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Hartmann, Florian; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ars dictaminis: Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 44: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34760#0316

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2 Realitäten in der Fiktion

305

Bezeichnend ist, dass der Verfasser des Briefes über die dzcfamznMm rzzfz'oncs sagt, der
Magister G lehre mit diesem Werk, nicht aber, dass die Studenten damit lernten. Wahr-
scheinlich waren einige der Lehrbücher nur in den Händen der Lehrer.^ Wie üblich
das Verleihen von Büchern war, ist durch die Briefmuster eindrücklich belegt.^ Biswei-
len musste die Ausleihe verschoben werden, da das erwünschte Buch bereits ander-
weitig verliehen warA Der Kauf solcher Werke dürfte für viele Studenten wohl auch
zu kostspielig gewesen sein. In diesem Brief dagegen greifen wir die Kommunikation
zweier sozial hoch stehender und elitärer Freunde. Bemerkenswert ist daneben auch
der Befund, dass hier eine Person Rechtstexte und arfes dzcfandz sammelt. Insbesondere
angehende Notare bewegten sich demnach auf beiden Feldern, dem sfMdzMW zu legz-
hüs und dem shzdz'zz/zz z'zz arfzHzs. Viele Studenten widmeten sich nach ihrem Studium
der arfes dzcfandz dem RechtsstudiumA So zeigt der Geschichtsschreiber Otto Morena,
der in Lodi Hofrichter, Konsul, Notar und Berater des Bischofs war/'' merklich Kennt-
nisse der ars dzcfazwzzizs und einen durchaus geschulten Prosastil/' Andere blieben bei
der Rhetorik,^ woraus sich die besondere Rivalität zwischen Rhetorik und den Rechten
erklärt, die vor allem bei Guido Faba deutlich beschrieben wird.'

^ccfo. fzzzzofcscaf zgzYzzr poMs, z?Mod za czzzzcfz's zkwzz'zzo soizfz'azzfe prospczv rzafco cf ad porfzzzzz z?zz7zz opfafzzzzz
sahza rate perrvzzzrc/esfz'zzo zzee aoa dccrcforzzzzz rzofaazca, z^aozi zzzwz'for z'zzccpz, sz'zzc rzcsfrz adz'zzforz'o adz'zzz-
pfere aoa rzafco. QaapropLr rzos zzzaxz'zzzc dcprccor, z^aafz'aas rzesfra z?zz7zz per parrzaa: fczzzporz's spacz'aa:
cozzccdcrc cf z^az'cz^az'zi ex aze rzoMs coa/zzicafcr assaazere sz pfaccf aoa rccascfz's.
Vgl. LANHAM, Writing Instruction, S. 83; dass die Schüler auch nicht mitschrieben, und diese
Werke damit allein in den Händen der Lehrer verblieben, ist anzunehmen, vgl. JÜRGEN, Die mit-
telalterlichen Universitäten und das gesprochene Wort, S. 22.
Vgl. etwa HoLTZMANN, Eine oberitalienische Ars dictandi, S. 38, Nr. 13.
Vgl. den Anhang der Oberitalienischen Aarca Ccazaza in der ersten Redaktion nach der Hand-
schrift Berlin Deutsche Staatsbibliothek, MS Phill. 1732, ediert bei HASKiNS, The Early Arfcs
dz'cfaadz in Italy, S. 173, Nr. 3: [...] fc azaifzazozia prccc zicposco af zizüzaaraaz scafcafz'araaz cxccrpfaaz
z?aozi aaper de Fraacz'a defaiz'sfz per /zaraaz iaforezzz azz7zz azz'ffcrc zzcccsscs; mit der Antwort, Nr. 4,
S. 173 f.: [...] fz7?raaz z?aeaz a aze pefz'sfz z'aaz fraasaefo zzzezzse Laad, aosfro accozzzodarzz aazz'co, sed fao pre-
scafc faforc azeaaz dz'rcxz af sz'zzc dz7afz'oac azz7zz azz'daf.
Guido Faba etwa, neben Boncompagno da Signa der wohl renommierteste Lehrer der ars dzc-
faazzazs in Bologna im 13. Jahrhundert, begann nach Abschluss in den arfcs zunächst auch für
immerhin zwei Jahre ein Studium der Rechte, ehe er sich dann doch allein der ars dzcfaazzazs
widmete; vgl. Guido Faba: Prolog der Rofa Norza, ed. KANTOROwicz, S. 211, Guido Faba: Rofa rzoozz,
edd. PiNt/CAMPBELL, S. 6; zur Deutung des Begriffs »Schmiede« als Bologneser »Slang« für die
Rechtsschule vgl. KANTOROwicz, AN > Autobiography< of Guido Faba, S. 204.
Zu Otto von Morena und seiner Familie vgl. SCHMALE, Einleitung (FSGA 17a), S. 8; FRIED, Die
Entstehung des Juristenstandes, S. 32.
Vgl. die Einleitung bei Otto Morena: Hz'sforz'a Frederz'cz L
So beispielsweise Guido Faba, vgl. KANTOROwicz, An >Autobiography< of Guido Faba, S. 204 f.;
bezeichnend auch Rechtskenntnisse und die Verbindung von ars dz'cfazzzz'zzz's, ars arezzgazzdz und
Rechtswissenschaft bei Jacques von Dinant, vgl. PoLAK, A textual study, S. 14, 19 f.; Belege für
Zitate aus dem Corpus z'zzrz's czüziz's und den Decrefaies Papst Gregors IX. bei Jacques, ebd., S. 33.
KANTOROwicz, An > Autobiography< of Guido Faba, S. 204 f., mit Anm. 38; aus seiner Biographie
ergibt sich vielleicht auch Guido Fabas Entscheidung, das dz'cfazzzezz von der Rechtswissenschaft
und der ars zzofarz'ae zu trennen, vgl. GAUDENzi, Sulla cronologia delle opere dei dettatori, S. 129.
 
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