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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0033

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22

Teil I: Einführung

Assumendum esf properbzum m /mnc wodum; Maler monbus rMolel nouercaw ^ne
/Hü' non suMeuaf eyesfafew. NarfralzoJ; Dar esl ^nod Parzsins sfudns mseruzuz cl miw-
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zzreslzcMzzr esl ezizzzr zrzalrz zzl^Pzo subpenäif mdzyenh.'^
Tatsächlich geschrieben wurden solche Briefe an die Mutter wahrscheinlich nie. Es
wurde schlicht an einem den Studenten durchaus vertrauten Thema und Anliegen
mustergültig die Argumentationsstruktur eines Briefes exemplifiziert. Wurde der Brief
in dieser Form auch nicht verschickt, so lässt er gleichwohl vermuten, dass das Thema
und das Anliegen, die in dem Musterbrief logisch begründet werden sollten, den All-
tagserfahrungen der Studenten entsprachen.
Während solche Briefe noch eng an die Theorie angebunden und als fiktive Muster
sofort erkennbar sind, haben andere Briefe oder ganze Sammlungen einen wesentlich
authentischeren Charakter, ohne dass ihre Echtheit nachzuweisen wäreP' Oft wurden
solche Brief Sammlungen in späterer Zeit mit zzzTcs dzcfzzzidz aus ganz anderen Regionen
und Zeiten zu einer Handschrift zusammen gebunden.'^ So finden sich im MS 45 der
Biblioteca dellAccademia dei Filopatridi in Savignano sul Rubicone vom ausgehen-
den 12. Jahrhundert neben den brieftheoretischen InlzMzzAz'ozzcs proszzzcz dzclzzzwzzizs des
Magisters Bernhard mit zugehöriger Exordiensammlung von etwa 1145 Auszüge der
Pmecepfa dz'Azzzzzz'zzzzzzz des Adalbertus Samaritanus von 1115, außerdem, unter anderem,
eine Briefsammlung des Magisters Guido ohne Brieftheorie, die auf 1159 zu datieren
istA Diese Briefsammlung überliefert rund 90 Briefe unterschiedlichster Verfasser und
Empfänger bei gleichzeitiger Homogenität des Stils, der in einigen Briefen dieselbe
Wortwahl erkennen lässtP'' Dieser Befund deutet darauf hin, dass allen Briefen derselbe
reale Autor zu eigen ist, die Briefe also fiktiv sind. Da sie dennoch eine außerordentliche
Kenntnis der historischen Ereignisse und Vorstellungen verraten, stellen auch die fik-
tiven Musterbriefe in den zahlreichen Briefsammlungen eine wertvolle Quelle für die
Vorstellungen der Zeit, für die Hoffnungen und Erwartungen der Zeitgenossen dar.
Wenn, um bei dem Beispiel der Handschrift aus Savignano sul Rubicone zu blei-
ben, zeitlich mit Friedrich Barbarossas zweitem Italienzug 1159 eine Reihe von Briefen
an und von Barbarossa oder von anderen Fürsten erfunden wurden, die unter anderem
von Bündnisverhandlungen zwischen Wilhelm II. von Sizilien und Barbarossa wissen
wollen, dann finden sich hier Spuren von jenen Spannungen, die damals weite Kreise
der kommunalen Kultur in Italien erfasst haben, die allerdings in anderen uns erhalte-
nen Quellengattungen nicht überliefert sind. Ähnliches dokumentieren die zum gro-
ßen Teil aus dem Jahr 1132 stammenden 80 anonymen Briefe der Lombardischen Brief-
sammlung, die HEiNz-JÜRGEN BEYER bekannt gemacht hat A

Summa Hon/ms, London, British Library, Add. MS 18382, f. 39t'.
123 Zum Problem der Authentizität der Musterbriefe vgl. CONSTABLE, Lorged Letters in the Middle
Ages, S. 32: »Since almost no work has been done on how formularies were used, however, and
there are no examples of genuine letters certainly based on formulary models, there are still
many unanswered questions about this aspect of the composition of letters«.
124 Beispiele bei KLAES, Transmundus, S. 109 f.
123 Zur Handschrift vgl. KLAES, Magister Bernhard, S. 36; zu Guido jetzt vor allem STELLA/BARTon,
Nuovi testi di ars dictandi.
' 2-' Eine ausführliche Beschreibung der Briefe und ihrer Inhalte s. unten, Kap. IV, 2.
122 BEYER, Der Papst kommt; Edition von DEMS., im Internet unter http://www.uni-saarland.de/ver-
walt/praesidial/LuSt/Lomb/Lo.html
 
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