Farben. Arbeit.
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Die Form, die gewöhnlich aus Stuck besteht (S. 4), wird zuerst beigeschafft; sie kann in
beliebiger Größe gemacht werden4), aus beliebig vielen Teilen bestehen, beträchtliche Tiefe er-
reichen, je nachdem der Töpfer ein kompliziertes, rundplastisches oder mehr für Vordersicht
allein gedachtes, also reliefmäßiges Figürchen herausbringen will5). Dann wird der Ton gesäubert,
im Wasser durchgeknetet, zu dünnen Fladen ausgewalzt und in die beiden Formschalen hinein-
gepreßt; sparsam drückt der Töpfer ihn mit den Fingern aus6); darauf legt er die Formschalen auf-
einander, sodaß die Ränder der in ihnen eingebetteten Tonschalen sich verbinden; dann nimmt
er das hohlgebliebeneTonbild zur Überarbeitung heraus7). Einfache Instrumente fördern seineArbeit,
die Modellierhölzer, die in verschiedener Stärke vorhanden sind, dann sehr dünne Röhrchen (etwa
vom Durchmesser eines Uhrschlüssels8), und Messer. Oft ist die leichtgewölbte Rückseite der
Figur nur mit der Hand zurechtgeknetet und ein rundes Brennloch eingeschnitten, oft, bei ganz
minderwertigen, an Stelle des Brennlochs die Tonwand nur mit dem Finger durchbohrt, der
eingedrückte Batzen nicht einmal entfernt, oder eine Dalle eingepreßt, als hätte der Arbeiter das
Loch ersetzen wollen, dessen Bedeutung er nicht mehr verstand9). Bei einzelnen fehlt das auch
ganz. Die Behandlung ist überhaupt mehr oder minder liebevoll, je nachdem man glaubt sie
durch die später erfolgende Bemalung ersetzen zu können oder die Qualität dadurch steigern zu
müssen. Die Formnähte der gewöhnlichen Exemplare werden mehr oder minder scharf abgeschnitten.
Kaum je ist die Naht sorgsam verwahrt; fast immer liegt sie an der Seite, über die ganze
Figur hin, oft ist durch das Beschneiden der Kontur beträchtlich verletzt; ja öfter sind nicht
einmal die Schalen genau aneinandergefügt. Manchmal bleiben sogar Tonreste an der Vorder-
schale stehen, wenn der Schnitt von hintenher geführt ist10). Es kommt vor, daß man einen Ton-
batzen innen gegen die Fugen legt, oder daß man die unteren Ecken verstärkt, auch wohl einmal
eine Brücke von Schale zu Schale baut. Zumeist aber ist die Unterseite offen, bisweilen sogar
noch in Form einer Ellipse ausgeschnitten. Vielleicht tauchte man dann die Vorderseite in fein-
geschlämmte Tonbrühe. Hierauf erfolgte, nach dem Trocknen, das Brennen. Die Vorderseite er-
scheint oft dunkler gebrannt als die Rückseite; in überwiegender Zahl sind die Stücke nicht durch-
gebacken; besonders rohe Fragmente lassen zuweilen noch die kaum zersetzte Tonmasse erkennen.
Es begegnen häufig Verletzungen vor und bei dem Brand, die niemand zu bessern sich bemühte.
Inschriften11), zumeist nur einige Buchstaben, sind gewöhnlich schon (positiv oder negativ) in die
Form eingeritzt, erscheinen darum als Relief, andere erst nach dem Brand (in einzelnen Fällen
sicher erst in neuerer Zeit) in die Figur eingekratzt; einmal ist eine mit Tinte auf die Rückseite
aufgeschrieben (202). Nun wird die Bemalung ausgeführt. Sie ist in den meisten Fällen verloren.
4) Da gibt es keine Regel. Durchschnitt ist 15—25 cm. Einzelne sind halb so klein, andere doppelt so groß, vgl.
z. B. 153, 168, 200 und 24 usw. — S. auch oben S. 4, Anm. 1.
5) 1. Vs. Form, Rs. handgeformt; 2. Vs. Rs. Form, aber als Rückseite nur skizzenhaft angelegt; oder ganz ausgeführt.
Das begegnet nicht allein bei den Tieren, die, wie billig, im Profil genommen sind, sondern auch bei Personen; 3. Der Boden
wird dazu eingesetzt. 4. Aus 4 Teilen: 47.
6) Bei guten Stücken zeigt die Innenfläche der Vorderschale häufig Spuren des Daumens.
7) Diese ist ganz verschieden stark. Charakteristisch, daß solch ein Zug, wie das scharfe Umreißen der Silhouette (Riegl,
Spätröm. Kunstindustrie 83) fast ganz fehlt. Vgl. aber zu Riegls Beobachtung und Datierung das Figürchen 333.
8) Z. B. 39, 114, 120, 206, 274, 275, 276.
9) Vgl. z. B. 64, 265, wo der Batzen scharf durchgestochen, an der anderen Seite klebt. Dalle, z. B. 68, 116. Öfter
der Öleinguß als Brennloch benutzt.
10) Vgl. z. B. 39, 64, 65.
11) Ich habe keine ganz sichere Künstlerinschrift gefunden. Αρπω (299) ist mir nicht klar; illustrierend der Vers auf der
Basis von 131, falsch die hierogl. Inschrift auf 92, kaum besser die griechische von 100; vgl. ferner die Hierogl. 59, wichtig
aber die demotische Nr. 202, die offenbar besitzanzeigend gedacht ist (wie die bekannten Uschebtis) und die Figur als
persönliche Schätzerin der Frau erweisen soll. Inschriften auf Formen, vgl. auch Edgar, Greek moulds 32017, 32020, 32076,
32119, 32126, 32127, 32156, 32157, 32207, 32300; auf Bronzen: Greek bronzes 27697, 27759, 27765, 27890, 27894.
Weber, Terrakotten.
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Die Form, die gewöhnlich aus Stuck besteht (S. 4), wird zuerst beigeschafft; sie kann in
beliebiger Größe gemacht werden4), aus beliebig vielen Teilen bestehen, beträchtliche Tiefe er-
reichen, je nachdem der Töpfer ein kompliziertes, rundplastisches oder mehr für Vordersicht
allein gedachtes, also reliefmäßiges Figürchen herausbringen will5). Dann wird der Ton gesäubert,
im Wasser durchgeknetet, zu dünnen Fladen ausgewalzt und in die beiden Formschalen hinein-
gepreßt; sparsam drückt der Töpfer ihn mit den Fingern aus6); darauf legt er die Formschalen auf-
einander, sodaß die Ränder der in ihnen eingebetteten Tonschalen sich verbinden; dann nimmt
er das hohlgebliebeneTonbild zur Überarbeitung heraus7). Einfache Instrumente fördern seineArbeit,
die Modellierhölzer, die in verschiedener Stärke vorhanden sind, dann sehr dünne Röhrchen (etwa
vom Durchmesser eines Uhrschlüssels8), und Messer. Oft ist die leichtgewölbte Rückseite der
Figur nur mit der Hand zurechtgeknetet und ein rundes Brennloch eingeschnitten, oft, bei ganz
minderwertigen, an Stelle des Brennlochs die Tonwand nur mit dem Finger durchbohrt, der
eingedrückte Batzen nicht einmal entfernt, oder eine Dalle eingepreßt, als hätte der Arbeiter das
Loch ersetzen wollen, dessen Bedeutung er nicht mehr verstand9). Bei einzelnen fehlt das auch
ganz. Die Behandlung ist überhaupt mehr oder minder liebevoll, je nachdem man glaubt sie
durch die später erfolgende Bemalung ersetzen zu können oder die Qualität dadurch steigern zu
müssen. Die Formnähte der gewöhnlichen Exemplare werden mehr oder minder scharf abgeschnitten.
Kaum je ist die Naht sorgsam verwahrt; fast immer liegt sie an der Seite, über die ganze
Figur hin, oft ist durch das Beschneiden der Kontur beträchtlich verletzt; ja öfter sind nicht
einmal die Schalen genau aneinandergefügt. Manchmal bleiben sogar Tonreste an der Vorder-
schale stehen, wenn der Schnitt von hintenher geführt ist10). Es kommt vor, daß man einen Ton-
batzen innen gegen die Fugen legt, oder daß man die unteren Ecken verstärkt, auch wohl einmal
eine Brücke von Schale zu Schale baut. Zumeist aber ist die Unterseite offen, bisweilen sogar
noch in Form einer Ellipse ausgeschnitten. Vielleicht tauchte man dann die Vorderseite in fein-
geschlämmte Tonbrühe. Hierauf erfolgte, nach dem Trocknen, das Brennen. Die Vorderseite er-
scheint oft dunkler gebrannt als die Rückseite; in überwiegender Zahl sind die Stücke nicht durch-
gebacken; besonders rohe Fragmente lassen zuweilen noch die kaum zersetzte Tonmasse erkennen.
Es begegnen häufig Verletzungen vor und bei dem Brand, die niemand zu bessern sich bemühte.
Inschriften11), zumeist nur einige Buchstaben, sind gewöhnlich schon (positiv oder negativ) in die
Form eingeritzt, erscheinen darum als Relief, andere erst nach dem Brand (in einzelnen Fällen
sicher erst in neuerer Zeit) in die Figur eingekratzt; einmal ist eine mit Tinte auf die Rückseite
aufgeschrieben (202). Nun wird die Bemalung ausgeführt. Sie ist in den meisten Fällen verloren.
4) Da gibt es keine Regel. Durchschnitt ist 15—25 cm. Einzelne sind halb so klein, andere doppelt so groß, vgl.
z. B. 153, 168, 200 und 24 usw. — S. auch oben S. 4, Anm. 1.
5) 1. Vs. Form, Rs. handgeformt; 2. Vs. Rs. Form, aber als Rückseite nur skizzenhaft angelegt; oder ganz ausgeführt.
Das begegnet nicht allein bei den Tieren, die, wie billig, im Profil genommen sind, sondern auch bei Personen; 3. Der Boden
wird dazu eingesetzt. 4. Aus 4 Teilen: 47.
6) Bei guten Stücken zeigt die Innenfläche der Vorderschale häufig Spuren des Daumens.
7) Diese ist ganz verschieden stark. Charakteristisch, daß solch ein Zug, wie das scharfe Umreißen der Silhouette (Riegl,
Spätröm. Kunstindustrie 83) fast ganz fehlt. Vgl. aber zu Riegls Beobachtung und Datierung das Figürchen 333.
8) Z. B. 39, 114, 120, 206, 274, 275, 276.
9) Vgl. z. B. 64, 265, wo der Batzen scharf durchgestochen, an der anderen Seite klebt. Dalle, z. B. 68, 116. Öfter
der Öleinguß als Brennloch benutzt.
10) Vgl. z. B. 39, 64, 65.
11) Ich habe keine ganz sichere Künstlerinschrift gefunden. Αρπω (299) ist mir nicht klar; illustrierend der Vers auf der
Basis von 131, falsch die hierogl. Inschrift auf 92, kaum besser die griechische von 100; vgl. ferner die Hierogl. 59, wichtig
aber die demotische Nr. 202, die offenbar besitzanzeigend gedacht ist (wie die bekannten Uschebtis) und die Figur als
persönliche Schätzerin der Frau erweisen soll. Inschriften auf Formen, vgl. auch Edgar, Greek moulds 32017, 32020, 32076,
32119, 32126, 32127, 32156, 32157, 32207, 32300; auf Bronzen: Greek bronzes 27697, 27759, 27765, 27890, 27894.
Weber, Terrakotten.
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