108
Agathodaimon.
Man möchte gerne Verbindungen wie Sarapammon, Hermanobammon, Heraklammon 13) aus
solch einem Bildchen sich beleben; gerne auch aus solchen Verschmelzungen eine weitere ge-
winnen, die diesen Attributen gerecht wird. Dann wieder könnte man leicht mit dem Wort
„Pantheos" sich aushelfen — Häufungen von Attributen sind in saitischer Zeit, dann auch in der
Zeit der Kaiser bekannte Mittel, um einem Gott möglichst viel Kräfte zuzutrauen.
Dieser Ausweg scheint mir nicht nötig. Begegnet uns doch auf einer Münze (Dattari 1889,
Taf. XXV; Abb. 7® ein Zeuskopf, mit der Atefkrone, in Reliefbildern von Gefäßen (Abb. τφ der
gleiche als Herr einer Trias (mit ,,Isis“, „Harpokrates").14) Das hat
nur Sinn, wenn jedermann ihn kannte. Erinnern wir uns nun noch-
mals der αγαθοί δαίμονες: Sie hatten die Attribute
unseres Gottes, wie auch der Herakles- Harpo-
krates, den wir oben (S. 60) zu ihnen in Be-
ziehung setzten. Hatte aber nicht einer von
ihnen einen Osiriskopf mit der Atefkrone? Wir
glichen auch früher Osiris- Onnophris mit Aga-
Abb. 71.
Abb. 70. thosdaimon. Kann auch unser Gott ein Osiris
sein? Er ist Sarapis ähnlich: könnte ein Sarapis
in ägyptische Formkreise eingedrungen, der thronende Gott eine Lokalform sein (z. B. Anm.6)?
Oder es könnte ein dem Sarapis seinem Wesen nach verwandter Gott in dieses hellenistische Zeus-
Abb. 72.
Sarapisideal übertragen sein. Da nun Sarapis die Entwicklung hin zur
Schlange durchgemacht hat15), um als Agathodaimon Herr von Alexan-
drien zu werden, kann da der Agathodaimon nicht auch umgekehrt die
Metamorphose zum thronenden Gott als Zeus-Sarapistyp erlebt haben ?16)—
Sarapis ist Osiris korrelat; Osiris ist auch der deum summus parens 17),
Helios- Re seit alter Zeit, auch Agathodaimon. Haben wir von ihm bisher
nur ägyptische Bilder, beweist das, daß andere nicht existierten? Man
sollte deshalb glauben, daß diese Kultstatue einen Osiris Agathodaimon
darstellt und daß die Trias in dem Hauptkultort des Agathosdaimon, im
großen Heiligtum in Alexandrien, stand. Kann das der Tatsache hinder-
lich sein, daß der Herr des Heiligtums ein Gott in Schlangengestalt
war?18)
13) Sarapammon: z. B. P. Oxy. VII, 1066. Hermanobammon: P. Oxy. VII, 1025, 3 u. 2. Heraklammon: Archiv f.
Pap. 3, 541; anders von Lambertz, Glotta 1913, 100 erklärt.
14) Fragment eines bauchigen Reliefgefäßes (Imitation der gelben Fabrik, s. unten S. 207) in Karlsruhe; H. 5, 2, L.
6,5 cm; 1., wohl auch r., auf Sockel ein Bes im Federschmuck. — Ähnliche Fragmente auch in anderen Slgn., z. B. bei
H. v. Bissing.
15) S. oben S. 46; vgl. auch die Münze Dattari 3632, Taf. XXII, wie auch die Schlangengöttin selbst zur Isis-
Tyche wurde!
16) Vgl. auch Amon als Schlange mit Zeuskopf (Athen, Abb. 72 nach Capart, Recueil de mon. Eg. pl. Ic), und als
thronender Zeus (gewöhnlicher Typ).
17) Apuleius Met. XI, 27; vgl. etwa auch C. I. G. 3724, wo Anubis (= Hermanubis) angeredet ist: σός τε πατήρ χρνσοατέ-
φανός πολυαεμνος "Οσειρις\ αυτός Ζευς Κρονίδης, αυτός μέγας όβριμος "Αμμων] κοίρανος αθανάτων, προτετίμηται [δ]'ε Σάραπις; vgl. auch
Sarapis und Hermanubis verbunden in Inschriften und Münzen.
18) Ist dies Resultat richtig, dann schließt sich hier ungezwungen der „Sarapis" mit dem Füllhorn an (z. B. Dattari
Taf. XXII, 1031, 1469, 2869 [1468 ist mir sehr fraglich], Schreiber, Toreutik 28, Fig. 8 und andere) der als Bild dem
Zeus Philios nachgebildet sein wird, s. z. B. J. E. Harrison, Prol. to the study of Greek Rel. 356, Fig. 108; 358, Fig. 109. Es
ist der gleiche Prozeß, aus dem die Isis zur Tyche hervorgegangen ist. Vgl. auch Sarapis und Tyche stehend, Dattari
1031 und vgl. die Gruppe Bull, dell' istit. 1870, 67, wo neben stehendem Paar die göttliche Schlange auf dem Polster thront.
Agathodaimon.
Man möchte gerne Verbindungen wie Sarapammon, Hermanobammon, Heraklammon 13) aus
solch einem Bildchen sich beleben; gerne auch aus solchen Verschmelzungen eine weitere ge-
winnen, die diesen Attributen gerecht wird. Dann wieder könnte man leicht mit dem Wort
„Pantheos" sich aushelfen — Häufungen von Attributen sind in saitischer Zeit, dann auch in der
Zeit der Kaiser bekannte Mittel, um einem Gott möglichst viel Kräfte zuzutrauen.
Dieser Ausweg scheint mir nicht nötig. Begegnet uns doch auf einer Münze (Dattari 1889,
Taf. XXV; Abb. 7® ein Zeuskopf, mit der Atefkrone, in Reliefbildern von Gefäßen (Abb. τφ der
gleiche als Herr einer Trias (mit ,,Isis“, „Harpokrates").14) Das hat
nur Sinn, wenn jedermann ihn kannte. Erinnern wir uns nun noch-
mals der αγαθοί δαίμονες: Sie hatten die Attribute
unseres Gottes, wie auch der Herakles- Harpo-
krates, den wir oben (S. 60) zu ihnen in Be-
ziehung setzten. Hatte aber nicht einer von
ihnen einen Osiriskopf mit der Atefkrone? Wir
glichen auch früher Osiris- Onnophris mit Aga-
Abb. 71.
Abb. 70. thosdaimon. Kann auch unser Gott ein Osiris
sein? Er ist Sarapis ähnlich: könnte ein Sarapis
in ägyptische Formkreise eingedrungen, der thronende Gott eine Lokalform sein (z. B. Anm.6)?
Oder es könnte ein dem Sarapis seinem Wesen nach verwandter Gott in dieses hellenistische Zeus-
Abb. 72.
Sarapisideal übertragen sein. Da nun Sarapis die Entwicklung hin zur
Schlange durchgemacht hat15), um als Agathodaimon Herr von Alexan-
drien zu werden, kann da der Agathodaimon nicht auch umgekehrt die
Metamorphose zum thronenden Gott als Zeus-Sarapistyp erlebt haben ?16)—
Sarapis ist Osiris korrelat; Osiris ist auch der deum summus parens 17),
Helios- Re seit alter Zeit, auch Agathodaimon. Haben wir von ihm bisher
nur ägyptische Bilder, beweist das, daß andere nicht existierten? Man
sollte deshalb glauben, daß diese Kultstatue einen Osiris Agathodaimon
darstellt und daß die Trias in dem Hauptkultort des Agathosdaimon, im
großen Heiligtum in Alexandrien, stand. Kann das der Tatsache hinder-
lich sein, daß der Herr des Heiligtums ein Gott in Schlangengestalt
war?18)
13) Sarapammon: z. B. P. Oxy. VII, 1066. Hermanobammon: P. Oxy. VII, 1025, 3 u. 2. Heraklammon: Archiv f.
Pap. 3, 541; anders von Lambertz, Glotta 1913, 100 erklärt.
14) Fragment eines bauchigen Reliefgefäßes (Imitation der gelben Fabrik, s. unten S. 207) in Karlsruhe; H. 5, 2, L.
6,5 cm; 1., wohl auch r., auf Sockel ein Bes im Federschmuck. — Ähnliche Fragmente auch in anderen Slgn., z. B. bei
H. v. Bissing.
15) S. oben S. 46; vgl. auch die Münze Dattari 3632, Taf. XXII, wie auch die Schlangengöttin selbst zur Isis-
Tyche wurde!
16) Vgl. auch Amon als Schlange mit Zeuskopf (Athen, Abb. 72 nach Capart, Recueil de mon. Eg. pl. Ic), und als
thronender Zeus (gewöhnlicher Typ).
17) Apuleius Met. XI, 27; vgl. etwa auch C. I. G. 3724, wo Anubis (= Hermanubis) angeredet ist: σός τε πατήρ χρνσοατέ-
φανός πολυαεμνος "Οσειρις\ αυτός Ζευς Κρονίδης, αυτός μέγας όβριμος "Αμμων] κοίρανος αθανάτων, προτετίμηται [δ]'ε Σάραπις; vgl. auch
Sarapis und Hermanubis verbunden in Inschriften und Münzen.
18) Ist dies Resultat richtig, dann schließt sich hier ungezwungen der „Sarapis" mit dem Füllhorn an (z. B. Dattari
Taf. XXII, 1031, 1469, 2869 [1468 ist mir sehr fraglich], Schreiber, Toreutik 28, Fig. 8 und andere) der als Bild dem
Zeus Philios nachgebildet sein wird, s. z. B. J. E. Harrison, Prol. to the study of Greek Rel. 356, Fig. 108; 358, Fig. 109. Es
ist der gleiche Prozeß, aus dem die Isis zur Tyche hervorgegangen ist. Vgl. auch Sarapis und Tyche stehend, Dattari
1031 und vgl. die Gruppe Bull, dell' istit. 1870, 67, wo neben stehendem Paar die göttliche Schlange auf dem Polster thront.