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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0121

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110

Teil II: Philologisch-historische Entwicklung der ars dkfawihn's

gab es Konflikte. Dort verbündeten sich gegen die Linie der Kommunalregierung bis-
weilen eine - vermutliche schwächere - Partei mit dem Kaiser. Diese kaiserfreund-
liche Partei verdankte ihre Existenz allerdings nicht dem Kaiser, sondern sie bestand
unabhängig von ihm und suchte in ihm nur einen Verbündeten. Damit ist nur allzu
deutlich belegt, unter welchen brisanten innerstädtischen Konflikten die Kommunen
im Allgemeinen und Bologna im Besonderen litten.^ Im Interesse von concordza und pax
konzentrierten sich die erzählenden Quellen, Stadtchroniken und Annalen in der Regel
auf äußere Konflikte mit dem Reich oder mit Nachbarkommunen. Innere Spannungen
wurden in bemerkenswerter Konsequenz verschwiegen oder bagatellisiert. Die Suche
nach der rechten Verfassung, die nicht einseitig mit der Intervention oder Bedrohung
durch den Kaiser erklärt werden kann, belegt, wie erbittert innerhalb der Kommunen
um Macht und Einfluss gestritten wurde.
Bologna war kein Einzelfall. Die Geschichte der Stadt wurde hier aber nicht stell-
vertretend oder exemplarisch für alle Kommunen Oberitaliens skizziert, dazu sind die
Unterschiede zwischen den einzelnen Kommunen zu groß. Die Bedeutung Bolognas
im Rahmen der vorliegenden Studie liegt vielmehr darin begründet, dass die Stadt am
Reno Dreh- und Angelpunkt der italienischen ars dzchimznzs war. Dass ähnliche wie
Entwicklungen wie jene in Bologna auch in anderen Städten nahezu parallel verliefen,
wird unter anderem daran ersichtlich, dass auch Bologna liyy durch innere Spannun-
gen veranlasst wurde, einen auswärtigen Podestä zu berufen. Damit sollten innerstäd-
tische Rivalitäten vermieden werden, wie es zuvor bereits etliche andere Städte in einer
ähnlich spannungsreichen Situation getan hatten.^ Einen Bürgerkrieg wie Bologna
hatten nachweislich auch die anderen vier Städte des Fünfstädtebündnisses von 11/5
befürchtet.^

2% Belege für die zahlreichen innerkommunalen Konflikte, die die Geschichte der Kommunen von
ihren Anfängen an prägten, vgl. aus der reichen Literatur BoRDONE, I ceti dirigenti urbani, S. 65;
AscHERi, Ricordare la civiltä comunale, mit einer Typisierung der unterschiedlichen Konflikt-
linien, S. 12; MAiRE ViGUEUR, Cavallieri e cittadini, S. 460-469; AmnoNi, Tensioni sociali e isti-
tuzioni nel mondo comunale; insgesamt dazu auch der Band von MARTiNES, Violence and civil
disorder.
297 Zur von Stadt zu Stadt je unterschiedlichen Einführung des Podestariats vgl. die Zusammen-
fassung der Tagungsergebnisse durch MAiRE ViGUEUR, Conclusione, sowie insbesondere die
einzelnen Beiträge in dem nämlichen Tagungsband.
298 GÜTERBOCK, Der Friede von Montebello, S. 76 ff.
 
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