5 Fazit: Paradigmen einer Gattungsgeschichte
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kung stets nach Mitteln gesucht wurde. Auch die Einführung des Podestariats zeugt
von dieser ständigen Suche nach der geeigneten Regierungsform. Aber trotz dieser
Spannungen war die Existenz der Kommune als einer Institution, die auf dem Kon-
sens aller Bürger basierte und vom florierenden Handel lebte, grundsätzlich nicht ge-
fährdet. Es ist durchaus bemerkenswert, dass dasselbe auch für die kommunale ars dzc-
famznzs gilt.
Erst als in Italien die Einflüsse der nun ihrerseits eigenständig etablierten franzö-
sischen ars dzcfamznzs spürbar wurden, begann zu Beginn der iß. Jahrhunderts auch für
die italienische ars dzcfamznzs ein neuer Wandlungsprozess. Doch die Neuerungen der
italienischen arfes dzcfandz des frühen iß. Jahrhunderts liegen insgesamt wohl weniger
in der direkten Aufnahme französischer Elemente als vielmehr in einem ganz neuen
Maß von Systematisierung sowie in einem neuen Selbstverständnis der Autoren. So
scheint erneut der Impuls zur Modernisierung eher aus den Kommunen selbst gekom-
men zu sein, auch wenn im Einzelnen die französischen Einflüsse unübersehbar sind.
Bei beiden Transferprozessen, jenem nach Frankreich und jenem zurück nach Italien,
erweist sich der Wille zur Rezeption und zur Modifikation als der eigentliche Impuls.
Ohne die Kausalitäten im Einzelnen detailliert nachzeichnen zu können, ist doch
zu konstatieren, dass die ars dzcfamznzs in bemerkenswert hohem Maß aktuellen Bedürf-
nissen angepasst wurde. Auf die Anpassungsfähigkeit oder den Anpassungsdruck
nachdrücklich zu verweisen, ist insofern wichtig, als sie belegen, dass die arfes dzcfandz
ihren Sitz mitten im Leben der Kommunen hatten. Mit ihren ständigen Wandlungen
reagierten sie stärker als andere Quellengattungen auf soziale und politische Verän-
derungen. Wenn in der kurialen ars dzcfandz Alberichs von Montecassino die Ausein-
andersetzung zwischen reynMm und sacerdoÜMW in eindeutiger Charakterisierung der
vermeintlichen Gegenpäpste thematisiert wird und wenn in den kommunalen arfes
dzcfandz das einträchtige Miteinander aller Bürger in den Kommunen beschworen wird,
dann zeigen diese je symptomatischen Deutungsmuster nur, wie stark diese Quellen
dem Geist ihrer Zeit entsprangen.
Diese Anpassung ist ebenso auffällig, wie sie sachlich erforderlich war. Denn die
arfes dzcfandz gaben für ihr Umfeld verbindliche Kommunikationsregeln vor. Sobald
sich soziale und politische Strukturen änderten, wandelten sich auch die Kommunika-
tionsformen und entsprechend schließlich auch diejenigen Lehrwerke, die über diese
Kommunikationsformen in Kenntnis setzten.
Dieser Befund ist Ausgangspunkt und Grundlage für die historische Interpreta-
tion der kommunalen arfes dzcfandz in dem folgenden dritten Teil.
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kung stets nach Mitteln gesucht wurde. Auch die Einführung des Podestariats zeugt
von dieser ständigen Suche nach der geeigneten Regierungsform. Aber trotz dieser
Spannungen war die Existenz der Kommune als einer Institution, die auf dem Kon-
sens aller Bürger basierte und vom florierenden Handel lebte, grundsätzlich nicht ge-
fährdet. Es ist durchaus bemerkenswert, dass dasselbe auch für die kommunale ars dzc-
famznzs gilt.
Erst als in Italien die Einflüsse der nun ihrerseits eigenständig etablierten franzö-
sischen ars dzcfamznzs spürbar wurden, begann zu Beginn der iß. Jahrhunderts auch für
die italienische ars dzcfamznzs ein neuer Wandlungsprozess. Doch die Neuerungen der
italienischen arfes dzcfandz des frühen iß. Jahrhunderts liegen insgesamt wohl weniger
in der direkten Aufnahme französischer Elemente als vielmehr in einem ganz neuen
Maß von Systematisierung sowie in einem neuen Selbstverständnis der Autoren. So
scheint erneut der Impuls zur Modernisierung eher aus den Kommunen selbst gekom-
men zu sein, auch wenn im Einzelnen die französischen Einflüsse unübersehbar sind.
Bei beiden Transferprozessen, jenem nach Frankreich und jenem zurück nach Italien,
erweist sich der Wille zur Rezeption und zur Modifikation als der eigentliche Impuls.
Ohne die Kausalitäten im Einzelnen detailliert nachzeichnen zu können, ist doch
zu konstatieren, dass die ars dzcfamznzs in bemerkenswert hohem Maß aktuellen Bedürf-
nissen angepasst wurde. Auf die Anpassungsfähigkeit oder den Anpassungsdruck
nachdrücklich zu verweisen, ist insofern wichtig, als sie belegen, dass die arfes dzcfandz
ihren Sitz mitten im Leben der Kommunen hatten. Mit ihren ständigen Wandlungen
reagierten sie stärker als andere Quellengattungen auf soziale und politische Verän-
derungen. Wenn in der kurialen ars dzcfandz Alberichs von Montecassino die Ausein-
andersetzung zwischen reynMm und sacerdoÜMW in eindeutiger Charakterisierung der
vermeintlichen Gegenpäpste thematisiert wird und wenn in den kommunalen arfes
dzcfandz das einträchtige Miteinander aller Bürger in den Kommunen beschworen wird,
dann zeigen diese je symptomatischen Deutungsmuster nur, wie stark diese Quellen
dem Geist ihrer Zeit entsprangen.
Diese Anpassung ist ebenso auffällig, wie sie sachlich erforderlich war. Denn die
arfes dzcfandz gaben für ihr Umfeld verbindliche Kommunikationsregeln vor. Sobald
sich soziale und politische Strukturen änderten, wandelten sich auch die Kommunika-
tionsformen und entsprechend schließlich auch diejenigen Lehrwerke, die über diese
Kommunikationsformen in Kenntnis setzten.
Dieser Befund ist Ausgangspunkt und Grundlage für die historische Interpreta-
tion der kommunalen arfes dzcfandz in dem folgenden dritten Teil.