ars dictaminis.
Leider ist die Bezeichnung in der Forschung selten so klar differenziert. Vgl. zu der hier prak-
tizierten Trennung auch CAMARGO, Ars dictaminis, S. 20 f.; ihm folgt konsequent fast nur
RiCHARDSON, The Ars dzcfazzzzzzzs, S. 55.
ScHALLER, Dichtungslehren, S. 257.
Vgl. BÜTOw, Die Entwicklung der mittelalterlichen Briefsteller, S. 47 f.; PATT, The early » Ars dic-
taminis«, S. 134 mit Anm. 2.
Henricus Francigena: Aurea Gemma, Leipzig, Universitätsbibliothek Codex 350, f. i42rb; vgl.
Ludolf von Hildesheim: Summa dz'cfamz'uum, S. 359: dz'cfare esf azurn;' Meucz'cmem recfa ordmacz'cme
expiauare.
Vgl. Moos, Zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit, S. 312.
Magister Bernhard: Raü'oz;es dz'cfaudz, S. 9.
CAMARGO, Ars dictaminis; in ganz kurzem Überblick auch LANHAM, Writing Instruction,
S. 113-121.
 
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