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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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Hoffmann, Herbert: Universum-Lichtspieltheater Stuttgart: Architekten: Albert Eitel, Professor Paul Schmohl und Baurat Georg Staehelin, Mitarbeiter Dipl.-Ing. Hans P. Schmohl, Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0017

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Architekten: Albert Eitel, Professor Pani Sclimolil und Baurat Georg’ Staehelin
Mitarbeiter Dipl.-Ing. Hans P. Sclimohl, Stuttgart
Mit 12 Aufnahmen der Bildkunst Lazi G.D.L., Stuttgart, und 5 Rissen. Besprochen von Herbert Hoffmann.

250 Millionen Menschen besuchen wöchentlich die Film-
theater der Welt. Die Architektur hat also kaum ein Gebiet,
auf dem sie für ihre Forderungen und Ziele mehr in die Breite
wirken kann. Sie hat es durch lange Jahre schmählich vernach-
lässigt. Dem alten „Kintopp“ in einem ausgeräumten Laden
oder einem provisorisch verwandelten Saal folgten Feenpaläste,
die vor den schlimmsten Kitschdekorationen nicht zurück-
schreckten. Man glaubte in ihnen einen Abglanz der phan-
tastischen Filmgeschehnisse festhalten zu müssen und schuf
für die Bildleinwand einen Zauberrahmen, der nicht anders
als beleidigend wirkt, wenn er nach dem Ablauf einer Menschen-
tragödie oder eines Weltereignisses aus dem Dunkel des
Theaterraums in bengalischer Beleuchtung auftaucht.
Im neuen Stuttgarter Ufa-Theater „Universum“ ist mit dem
allem gründlich gebrochen worden. Schon nach außen zeigt
es keine Prunkfassade. Die Eingangshalle mit ihren Neben-
räumen ist zwischen die regelmäßige Stützenkonstruktion
eines an der Königstraße in zwei Etappen errichteten Laden-
und Bürohauses eingeschoben. Dessen Baugelände umfasst
1150 qm, dazu wurde ein rückwärts anschließender Platz von
819 qm erworben und durch Abgabe von Hoffläche an anderer
Stelle erreicht, daß auf diesem rückwertigen Platz der Theater-
bau in unmittelbarem Anschluß erstellt werden durfte.

Das „Universum“ ist eines der ersten deutschen Beispiele
für ein Lichtspieltheater mit „unterirdischem“ Parkett. Man
erreicht dieses von der Vorhalle über 12 abwärts führende
Stufen ebenso bequem wie den 12 Stufen aufwärts liegenden
Balkon. Dessen geniale freitragende Konstruktion (Professor
Kintzinger, Stuttgart) ragt bei 24 m Breite mit einer Aus-
ladung von 10 m in den Saal. Die ganze Last ruht auf zwei
Eisenstützen von 40 X 40 cm, so daß darunter in der Saal-
ebene unbeengte Parkettlogen und am Umgang des Balkons
geräumige Garderoben Platz fanden.
Das Parkett enthält 960 Sitzplätze, der Balkon 600 und
die Balkonlogen weitere 60. Sie sind sämtlich (nicht nur wie
üblich im Parkett) zur Gewinnung bestmöglicher Sicht radial
zur Bildleinwand angeordnet. Diese hängt in der 9 X 11 m
großen Öffnung einer Bühne, die bei 15,5 m Höhe und Breite
4,50 m in der Tiefe mißt. Das Orchester ist halbverdeckt, die
Bühne an Garderoben, Rampenlicht, Scheinwerferanlage, Vor-
hängen usf. mit allem ausgestattet, was für das Auftreten
von Personen benötigt werden könnte.
Die durch sechs metallgerahmte gläserne Flügeltüren ein-
strömenden Besucher kommen mit dem Betreten der Eingangs-
halle in den Bann der leuchtend reinen Flächen, die dem
ganzen Theater das Gepräge geben und zusammen mit den

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