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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 25.1915

DOI issue:
Heft 9
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Schäfer, Wilhelm: August Babberger
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.26491#0301

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August Bubberger.

Ruhende Jünglinge (Tempera).

August Badberger.

(^^.n der unabwendbaren Selbstprüfung, die mit dem AnSbruch deö WeltkriegeS für uns Deutsche
^ begonnen hat und die — daö hoffen wir — durchaus zu anderen Einstchten kommen soll als
zu der selbstgefalligcn Dcutschtümclci, die sich in den erstcn Kriegswochen brcitmachte, wird es
in jedem einzelnen Gebiet darauf ankommen, die ausbauenden Kräfte einer wirklichen Selbständigkeit
zu finden und zu Pflegen. Nirgendwo wird eS sich dabei um eine Beschneidnng dcr lebcndigcn Triebe
handeln können; im Gegenteil: wir werden angespannter und kühner als vorher in die Zukunft blicken
und jedeS Programm ablehnen müffcn, daS sich nicht rückhaltlos zum WachStum bekennt. Nur so,
im Siune einer Aufrüttelung auf allen Gebieten, kann uns dcr Kricg, dcr zunächft ein Zusammenbruch
der europäischen Kulturgemeinschaft ist, zum weltgeschichtlichcn Schicksal und zur Wiedcrgeburt deS
DeutschtumS im Sinne nnserer großcn Zeiten werden.

Daß dic Zustände der deutschen Kunst vor dem Krieg ersreulich gewescn wären, dazu wird sich
nicht mancher bekennen wollen; aber die schlimmftcn Mängel und Schädcn lagcn durchaus nicht da,
wo sie von den Allzuvielen nun hitzig erblickt werden möchten, in der AuSländerei der Modernen, viel-
mehr in der selbstzusriedenen Genügsamkeit unserer Künftler und Kunstfreunde, soweit sie den all-
gemeinen Geschmack und den Markt bestimmten. Nur, weil bci unseren Nachbarn jcnseits des WaSgen-
waldes die Probleme der Malerei ernsilicher und kühner gcstellt werden konnten, sind unsere Künstler
von Feuerbach und Lcibl bis Lehmbruck dort gern in die Lehre gegangen; und nur, weil im land-
läufigen Betrieb unserer Kunstschulen und KunstauSftellungen keine LebcnSluft für eine freie und
frische Kunstentwicklung war, hat sich das Systcm der Sezessioncn und Sezessiönchen in Deutschland
herauSgebildet, das den Garten unsercr Kunst mit dem üppigsten Unkraut zu füllen schien. Es bedarf
eines klareren Blicks, als ihn der landläufige Geschmack hat, um mit Hcrmann MuthesiuS einzusehcn
(siehe Iuliheft Seite 248), daß gerade in den als sinnlose AuSländerei verdächtigten Versuchen unserer
Jüngsten die deutsche Malerei dabci war, die Führung in der Entwickluug der europäischen Malerei
wieder in deutsche Hände zu bringen: „Hat Frankreich im 19. Iahrhundert der Malerei dnrch den
ImpressionismuS neue Hilfsmittel erschloffen, so wird Deutschland deren Rückkehr zum Stil bcwirken.
Die besten der neueren Leiftungen weisen aus dic Aufnahme dcs ErbeS hin, das Feuerbach und Marees
der deutschen Kunst hinterlaffen haben. DaS Wandbild wird wiedcr das Ziel, nachdem sich die Malerei
dreicr Iahrhunderte an der Staffelei zersplittcrte (H. MuthcsiuS: Die Zukunft der dcutschen Form)."

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