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Demeter (Nr. 296—297).
hinführt9). Und schließlich hat seit Herodots Zeiten schon die der Isis korrelate Demeter den
ägyptischen Griechen als Unterweltsgöttin gegolten10) wie Artemis11). Da ist es nicht merk-
würdig, daß, wie der Kalathos auch die oben beschriebene Grundform der Göttin selbst, in
mehreren Verbindungen bald mit Isis, bald mit den Stadtgöttern Sarapis und Tyche, bald mit
anderen auf alexandrinischen Kaisermünzen begegnet; auch wenn es nicht immer gelingt, den
näheren Anlaß der Prägung zu erraten12), ist dies doch ein besonderes Zeichen für das über-
ragende Ansehen der Göttin.
Der Prototyp unserer Bildchen dürfte also ein gemeinhellenistisches Demeterbild und die
spezialisierten 299 und 300 Abbildungen des Kultbilds der Kalathosgöttin von Alexandrien sein,
deren Kult von Philadelphos mit der Kalathosfeier ausgestattet zu sein scheint, da es von diesem
heißt: 'O Φιλάδελφος Πτολεμαίος κατά μίμησιν των Αθηνών έθη τινά ΐδρνσεν εν Αλεξάνδρεια εν οις και την
του καλάθου πρόοδον, έθος γάρ ήν εν Άθήναις εν ώρισμένη ημέρα έπϊ οχήματος φέρεσθαι κάλαθον εις τιμήν τής
Αήμητρος13). Damit ist der Weg für die Herkunft des alexandrinischen Kults, von dem die im
Land abhängig scheinen14), gezeigt, der an sich schon wahrscheinlich war als Werk des großen
Ptolemaios und seines Helfers, des eleusinischen Eumolpiden Timotheos15).
296. Stellende Demeter. (Tafel 28.)
Berlin 9168. Auf profilierter Basis steht, frontal, mit leicht vorgesetztem r. Fuß, etwas
nach 1. geneigtem Kopf die Göttin und umfaßt mit dem gebeugten r. Arm eine hohe Fackel;
ihre L. ist gesenkt. Uber dem Untergewand, das auf die Füße herabfließt, ein Mantel, der
von der 1. Schulter schief vor dem Körper unter dem r. Arm durchgeführt, hinten umgehängt,
über den Kopf hochgezogen ist und 1. Schulter und Arm mit einem Zipfel bedeckt.
Maß: H. 17 cm. — Herkunft: Angeblich aus dem Faijum. — Material: Rotbrauner Ton;
Reste von Weiß. — Erhaltung: Stück der Basis ausgebrochen. — Erwähnt: 177f.
297. Stehende Demeter. (Tafel 28.)
Berlin 9117. Wie 296. Der Mantel vor dem Körper ist etwa in Hüfthöhe zu einem
dicken Bausch aufgerollt; gewiß nur mißverstanden.
αγαθοί δαίμονες bewacht (Abb. 101 welch prägnantes Symbol!) begegnet auf den alex. Münzen: Dattari, 71, 181, 547, 831,
843, 1003, 1108, 1109, 1926, 1928 (vgl. auch den „Cake-stamp“ Naukratis I, pl. X, XXIX, wo r. u. 1. von ihm zwei Am-
phoren). Darum hat Pringsheims Vermutung zu Clemens, Alex, protrept. II, 21 (a. a. 0. S. 49) viel für sich. Doch vgl. Kuiper,
Callimachea II S. 43. Schon darum hätte man (Schiff, Pauly-Wiss. s. v. "Ελενσις) nicht bezweifeln dürfen, daß Demeter eine
ungewöhnliche Bedeutung in der neuen Stadt hatte (gegen Schiff z. B. s. Wilcken, Archiv 4, 235; Jouguet, vie munic. 124).
(Das Έλενσίνιον v. Alexandrien, s. Rostowzew, Rev. archeol. 1905, 1, p. 118, Fig. 3 = Daremberg-Saglio V, 129, Fig. 6818.)
9) Κάλαθος bei Artemis, Usener, Rh. Mus. 1895, 146; auch für Bendis, Nilsson, Griech. Feste 253. Artemis-Nyx mit
zwei Fackeln, Mondsichel und Kalathos auf Karlsruher Terrakotten wie in Bronzen. Artemis, Tochter der Demeter, Zeug-
nisse bei Wiedemann, Her. II. Buch 558.
10) Herodot II, 47, 127, 156, 171. Wiedemann 455, 456, 592. Nilsson 313; die Figur Gayet, Annales a. a. 0.
Anm. 5, soll in einem Grab gefunden sein.
11) Über die Artemis als Totenrichterin, deren Tempel in frühptol. Zeit geschaffen war, s. Crusius, prov. Alex. 21; Paroe-
miographica (Sitzb. Münch. Ak. 1910, S. 109 ff.).
12) Dattari, Numi 477, 1337 einfacher Typ, als Schlange mit Fackel 845 (vgl. oben S. 44, Anm. 15ff.) mit Sarapis und
Isis-Tyche auf dem Schiff 1036, 2859 (gewöhnlich, falsch, auf die Ankunft des Sarapis gedeutet, eher ein πεοίπλονς der
Stadtgötter zum Besuch der andern). Vgl. ferner 842, 878, 2552.
13) Schol. in Call. hymn. VI, Schneider I 133; Kuiper, Studia Callimachea II 43.
14) B. G. U. 601, 573. P. Giss. I, 2, 49 und 18, 16ff. Mitteis, Chrestomathie Nr. 31, 21, 27ff. Der Brief P. Giss I, 18
ist vom 26. Thoth datiert, das Fest der Δημήτρια, das doch als bevorstehend gedacht werden muß, ist also ein Herbstfest,
wie das in Alexandrien gefeierte κάλαΟος-Fest (Ähren) und das Hauptfest in Eleusis, das im Boedromion gefeiert wird. So
scheint es mir möglich, daß diese Feste im Land und in Alexandrien zu identifizieren sind; vgl. ferner den Namen "Ελενσις,
Zeus Έλενσίνιος, beide aus dem Faijum, die nach Alexandrien, nicht nach dem Mutterland weisen. Vgl. S. 112, Anm. 21.
15) Lit. Pringsheim 12, 12, Über die Abhängigkeit des Isiskults von dem der Demeter zu handeln ist hier nicht der Platz.
Demeter (Nr. 296—297).
hinführt9). Und schließlich hat seit Herodots Zeiten schon die der Isis korrelate Demeter den
ägyptischen Griechen als Unterweltsgöttin gegolten10) wie Artemis11). Da ist es nicht merk-
würdig, daß, wie der Kalathos auch die oben beschriebene Grundform der Göttin selbst, in
mehreren Verbindungen bald mit Isis, bald mit den Stadtgöttern Sarapis und Tyche, bald mit
anderen auf alexandrinischen Kaisermünzen begegnet; auch wenn es nicht immer gelingt, den
näheren Anlaß der Prägung zu erraten12), ist dies doch ein besonderes Zeichen für das über-
ragende Ansehen der Göttin.
Der Prototyp unserer Bildchen dürfte also ein gemeinhellenistisches Demeterbild und die
spezialisierten 299 und 300 Abbildungen des Kultbilds der Kalathosgöttin von Alexandrien sein,
deren Kult von Philadelphos mit der Kalathosfeier ausgestattet zu sein scheint, da es von diesem
heißt: 'O Φιλάδελφος Πτολεμαίος κατά μίμησιν των Αθηνών έθη τινά ΐδρνσεν εν Αλεξάνδρεια εν οις και την
του καλάθου πρόοδον, έθος γάρ ήν εν Άθήναις εν ώρισμένη ημέρα έπϊ οχήματος φέρεσθαι κάλαθον εις τιμήν τής
Αήμητρος13). Damit ist der Weg für die Herkunft des alexandrinischen Kults, von dem die im
Land abhängig scheinen14), gezeigt, der an sich schon wahrscheinlich war als Werk des großen
Ptolemaios und seines Helfers, des eleusinischen Eumolpiden Timotheos15).
296. Stellende Demeter. (Tafel 28.)
Berlin 9168. Auf profilierter Basis steht, frontal, mit leicht vorgesetztem r. Fuß, etwas
nach 1. geneigtem Kopf die Göttin und umfaßt mit dem gebeugten r. Arm eine hohe Fackel;
ihre L. ist gesenkt. Uber dem Untergewand, das auf die Füße herabfließt, ein Mantel, der
von der 1. Schulter schief vor dem Körper unter dem r. Arm durchgeführt, hinten umgehängt,
über den Kopf hochgezogen ist und 1. Schulter und Arm mit einem Zipfel bedeckt.
Maß: H. 17 cm. — Herkunft: Angeblich aus dem Faijum. — Material: Rotbrauner Ton;
Reste von Weiß. — Erhaltung: Stück der Basis ausgebrochen. — Erwähnt: 177f.
297. Stehende Demeter. (Tafel 28.)
Berlin 9117. Wie 296. Der Mantel vor dem Körper ist etwa in Hüfthöhe zu einem
dicken Bausch aufgerollt; gewiß nur mißverstanden.
αγαθοί δαίμονες bewacht (Abb. 101 welch prägnantes Symbol!) begegnet auf den alex. Münzen: Dattari, 71, 181, 547, 831,
843, 1003, 1108, 1109, 1926, 1928 (vgl. auch den „Cake-stamp“ Naukratis I, pl. X, XXIX, wo r. u. 1. von ihm zwei Am-
phoren). Darum hat Pringsheims Vermutung zu Clemens, Alex, protrept. II, 21 (a. a. 0. S. 49) viel für sich. Doch vgl. Kuiper,
Callimachea II S. 43. Schon darum hätte man (Schiff, Pauly-Wiss. s. v. "Ελενσις) nicht bezweifeln dürfen, daß Demeter eine
ungewöhnliche Bedeutung in der neuen Stadt hatte (gegen Schiff z. B. s. Wilcken, Archiv 4, 235; Jouguet, vie munic. 124).
(Das Έλενσίνιον v. Alexandrien, s. Rostowzew, Rev. archeol. 1905, 1, p. 118, Fig. 3 = Daremberg-Saglio V, 129, Fig. 6818.)
9) Κάλαθος bei Artemis, Usener, Rh. Mus. 1895, 146; auch für Bendis, Nilsson, Griech. Feste 253. Artemis-Nyx mit
zwei Fackeln, Mondsichel und Kalathos auf Karlsruher Terrakotten wie in Bronzen. Artemis, Tochter der Demeter, Zeug-
nisse bei Wiedemann, Her. II. Buch 558.
10) Herodot II, 47, 127, 156, 171. Wiedemann 455, 456, 592. Nilsson 313; die Figur Gayet, Annales a. a. 0.
Anm. 5, soll in einem Grab gefunden sein.
11) Über die Artemis als Totenrichterin, deren Tempel in frühptol. Zeit geschaffen war, s. Crusius, prov. Alex. 21; Paroe-
miographica (Sitzb. Münch. Ak. 1910, S. 109 ff.).
12) Dattari, Numi 477, 1337 einfacher Typ, als Schlange mit Fackel 845 (vgl. oben S. 44, Anm. 15ff.) mit Sarapis und
Isis-Tyche auf dem Schiff 1036, 2859 (gewöhnlich, falsch, auf die Ankunft des Sarapis gedeutet, eher ein πεοίπλονς der
Stadtgötter zum Besuch der andern). Vgl. ferner 842, 878, 2552.
13) Schol. in Call. hymn. VI, Schneider I 133; Kuiper, Studia Callimachea II 43.
14) B. G. U. 601, 573. P. Giss. I, 2, 49 und 18, 16ff. Mitteis, Chrestomathie Nr. 31, 21, 27ff. Der Brief P. Giss I, 18
ist vom 26. Thoth datiert, das Fest der Δημήτρια, das doch als bevorstehend gedacht werden muß, ist also ein Herbstfest,
wie das in Alexandrien gefeierte κάλαΟος-Fest (Ähren) und das Hauptfest in Eleusis, das im Boedromion gefeiert wird. So
scheint es mir möglich, daß diese Feste im Land und in Alexandrien zu identifizieren sind; vgl. ferner den Namen "Ελενσις,
Zeus Έλενσίνιος, beide aus dem Faijum, die nach Alexandrien, nicht nach dem Mutterland weisen. Vgl. S. 112, Anm. 21.
15) Lit. Pringsheim 12, 12, Über die Abhängigkeit des Isiskults von dem der Demeter zu handeln ist hier nicht der Platz.