Deutsches Barock und Rokoko.
sie werwolle Richtlinien an; aber sie muntern selber
dazu aus, sich kritisch zu ihnen zu stellen, und insbesondere
liegt es nahe, bei dem Schwergewicht der Gemalde,
gerade auf dem Gebiet der Malerei den Versuch anderer
Orientierung zu unternehmen. Dies ist eben das un-
schatzbare Verdienst der Ausstellung und ihrer Veran-
stalter, daß sie viele alteingewurzelte Ansichten über jene
Zeit über den Haufen >virft und die Anregungen nach
allen Seiten austeilt, das Bild des deutschen Barock
und Rokoko anders zu gestalten. Die Bahn ist frei und
der forschende
Blick wird durch
den ersten Ver-
such einer Neu-
gestaltung in die-
sem Bande ge-
radezu aufgefor-
dert, seine an-
dersartigen An-
sichten zur Prü-
fung daneben zu
stellen. Es kann
nur im Sinne
desHerausgebers
liegen,neueBau-
steine zu der Ge-
schichte der deut-
schen Barockkul-
tur zu liefern,
mit dem gemein-
samen Ziele,
gründlich umzu-
lernen. Denn
das muß man
tatsächlich ange-
sichts der erstaun-
lichen Tatsachen
von „Darmstadt
1914", die hier,
graphisch für alle
Aeit festgehal-
ten, vorliegen.
DerersteBand
enthalt Vorwort
und Terte, und
655 Abbildungen
(nebst der Hälfte
der Heliogravü-
ren): die Male-
rei von 1650 bis
1750, das kirch-
liche Barock, Handzeichnungen jener Ieit, die Porträt-
galerie, Gold und Silber. Der zweite Band bringt die
Namen- und Sachregister und in dem Rest der Abbildun-
gen: die Malerei von 1750—1800, die Schweizer Malerei
von1650—1800,Handzeichnungen(des 18.Jahrhunderts),
Plastik, Miniaturen und Silhouetten. Wie man sieht, ist
die Malerei ein wenig willkürlich in vier und die Hand-
zeichnungen in zwei Teile zerrissen und verteilt; und auch
ihre Unterabteilungen enthalten einigeschwankendeGren-
zen. So gliedert sich die Malerei des ersten Bandes in fol-
gende Gruppen: der süddeutsche und österreichische Kunst-
kreis; der norddeutsche Kunstkreis; das kirchliche Barock;
und die des zweiten Bandes: Bildnis in Österreich und
Süddeutschland; desgl. in Nord- und Niitteldeutschland;
deutsche Pastellisten; Landschaft und Stilleben; Schweizer
Malerei von 1650—1800. Die Miniaturen nehmen mit
Recht eine besondere Stellung ein. Es mag schwer sein,
ein so kompliziertes Material sinngemaß zu ordnen; aber
sicherlich wäre die Übersicht vereinfacht worden, wenn
man die Malerei (die ungefähr die Hälfte der Abbildun-
gen ausmacht)in
den einen und al-
les übrige in den
zweiten Band
versammelt hät-
te, anstatt sie in
zwei Teile aus-
einanderzulegen,
und dasselbe gilt
auch von den
Handzeichnun-
gen. Es war
hier wohl das
Bestreben maß-
gebend, die Tei-
lung der Aus-
stellung in zwei
Geschossen des
Darmstädter al-
ten Residenz-
schlosses in die
Publikation mit
zu übernehmen
und die Organi-
sation jener ge-
waltigen Bilder-
fülle auch in dem
dauernden Werk
wiederklingen zu
lassen. Aber es
erschwert etivas
die rasche Orien-
tierung.
DieAnordnung
der Abbildungen
auf den großen
Seiten und die
technische Aus-
führung von den
Klischees, Helio-
gravüren, des
Druckes, der vornehme und geschmackvolle Einband,
der löblicherweise alle direkten Entlehnungen aus dem
18. Jahrhundert vermeidet, sind jeden Lobes wert; in
dieser Beziehung bedeutet das Darmstädter Jahr-
hundertwerk einen Fortschritt gegenüber dem von 1906
und eine Bereicherung unseres Schatzes an schönen
Büchern. Es teilen sich in dieses Verdienst die Fir-
men Wittich in Darmstadt (Druck), E. Schröder in
Berlin und van der Smissen in Darmstadt (photogra-
phische Aufnahmen), Brockhaus in Leipzig (Heliogra-
Joh. Kaspar Füeßli (1706—82). Bildnis des Knaben Ioh. Bürckli.
118
sie werwolle Richtlinien an; aber sie muntern selber
dazu aus, sich kritisch zu ihnen zu stellen, und insbesondere
liegt es nahe, bei dem Schwergewicht der Gemalde,
gerade auf dem Gebiet der Malerei den Versuch anderer
Orientierung zu unternehmen. Dies ist eben das un-
schatzbare Verdienst der Ausstellung und ihrer Veran-
stalter, daß sie viele alteingewurzelte Ansichten über jene
Zeit über den Haufen >virft und die Anregungen nach
allen Seiten austeilt, das Bild des deutschen Barock
und Rokoko anders zu gestalten. Die Bahn ist frei und
der forschende
Blick wird durch
den ersten Ver-
such einer Neu-
gestaltung in die-
sem Bande ge-
radezu aufgefor-
dert, seine an-
dersartigen An-
sichten zur Prü-
fung daneben zu
stellen. Es kann
nur im Sinne
desHerausgebers
liegen,neueBau-
steine zu der Ge-
schichte der deut-
schen Barockkul-
tur zu liefern,
mit dem gemein-
samen Ziele,
gründlich umzu-
lernen. Denn
das muß man
tatsächlich ange-
sichts der erstaun-
lichen Tatsachen
von „Darmstadt
1914", die hier,
graphisch für alle
Aeit festgehal-
ten, vorliegen.
DerersteBand
enthalt Vorwort
und Terte, und
655 Abbildungen
(nebst der Hälfte
der Heliogravü-
ren): die Male-
rei von 1650 bis
1750, das kirch-
liche Barock, Handzeichnungen jener Ieit, die Porträt-
galerie, Gold und Silber. Der zweite Band bringt die
Namen- und Sachregister und in dem Rest der Abbildun-
gen: die Malerei von 1750—1800, die Schweizer Malerei
von1650—1800,Handzeichnungen(des 18.Jahrhunderts),
Plastik, Miniaturen und Silhouetten. Wie man sieht, ist
die Malerei ein wenig willkürlich in vier und die Hand-
zeichnungen in zwei Teile zerrissen und verteilt; und auch
ihre Unterabteilungen enthalten einigeschwankendeGren-
zen. So gliedert sich die Malerei des ersten Bandes in fol-
gende Gruppen: der süddeutsche und österreichische Kunst-
kreis; der norddeutsche Kunstkreis; das kirchliche Barock;
und die des zweiten Bandes: Bildnis in Österreich und
Süddeutschland; desgl. in Nord- und Niitteldeutschland;
deutsche Pastellisten; Landschaft und Stilleben; Schweizer
Malerei von 1650—1800. Die Miniaturen nehmen mit
Recht eine besondere Stellung ein. Es mag schwer sein,
ein so kompliziertes Material sinngemaß zu ordnen; aber
sicherlich wäre die Übersicht vereinfacht worden, wenn
man die Malerei (die ungefähr die Hälfte der Abbildun-
gen ausmacht)in
den einen und al-
les übrige in den
zweiten Band
versammelt hät-
te, anstatt sie in
zwei Teile aus-
einanderzulegen,
und dasselbe gilt
auch von den
Handzeichnun-
gen. Es war
hier wohl das
Bestreben maß-
gebend, die Tei-
lung der Aus-
stellung in zwei
Geschossen des
Darmstädter al-
ten Residenz-
schlosses in die
Publikation mit
zu übernehmen
und die Organi-
sation jener ge-
waltigen Bilder-
fülle auch in dem
dauernden Werk
wiederklingen zu
lassen. Aber es
erschwert etivas
die rasche Orien-
tierung.
DieAnordnung
der Abbildungen
auf den großen
Seiten und die
technische Aus-
führung von den
Klischees, Helio-
gravüren, des
Druckes, der vornehme und geschmackvolle Einband,
der löblicherweise alle direkten Entlehnungen aus dem
18. Jahrhundert vermeidet, sind jeden Lobes wert; in
dieser Beziehung bedeutet das Darmstädter Jahr-
hundertwerk einen Fortschritt gegenüber dem von 1906
und eine Bereicherung unseres Schatzes an schönen
Büchern. Es teilen sich in dieses Verdienst die Fir-
men Wittich in Darmstadt (Druck), E. Schröder in
Berlin und van der Smissen in Darmstadt (photogra-
phische Aufnahmen), Brockhaus in Leipzig (Heliogra-
Joh. Kaspar Füeßli (1706—82). Bildnis des Knaben Ioh. Bürckli.
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