malerischen Bildstils
französisch war; trotz
Liebermann und
Slevogt, Uhde und
Landenbergerwurde
keine deutsche Schule
daraus, die neben
der französischen alS
rassig wirken konnte,
einzig Trübner viel-
leicht gelang es, von
sich aus etwaS un-
verkennbar Deut-
sches daraus zu ent-
wickeln. Ehe der
Jmpressionismus in
Deutschland heimisch
werden konnte, hatte
er sich selber die
Trümpfe aus der
Hand gespielt: er
war — drastisch ge-
sagt — eine Hell-
dunkelmalerei ohne
Dunkel und also des
formalen Gegen-
satzes beraubt, auf
dem alle Kunstwir-
kung beruht; denn
den einzigen Gegen-
satz, den er als Spiel
der kalten und war-
men Töne in der
Hand behielt, hatte
er, der eigentlich
mehr eine Art prak-
tischer Farbenwissen-
schaft als Kunst war,
auch schon wieder in
diefarbigenBestand-
teile aufgelöst. Er
war erschreckend un- Adolf Hoelzel.
dekorativ und darum
mit all den Fein-
heiten seiner Naturbeobachtung unfähig zu großen,monu-
mentalen Aufgaben der Kunst. So konnte er durch das
Beispiel des Holländers van Gogh buchstäblich über den
Haufen gerannt werden: auch der wollte nicht mehr als
den Eindruck, die Jmpression, geben, aber indem er aus
der Lohe seines Temperamentes die farbigen Gegensätze
übersteigerte, kam er wieder zu der starkfarbigen Wir-
kung der alten Meister, die in den Jahrhunderten der Hell-
dunkelmalerei verloren gegangen war.
An dieses Beispiel wurde hier schon mehrfach er-
innert: daß, wer bei den alten Kölnern im Wallraf-
Richartz-Museum gewesen war und mit Orgelklängen
farbiger Schönheit danach in die Sale der Holländer,
der Jtaliener, der Modernen kam, sein Auge und sein
Gefühl umstellen mußte auf ihr Dunkel, ihr Grau, ihre
Ölfarbe an Stelle jener transparenten Herrlichkeit.
Dieses Reich hat van Gogh, der als Evangelienmann
Komposition (Dl).
begann und als Verrückter endete, der jungen Maler-
generation zurückerobert, und nur wer nie die Sehnsucht
empfunden hat, aus dem hoffnungslosen Grau der
modernen Malerei in diese Welt der ungebrochenen
Farbigkeit zurückzukommen, wird ihrem Drang wehren
wollen.
Freilich ist diese einfache Wendung, die den Jm-
pressionismus nicht zum alten Eisen wirft, sondern seine
Naturforschung der Farbe zur künstlerischen Anwendung
bringt, in einen Rattenkönig von Dingen verwickelt, die
mit den Namen Cezanne und Picasso, den Kubisten und
Futuristen nur annahernd umschrieben sind und dem,
der von einer schönen Thoma-Landschaft oder von einer
soliden impressionistischen Malerei kommt, oder gar dem,
der auch von diesen Dingen nichts hält oder weiß, wie ein
Herensabbat vorkommen müssen. Um so lohnender
scheint die Aufgabe für den deutschen Geist, hier für sich
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französisch war; trotz
Liebermann und
Slevogt, Uhde und
Landenbergerwurde
keine deutsche Schule
daraus, die neben
der französischen alS
rassig wirken konnte,
einzig Trübner viel-
leicht gelang es, von
sich aus etwaS un-
verkennbar Deut-
sches daraus zu ent-
wickeln. Ehe der
Jmpressionismus in
Deutschland heimisch
werden konnte, hatte
er sich selber die
Trümpfe aus der
Hand gespielt: er
war — drastisch ge-
sagt — eine Hell-
dunkelmalerei ohne
Dunkel und also des
formalen Gegen-
satzes beraubt, auf
dem alle Kunstwir-
kung beruht; denn
den einzigen Gegen-
satz, den er als Spiel
der kalten und war-
men Töne in der
Hand behielt, hatte
er, der eigentlich
mehr eine Art prak-
tischer Farbenwissen-
schaft als Kunst war,
auch schon wieder in
diefarbigenBestand-
teile aufgelöst. Er
war erschreckend un- Adolf Hoelzel.
dekorativ und darum
mit all den Fein-
heiten seiner Naturbeobachtung unfähig zu großen,monu-
mentalen Aufgaben der Kunst. So konnte er durch das
Beispiel des Holländers van Gogh buchstäblich über den
Haufen gerannt werden: auch der wollte nicht mehr als
den Eindruck, die Jmpression, geben, aber indem er aus
der Lohe seines Temperamentes die farbigen Gegensätze
übersteigerte, kam er wieder zu der starkfarbigen Wir-
kung der alten Meister, die in den Jahrhunderten der Hell-
dunkelmalerei verloren gegangen war.
An dieses Beispiel wurde hier schon mehrfach er-
innert: daß, wer bei den alten Kölnern im Wallraf-
Richartz-Museum gewesen war und mit Orgelklängen
farbiger Schönheit danach in die Sale der Holländer,
der Jtaliener, der Modernen kam, sein Auge und sein
Gefühl umstellen mußte auf ihr Dunkel, ihr Grau, ihre
Ölfarbe an Stelle jener transparenten Herrlichkeit.
Dieses Reich hat van Gogh, der als Evangelienmann
Komposition (Dl).
begann und als Verrückter endete, der jungen Maler-
generation zurückerobert, und nur wer nie die Sehnsucht
empfunden hat, aus dem hoffnungslosen Grau der
modernen Malerei in diese Welt der ungebrochenen
Farbigkeit zurückzukommen, wird ihrem Drang wehren
wollen.
Freilich ist diese einfache Wendung, die den Jm-
pressionismus nicht zum alten Eisen wirft, sondern seine
Naturforschung der Farbe zur künstlerischen Anwendung
bringt, in einen Rattenkönig von Dingen verwickelt, die
mit den Namen Cezanne und Picasso, den Kubisten und
Futuristen nur annahernd umschrieben sind und dem,
der von einer schönen Thoma-Landschaft oder von einer
soliden impressionistischen Malerei kommt, oder gar dem,
der auch von diesen Dingen nichts hält oder weiß, wie ein
Herensabbat vorkommen müssen. Um so lohnender
scheint die Aufgabe für den deutschen Geist, hier für sich
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