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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 25.1915

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Heft 3
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Back, Friedrich: Richard Hoelscher
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https://doi.org/10.11588/diglit.26491#0098

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Richard Hoelscher.

Neigung zu dämmeriger Stimmung der Freude an kräftigen Lokalfarben Platz gemacht. Daß er
damit ein sicheres Verftändnis fiir die Forderungen des RaumschmückenS verbindet, bezeugen seine
Arbeiten für das Landhaus Friedrich in Darmstadt.

Hoelscher hat vorzügliche Bildnifte gemalt, aber kaum eines, wo ihm der Mensch gleichgültig war. Ich
glaube, nur einmal entschloß er sich, eine Dame der Gesellschast zu malen: es war die treufte Verehrerin
seiner Kunft und eine so prachtvolle Persönlichkeit, daß er auch ohnedieö den Auftrag nicht abgelehnt hätte.

Im Mittelpunkt seiner Malerei aber steht das Leben seiner oberhessischen LandSleute. Nicht
weil sie besser ftillhielten als die Herren und Damen der großen Welt, sondern weil sie ihm ein
echtereS Stück Wirklichkeit bedeuten, daS die Heimat noch wertvoller macht. Diese Menschen kennen
ihn, wie er sie kennt. Darum geben sie sich vor ihm ganz so wie sie sind. Auch der Maler bringt
nichtS FremdeS inö Bild hinein. Das Wesen, daö sich hier äußert, ist ihm zu ehrwürdig, als daß
er eS im geringsten aufputzen möchte. Und obwohl er sich ftreng in den Grenzen seiner Kunft hält
und niemals den novellistischen Sinn anruft, rückt er uns die Dinge doch herzlich nahe. Die Würde
deö Einfach-Menschlichen wird offenbar.

Sein sorschender Blick ist durch die Fülle deS Einzelnen, das der Unsicherheit des Zufalls unter-
liegt, zum Beharrlichen durchgedrungen. Er fühlt den gesetzmäßigen Rhythmus von Haltung und
Gebärde, in dem sich das Wesen ländlicher Menschen ausprägt. Der ift andcrs als bei denen, die
nicht so im Wirklichen leben: herber und ernfter. Fremd, wie alter Kirchensang, klingt er in unsere
Welt. Diesen Rhpthmus hat Hoelscher namentlich in den Gemälden „Vater und Sohn", „Kirch-
gängerin", „Alter und Iugend" durch meifterliche Bildanlage zu wuchtigem Ausdruck gebracht. Die
Bilder einfachsten MenschendaseinS erheben sich zur Kraft von Symbolen, die durch das Auge in
die Tiefe der Seele greisen. Friedrich Back.

Richard Hoelscher.

Rumpelkammer.
 
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