Wo also ist der Schützen-
graben der europäischen
Malerei? Daß der letzte
allgemeine Austand der so-
genannte Jmpressionismus
war, das dürfte heute auch
wohl von denen nicht mehr
bestritten werden, die ihn
als Verfall der Malerei
verabscheuten. Es war eine
Konsequenz der maleri-
schen Bildauffassung, also
ein später Erbe Rem-
brandts, in dem wir wohl
oder übel den eigentlichen
„Aerstörer" der „klassischen
Malerei" erkennen müssen:
denn er schon gab dem
Licht die unheimliche Herr-
schaft über dieGegenstände,
er ließ in anscheinender
Willkür einzelne Bildteile
in höchsterBeleuchtung auf-
glühen und andere in
Schatten versinken, er be-
gann mit germanischer
Jnnerlichkeit den Kancpf
gegen die Formenschönheit
der Jtaliener, den Kampf,
der als „realistische" gegen
„idealistische"Kunstanschau-
ung im neunzehnten Jahr-
hundert noch einmal ge-
führt werden mußte, weil
die oft als heilig angerufene
Tradition in Deutschland
vollkommen abgebrochen
war. Von ihm aus be-
trachtet sind die Nazarener
der letzte Versuch, die
italienische Bildauffassung
Adolf Hoelzel.
keine abgesonderte Kunst; sie, nicht wir, weist den Platz
an, wo wir uns Geltung und Ruhm holen dürfen. Wo
ist ihre Entwicklungslinie, wo ist der Schützengraben der
Kunst? Wie kommen wir hinein und wie können wir
uns darin halten? So und nicht anders stellt sich die
deutsche Frage in der Kunst; und statt unser Volkstum
nach Eigenschaften abzusuchen, die in der Kunst sinn-
bildlich widergespiegelt werden müßten, wird es ge-
scheiter sein, sich für die deutsche Seite der Antwort
ganz auf die Natur zu verlassen und zunächst einmal mit
allen Kräften dcmach zu streben, die Führer statt der
Geführten und Angeführten zu sein. Der Platz an der
Sonne, den wir uns mit diesem Krieg als Weltmacht
erobern und sichern wollen, kann unmöglich in der Kunst
die Konsequenz der Absonderung ergeben, auch da wollen
wir Weltmacht, wollen notwendig im Ganzen statt nur
geduldet im Besonderen sein.
-i-
-I-
^ als o:e „weamn cye zu
Komposttcon (Sl). ^ Versuch, ^r
mißlingen mußte, weil er
sowohl aus der Entwicklung der Kunst wie aus dem
Volkstum der Unternehmer auf eine falsche Grundlage
gestellt war; der Jmpressionismus aber ist die Vollendung
seiner, der malerischen Anschauung im Sieg des Lichtes:
Bei Rembrandt wie bei den Niederländern überhaupt
taucht der bildliche Vorgang auS der Dunkelheit auf, vom
Rätsel und Wunder einer nachtlichen Erscheinung um-
spielt, der Jmpressionismus stellt sie in den Tag, wo
Licht und Schatten nichts mehr sind als das Spiel kalter
und warmer Töne. Nur diese Verkehrung ins Licht ist
seine Leistung, nicht die gejammerte Mißachtung des
Gegenstandlichen, der „klassischen Form", der idealen
„Schönheit", die — wie gesagt —eine llberlieferung von
Rembrandts Gnaden und die grundlegende Leistung dcr
nordischen, der germanischen Kunstanschauung war.
Jmmerhin kam er als eine französische Erfindung zu
uns, wie die Wiedereroberung und Entwicklung des
54
graben der europäischen
Malerei? Daß der letzte
allgemeine Austand der so-
genannte Jmpressionismus
war, das dürfte heute auch
wohl von denen nicht mehr
bestritten werden, die ihn
als Verfall der Malerei
verabscheuten. Es war eine
Konsequenz der maleri-
schen Bildauffassung, also
ein später Erbe Rem-
brandts, in dem wir wohl
oder übel den eigentlichen
„Aerstörer" der „klassischen
Malerei" erkennen müssen:
denn er schon gab dem
Licht die unheimliche Herr-
schaft über dieGegenstände,
er ließ in anscheinender
Willkür einzelne Bildteile
in höchsterBeleuchtung auf-
glühen und andere in
Schatten versinken, er be-
gann mit germanischer
Jnnerlichkeit den Kancpf
gegen die Formenschönheit
der Jtaliener, den Kampf,
der als „realistische" gegen
„idealistische"Kunstanschau-
ung im neunzehnten Jahr-
hundert noch einmal ge-
führt werden mußte, weil
die oft als heilig angerufene
Tradition in Deutschland
vollkommen abgebrochen
war. Von ihm aus be-
trachtet sind die Nazarener
der letzte Versuch, die
italienische Bildauffassung
Adolf Hoelzel.
keine abgesonderte Kunst; sie, nicht wir, weist den Platz
an, wo wir uns Geltung und Ruhm holen dürfen. Wo
ist ihre Entwicklungslinie, wo ist der Schützengraben der
Kunst? Wie kommen wir hinein und wie können wir
uns darin halten? So und nicht anders stellt sich die
deutsche Frage in der Kunst; und statt unser Volkstum
nach Eigenschaften abzusuchen, die in der Kunst sinn-
bildlich widergespiegelt werden müßten, wird es ge-
scheiter sein, sich für die deutsche Seite der Antwort
ganz auf die Natur zu verlassen und zunächst einmal mit
allen Kräften dcmach zu streben, die Führer statt der
Geführten und Angeführten zu sein. Der Platz an der
Sonne, den wir uns mit diesem Krieg als Weltmacht
erobern und sichern wollen, kann unmöglich in der Kunst
die Konsequenz der Absonderung ergeben, auch da wollen
wir Weltmacht, wollen notwendig im Ganzen statt nur
geduldet im Besonderen sein.
-i-
-I-
^ als o:e „weamn cye zu
Komposttcon (Sl). ^ Versuch, ^r
mißlingen mußte, weil er
sowohl aus der Entwicklung der Kunst wie aus dem
Volkstum der Unternehmer auf eine falsche Grundlage
gestellt war; der Jmpressionismus aber ist die Vollendung
seiner, der malerischen Anschauung im Sieg des Lichtes:
Bei Rembrandt wie bei den Niederländern überhaupt
taucht der bildliche Vorgang auS der Dunkelheit auf, vom
Rätsel und Wunder einer nachtlichen Erscheinung um-
spielt, der Jmpressionismus stellt sie in den Tag, wo
Licht und Schatten nichts mehr sind als das Spiel kalter
und warmer Töne. Nur diese Verkehrung ins Licht ist
seine Leistung, nicht die gejammerte Mißachtung des
Gegenstandlichen, der „klassischen Form", der idealen
„Schönheit", die — wie gesagt —eine llberlieferung von
Rembrandts Gnaden und die grundlegende Leistung dcr
nordischen, der germanischen Kunstanschauung war.
Jmmerhin kam er als eine französische Erfindung zu
uns, wie die Wiedereroberung und Entwicklung des
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