Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 25.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26491#0113
DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:Gischler, W.: Gregor von Bochmann der Jüngere †
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Abb. 8.
Was sich mit dieser Figur für den Bildhauer Boch-
mann vollzog, ist etwas, das zur Regel werden müßte,
damit wir wieder eine deutsche Bildnerkunst von eigener
Prägung erhielten. Daß wir sie gegenwartig trotz
Hildebrand und Tuaillon, trotz Haller und Hoetger
nur ausnahmsweise haben — wie etwa in den meister-
lichen Tierbildnereien von Gaul — daß wir von den
Jtalienern der Renaissance bis zu den Ägyptern aus
hunderterlei Einflüssen nicht zu uns selber kommen,
das wird einem vor dieser bescheidenen Arbeit unheimlich
deutlich. Wie in derMalerei, haben wir auch hier das Erbe
Tauwerfer.
unserer Vater mißachtet; wer einen Tag lang im Liebig-
Museum zu Frankfurt war und dort erlebte, wie die
stärkste Wurzel der italienischen Frührenaissance im
nordischen Mittelalter steckte und wie hier schon zu Aeiten
der van Eyck eine reiche bildnerische ilberlieferung zur
Blüte gekommen war: dem nmß das ziellose Umher-
irren unserer Tage in allen Ieiten und Aonen wie eine
selbstverschuldete Heimatlosigkeit vorkommen. Wohl-
verstanden: es ist nicht im geringsten ein Archaismus,
dem damit das Wort geredet werden soll, und noch
weniger eine Deutschtümelei, es ist nur eine Mahnung,
9»
Was sich mit dieser Figur für den Bildhauer Boch-
mann vollzog, ist etwas, das zur Regel werden müßte,
damit wir wieder eine deutsche Bildnerkunst von eigener
Prägung erhielten. Daß wir sie gegenwartig trotz
Hildebrand und Tuaillon, trotz Haller und Hoetger
nur ausnahmsweise haben — wie etwa in den meister-
lichen Tierbildnereien von Gaul — daß wir von den
Jtalienern der Renaissance bis zu den Ägyptern aus
hunderterlei Einflüssen nicht zu uns selber kommen,
das wird einem vor dieser bescheidenen Arbeit unheimlich
deutlich. Wie in derMalerei, haben wir auch hier das Erbe
Tauwerfer.
unserer Vater mißachtet; wer einen Tag lang im Liebig-
Museum zu Frankfurt war und dort erlebte, wie die
stärkste Wurzel der italienischen Frührenaissance im
nordischen Mittelalter steckte und wie hier schon zu Aeiten
der van Eyck eine reiche bildnerische ilberlieferung zur
Blüte gekommen war: dem nmß das ziellose Umher-
irren unserer Tage in allen Ieiten und Aonen wie eine
selbstverschuldete Heimatlosigkeit vorkommen. Wohl-
verstanden: es ist nicht im geringsten ein Archaismus,
dem damit das Wort geredet werden soll, und noch
weniger eine Deutschtümelei, es ist nur eine Mahnung,
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