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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0187

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Teil III: Die arUs dzUaud; als Spiegel des Diskurses

Neben der Tätigkeit Landulfs des Jüngeren ist hier auf den Autor der ersten über-
lieferten kommunalen ars dzchzmfz Adalbertus Samaritanus zu verweisen, der aus einer
»besonders im iß. Jahrhundert bedeutenden Bologneser Familie« stammte/ Ein Brief,
den FRANZ JosEF WoRSTBRocx »Adalberts Schule« zuweist/ spricht Adalbert mit den
Worten an: mzmpne nobzlz proszzpzzz orfzzm." In Musterbriefen Hugos von Bologna wer-
den magzshz als tzoMcs bezeichnet," und Magister Bernhard unterrichtete im Kreise
seiner Schüler dzuersos soczos ci tzoMcs uzros." Dieser Befund harmoniert mit den Ergeb-
nissen JOHANNES FRIEDS über den Stand der docfores in der Bologneser Rechtsschule.'
Sowohl Lehrer als auch Schüler der zzrs dzchzmmzs, die ihre Lehrer bisweilen in privaten
Schulen aufsuchten und neben dem Schulgeld auch noch Geld für Bücher aufbringen
mussten, wie man aus diversen arfes dzchzmfz erfährt, können wir demnach wohl im
Umfeld der führenden städtischen Familien verorten. In den 1150er Jahren etwa zeigte
der Magister Guido eine besondere Vertrautheit mit dem Hause der Conti Guidi." In
diese Richtung weist auch der Ruf Benes da Firenze an den Hof Friedrichs II." sowie
die Tätigkeit Boncompagnos da Signa im Gefolge des Podestä Hugolino Gosia in An-
cona."' Zudem bezeichnet sich Boncompagno als Patenonkel des Grafen Guido Guerra:
L zPere consolafzonzs t?nas dzrexz comzf zsse WaMrade commzzhz mee post mortem uzrz szzz Gnzdoms
Grzerre comzfzs palafmz." Boncompagnos Zeitgenosse Guido Faba wiederum war mög-
licherweise mit dem Podestä Aliprand Faba verwandt."
Ab dem späten 12. Jahrhundert und besser belegt im iß. Jahrhundert waren die
Autoren der kommunalen arfes dzchzmfz in ihren Städten als Notare tätig." So hat PAOLO
MARANGON sorgfältig die Nachweise des Notars Arseginus aufgelistet, der der Autor
einer Quadriga genannten ars dz'zdazzdz und einer Sammlung von Sentenzen und Sprich-
wörtern war/" Auch Arsegino war »>magister< e contemporaneamente notaio nei piü
delicati uffici del comune«."

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SCHMALE, Adalbertus Samaritanus: Prarcrpfa dzcfazzzmaz?:, S. 7.
WoRSTBROCK, Die Anfänge der mittelalterlichen Ars dictandi, S. ß, Anm. 16; zu den insgesamt
45 Briefen dieses Anhangs, von denen aber wohl nur 18 italienischen Ursprungs sind, vgl. schon
HASKiNS, The early arUs dz'cfaudz in Italy, S. 174-176.
ONn'adzrm'sc/zr Aurea Gemma, Berlin Deutsche Staatsbibliothek, MS Phill. 1732, f. 6iv.
Hugo von Bologna: Pa dem es dz'cfaudz prosaz'ce, S. 82,
Bernhardus Bononiensis: Mudz'pdces epz'shde, Nr. 6, S. 16.
FRIED, Die Entstehung des Juristenstandes, S. 18.
vgl. HARTMANN, MuPas tyuotyur preces; DERS., Ideal und Identität. Zu Guido zuletzt auch TuRCAN-
VERKERK, La Rad'o m dz'cfamma.
Vgl. CLARK, Boncompagno da Signa: T/?c Ysagoge, S. 93.
Boncompagno da Signa: Tz'Fer de oFsz'dz'cme Auccme.
Boncompagno da Signa: Boucompaguus, I, 23,11.
Vgl. die Widmung bei Guido Faba: Dz'cfamma r/zeforz'ca, zitiert bei RocKiNGER, Briefsteller, S. 179:
...ad /zouorcm af^ue Zaudern m'rz magm^'cz ac/edczYer fn'ump/zauhs dommz AZz'praudz FaZiae, Bouom'ae
pofesfads; Vorbehalte gegen eine Verwandtschaft der beiden aufgrund der Namensgleichheit
äußert KANTOROwicz, An > Autobiography< of Guido Faba, S. 196, 202.
Vgl. CAMARGO, Ars dictaminis, S. 39 f.; zur Unterscheidung von Notaren und Juristen, ihrer Stel-
lung und ihrem Ansehen, allerdings erst für das Spätmittelalter vgl. MEYER-HoLz, Collegia Iudi-
cum, S. 23 f., mit weiterer Literatur.
MARANGON, La > Quadriga <, S. 4 f.
MARANGON, La > Quadriga <, S. 17.
 
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