Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 25.1915
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Heft 2
DOI Artikel:Schäfer, Wilhelm: Adolf Hoelzel: ein deutscher Meister der Malkunst
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Adolf Hoelzel.
nur in der Absonderung der großen Einsamen retten
konnte, hat sie aus zweiter Hand gelebt; ebenso, wie die
französische Malerei im neunzehnten Jahrhundert be-
deutend wurde, weil sie die Überlieferung wieder in die
Hand bekam. Wer in dem unwürdigen Durcheinander
unserer Kunst in den letzten Jahrzehnten einen Ausdruck
der künstlerischen Freiheit sieht, in der jeder nach seiner
Fasson selig werden kann, für den ist natürlich mit dem
vergangenen Austand alles in Ordnung; für ihn gibt
es keine deutsche Frage in der Kunst und er muß nach
wie vor jeden Versuch einer Antwort als deutschtümelnd
und moralisierend ablehnen. Ob das Schicksal unserer
Tage dem einzelnen die Bequemlichkeit weiterhin ge-
statten wird, ist allerdings zweifelhaft. Ein Volk kampft
keinen Eristenzkampf wie diesen, um nachher zu sagen:
das alles galt nur für das wirtschaftliche Leben, die
Kunst hat nichts damit zu tun! Auch sie wird, ob sie
will oder nicht, nun in die Pflicht des Volkstums ge-
nommen; ihr wird die deutsche Frage gestellt: sein oder
nicht sein, aber nicht halb und halb sein! So tief wie
möglich aus unseremVolkstum, aber so stark
wie möglich in die Aeit, das wird ihre Antwort sein
müssen. Wie uns die viel verspottete deutsche Gründlich-
keit bisher in diesem ungeheuren Krieg erhalten hat,
wie wir aus keiner andern Sicherheit so sehr als aus
der überlegenen Organisation auf den Sieg hoffen, wird
auch die deutsche Kunst der Iukunft etwas anderes als
das Ergebnis zufälliger Talente und ihrer einsamen
Leidenswege sein. Daß Adolf Hoelzel mehr als einer
sonst an den Fundamenten dieser neuen Iukunft ar-
beitet, das ist der seste Glaube, aus dem dieser Hinweis
auf seine Tätigkeit geschrieben wurde. W. Schäfer.
04
Adolf Hoclzel.
Bleistiftzeichnung.
nur in der Absonderung der großen Einsamen retten
konnte, hat sie aus zweiter Hand gelebt; ebenso, wie die
französische Malerei im neunzehnten Jahrhundert be-
deutend wurde, weil sie die Überlieferung wieder in die
Hand bekam. Wer in dem unwürdigen Durcheinander
unserer Kunst in den letzten Jahrzehnten einen Ausdruck
der künstlerischen Freiheit sieht, in der jeder nach seiner
Fasson selig werden kann, für den ist natürlich mit dem
vergangenen Austand alles in Ordnung; für ihn gibt
es keine deutsche Frage in der Kunst und er muß nach
wie vor jeden Versuch einer Antwort als deutschtümelnd
und moralisierend ablehnen. Ob das Schicksal unserer
Tage dem einzelnen die Bequemlichkeit weiterhin ge-
statten wird, ist allerdings zweifelhaft. Ein Volk kampft
keinen Eristenzkampf wie diesen, um nachher zu sagen:
das alles galt nur für das wirtschaftliche Leben, die
Kunst hat nichts damit zu tun! Auch sie wird, ob sie
will oder nicht, nun in die Pflicht des Volkstums ge-
nommen; ihr wird die deutsche Frage gestellt: sein oder
nicht sein, aber nicht halb und halb sein! So tief wie
möglich aus unseremVolkstum, aber so stark
wie möglich in die Aeit, das wird ihre Antwort sein
müssen. Wie uns die viel verspottete deutsche Gründlich-
keit bisher in diesem ungeheuren Krieg erhalten hat,
wie wir aus keiner andern Sicherheit so sehr als aus
der überlegenen Organisation auf den Sieg hoffen, wird
auch die deutsche Kunst der Iukunft etwas anderes als
das Ergebnis zufälliger Talente und ihrer einsamen
Leidenswege sein. Daß Adolf Hoelzel mehr als einer
sonst an den Fundamenten dieser neuen Iukunft ar-
beitet, das ist der seste Glaube, aus dem dieser Hinweis
auf seine Tätigkeit geschrieben wurde. W. Schäfer.
04
Adolf Hoclzel.
Bleistiftzeichnung.