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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0160

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4 Die Auseinandersetzung mit der französischen ars dzcfazwzzzzs

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an der Rechtswissenschaft orientierte,^ wurde ab der Mitte des 13. Jahrhunderts ein dif-
ferenzierteres Studium Ciceronianischer Rhetorik etabliert, das die Bedeutung der ars
dictaminis partiell zurückdrängte. " Allerdings teilen die dictatores auch noch des spä-
ten 13. mit jenen des 12. Jahrhunderts die gleiche Präferenz für die Rhetorica ad Heren-
nium und für Ciceros De inventione." Später dann haben die Renaissancehumanisten
unter sich einen stärker an Cicero angelehnten Stil gepflegt, doch hielten dieselben Hu-
manisten am tradierten Stil der mittelalterlichen ars dictaminis fest, wenn sie im öffent-
lichen Auftrag Briefe verfassten.^ Auch die Brieftheorie blieb weiterhin den Traditionen
der mittelalterlichen ars dictaminis verhaftet.^ Deswegen wurden die Renaissancehu-
manisten auf die Diskrepanz zwischen dem antiken Briefstil und der mittelalterlichen
Brieftheorie aufmerksam, womit sie die Schwäche der mittelalterlichen ars dictaminis
zu begründen suchten. Diese Diskrepanz war allerdings darauf zurückzuführen, dass
die ars dictaminis ihre briefrhetorischen Regeln anhand der antiken Werke über die
Oratorik entwickelt hatte, die Renaissancehumanisten ihre Briefe aber in Imitation der
antiken Briefe verfassten.

WtERuszowsKi, Rhetoric and the classics in Italian education, S. 393. Der viel zitierte Satz Bon-
compagnos da Signa: Palma, Prologus, ed. Wight: http://scrineum.unipv.it/wight/palma.htm:
z'zz redzorz'ca TzzHz'zzm zzozz/zzerz'm z'mzfahzs. Nzzzz^zzam ezzz'm memz'zzz me TzzHz'zzm iegz'sse, bedeutet, wie
WtERuszowsKi, ebd., zu Recht bemerkt, dass Boncompagno über Ciceros Werke keine Vorlesun-
gen gehalten hat. Wie seinen rhetorischen Werken zu entnehmen ist, hat Boncompagno sehr
wohl intime Kenntnis von Ciceros rhetorischen Schriften.
Vgl. Cox, Ciceronian Rhetoric in Italy, S. 283, die allerdings die azdes dz'cfazzdz des 12. Jahrhunderts
in ihrem Niveau insgesamt unterschätzt, vgl. ebd., S. 283.
Vgl. beispielsweise Jacques von Dinant: Summa dz'cfamz'zzz's; dazu PoLAK, A textual study, S. 33:
»Jacques relied most heavily on the anonymous R/zeforz'ca ad Herezzzzzum and Cicero's De z'zzrzezz-
fz'ozze«.
CAMARGO, The Waning of Medieval Ars Dictaminis, S. 137.
Vgl. WoRSTBROCK, Antikenrezeption, S. 193.
 
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