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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0089

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78

Teil II: Philologisch-historische Entwicklung der ars /z'chzzzzüzz's

2.2.1 Bologna
Widmet man sich aus dieser Perspektive der ersten kommunalen ars dzchiüdz aus der Fe-
der des Adalbertus Samaritanus, also dem ersten Werk des Genres ars dzchtmznzs in den
Kommunen, so zeigen sich die Bologneser arfes dzcfandz von den Wertungen Alberichs
nicht unbeeinflusst. Das Wirken der frühen Bologneser dzcfafores kann sich gar nicht frei
von den gesellschaftlichen Spannungen um 1115 entfalten. »[NJeither academics nor
politicians work in isolation, but both are rooted in society - in this case, the cramped,
violent, and competitive society of medieval Bologna«/' Auf die Verinnerlichung kom-
munaler Werte in den ersten kommunalen arfes dzcfandz wird in anderem Kontext noch
einzugehen sein. Unabhängig von den inneren Entwicklungen der Stadt und Kom-
mune Bologna, die sich an der Ersterwähnung eines Konsuln im Jahr 1123 veranschau-
lichen lassen, war Bologna gerade in der Abfassungszeit der praecepfa dzcfamznMTM des
Adalbertus Samaritanus auch von den Auswirkungen des Investiturstreits nicht unbe-
rührt.^ Die Verankerung der ars dzchtmznzs im Kontext des Investiturstreits findet eine
Entsprechung in der frühen Bologneser Rechtsschule/' deren Gelehrte^ zur gleichen
Zeit als »un instrument de valeur inegable dans la bataille ideologique qui se livrait
entre Empire et Papaute« erkannt wurden/' Das heißt, im weiteren Umfeld der Bo-
logneser Gelehrten, zu dem auch die dzctatores zählten, war man nachweislich zutiefst
von den Diskussionen des Investiturstreits beeinflusst.^ Den Rechtsgelehrten, die dem
Umfeld Mathildes zugeordnet wurden,^ und in der schillernden Person des Irnerius^
sogar von Mathilde in den kaiserlichen Dienst wechselten, wird dabei in der Regel eine
prokaiserliche Tendenz zugeschrieben/' Die zumeist privaten Lehrer^ der ars dzchtmznzs
zeigen dagegen in Bologna eine andere Ausrichtung.

Asszzr Hrge, BUzd progczzz'cs, pcrdz'fz'ozzz'sjziz'z, t?MZ a&vrsaafar cf cxfoiüzzzfzzr sapra ozzuzc, Dcas dz'cz-
far aaf coEfaz; pdah fcfcrnaa dracozzes aaf saJJZaaf aaf/Uorc pcacaafc pccaaz'c azcafcs /zoan'aaaz/diaaf,
Jz&aztyac azaEoraa: rzczzfopcz^z'dz'c ^acz'Haafca: zzorzz /zcrcszarc/zcpcrfadzaaf.
Hyde, Commune, University, and Society, S. 19.
Vgl. Den Überblick bei Racine, Bologne au temps de Gratien.
Zu den Anfängen des Studium in Bologna vgl. Cencetti, Sülle origini dello Studio di Bologna,;
Ders.: Studium fuit Bononie; Santini, La contessa Matilde; Arnaldi, Alle origini dello Studio di
Bologna; Walther, Die Anfänge des Rechtsstudiums; zuletzt auch Dolcini, Lo Studium fino al
XIII secolo.
Vgl. aber die Einwände gegen die Rechts-»Schule« in Bologna von Fried, »... auf Bitten der Grä-
fin Mathilde«, S. 193. Dass die frühen Rechtsgelehrten in Bologna eher praktizierende Juristen
als Lehrer waren, konstatierte schon Santini, Legis doctores. An der Präsenz von Rechtsgelehr-
ten in Bologna und deren Einfluss in jener Zeit besteht jedenfalls kein Zweifel.
Racine, Bologne au temps de Gratien, S. 27g; zur Unterscheidung zwischen dem Mathildischen
Zirkel der gregorianischen Kanonisten auf der einen und der konkreten jurisdiktioneilen Pra-
xis auf der anderen Seite vgl. RovERSi-MoNAco, 11 >circolo< giuridico di Matilde; zur Kooperation
von Heinrich IV. mit Bologneser Rechtsgelehrten auf der Basis des römischen Rechts in Person
der Gelehrten Pepo vgl. ScHMUGGE, »Codicis Iustiniani et Institutionum baiulus«, S. 8; in Bezug
auf die Rolle des Irnerius in diesem Kontext vgl. auch MAzzANTi, Irnerio.
Vgl. NoBin, La cultura politica alla corte di Matildedi Canossa; FuMAGALLi, Matilde di Canossa.
Vgl. GoEz, Mathilde von Canossa, S. 327 f.
Zu ihm vgl. aus der unüberschaubaren Menge an Publikationen vor allem SpAGNESi, Wernerius
Bononiensis iudex; Voss, Irnerius Rechtsberater der Mathilde; MAzzANTi, Irnerio.
So etwa ARNALDi, Alle origini dello Studio di Bologna, S. 103; vgl. auch FRIED, »... auf Bitten der
Gräfin Mathilde«; SANTiNi, La contessa Matilde.
Vgl. zum Status der frühen Lehrer in der ars dz'cfazzzz'zzz's als Privatlehrer WoRSTBRoex, Die An-
fänge der mittelalterlichen Ars dictandi, der sich gegen die Existenz einer Domschule in Bo-
logna ausspricht, an der laut SCHMALE, Die Bologneser Schule, S. 30, die dzcdzloiTS tätig gewesen
 
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