Norbert Grund'(1714—87).
Der Winter.
vüren), Gebr. Dietrich und Kirstein L Co. in Leipzig
(Klischeesch Fikentscher in Leipzig (Einband der Buch-
ausgabe), Hübel L Denck, Abteilung Handbuchbinderei,
P. A. Demeter in Leipzig (Einband der Fürstenausgabe),
und M. A. Gröschel in Leipzig, der beide Einbande und
Titelentwürfe zeichnete.
Die Buchausgabe ist in 1200, die Fürstenausgabe in
75 Eremplaren erschienen.
Überblickt man nun dieses gewaltige Material und
sucht es, unterstützt durch die leichtere Orientierung in
zwei Bänden von Abbildungen, historisch sich zurecht-
zurücken, so fallen in der Malerei als wichtigste Merkmale
natürlich zunachst die Barockzeit ein mit ihrer Verlänge-
rung ins 18. Jahrhundert durch die kirchliche Malerei;
sodann im 18. Jahrhundert die mit diesem parallel
gehende Repräsentationsmalerei des Porträts, die An-
fänge eines selbständigen, spezifisch deutschen Realismus
in Landschaft, Tierstück und Bildnis, und die beiden ent-
gegengefetzten Arten des sogenannten Klassizismus: der
aus dem Rokoko geborene sentimentalische, internatio-
nale, und der aus deutscher Opposition entsprungene
wahre, im 18. Jahrhundert allein durch Carstens ver-
treten. So viel kann man auch aus den Abbildungen ent-
nehmen, daß diese Schichtungen nur in großen Aügen
gelten und mannigfach miteinander und über Kreuz ver-
knüpft sind; daß die Anschauungen von der deutschen Ab-
hängigkeit von Frankreich usw. revidiert werden müssen,
und daß ganz andere Gesichtspunkte als die bis dahin
meist üblichen das Maß für die Beurteilung abgeben.
Schließlich ist auch das nicht zu übersehen, daß die Darm-
städter Ausstellung ganz sicher nicht das vollstandige
Material herbeigebracht hat und daß uns, zumal aus dem
17. Jahrhundert, noch manche Entdeckungen und Über-
raschungen bevorstehen von der einschneidenden Art, wüe
sie nns schon Darmstadt in Fülle beschieden hat; daß
also unser heutiges ümlernen auch ncir als einstweilig zu
betrachten ist.
Die große Schwierigkeit, die uns das 17. Jahr-
hundert bietet, besteht in der Verschiedenartigkeit und
Jsoliertheit der Erscheinungen. Der Dreißigjährige Krieg
scheint alle Verbindungen der Kulturstatten unterein-
ander zerrissen zu haben. Von Schulen und Entwicklun-
gen, wie in den andern Ländern Europas, ist keine Rede,
es müßten denn noch ganz grundstürzende Entdeckungen
dieses Bild ändern. Schon der größte Meister am Anfang
des Jahrhunderts, Elsheimer, schuf nicht in Frankfurt,
sondern in Rom, und hat auf Franzosen und Nieder-
länder gewirkt, nicht auf Deutsche. Es gibt eine Reihe
barocker Erscheinungen, die in Verbindung mit dem
Fühlen der ganzen Aeit stehen und so etwas wie einen
eigenen Mittelpunkt für sich bilden: dcr bedeutendste
darunter ist Willmann, aus Königsberg gebürtig und in
Schlesien eine umfangreiche Tätigkeit entfaltend*. Er
^ Monogrnphien von E. Klossowsky und D. Maul (1914).
120
Der Winter.
vüren), Gebr. Dietrich und Kirstein L Co. in Leipzig
(Klischeesch Fikentscher in Leipzig (Einband der Buch-
ausgabe), Hübel L Denck, Abteilung Handbuchbinderei,
P. A. Demeter in Leipzig (Einband der Fürstenausgabe),
und M. A. Gröschel in Leipzig, der beide Einbande und
Titelentwürfe zeichnete.
Die Buchausgabe ist in 1200, die Fürstenausgabe in
75 Eremplaren erschienen.
Überblickt man nun dieses gewaltige Material und
sucht es, unterstützt durch die leichtere Orientierung in
zwei Bänden von Abbildungen, historisch sich zurecht-
zurücken, so fallen in der Malerei als wichtigste Merkmale
natürlich zunachst die Barockzeit ein mit ihrer Verlänge-
rung ins 18. Jahrhundert durch die kirchliche Malerei;
sodann im 18. Jahrhundert die mit diesem parallel
gehende Repräsentationsmalerei des Porträts, die An-
fänge eines selbständigen, spezifisch deutschen Realismus
in Landschaft, Tierstück und Bildnis, und die beiden ent-
gegengefetzten Arten des sogenannten Klassizismus: der
aus dem Rokoko geborene sentimentalische, internatio-
nale, und der aus deutscher Opposition entsprungene
wahre, im 18. Jahrhundert allein durch Carstens ver-
treten. So viel kann man auch aus den Abbildungen ent-
nehmen, daß diese Schichtungen nur in großen Aügen
gelten und mannigfach miteinander und über Kreuz ver-
knüpft sind; daß die Anschauungen von der deutschen Ab-
hängigkeit von Frankreich usw. revidiert werden müssen,
und daß ganz andere Gesichtspunkte als die bis dahin
meist üblichen das Maß für die Beurteilung abgeben.
Schließlich ist auch das nicht zu übersehen, daß die Darm-
städter Ausstellung ganz sicher nicht das vollstandige
Material herbeigebracht hat und daß uns, zumal aus dem
17. Jahrhundert, noch manche Entdeckungen und Über-
raschungen bevorstehen von der einschneidenden Art, wüe
sie nns schon Darmstadt in Fülle beschieden hat; daß
also unser heutiges ümlernen auch ncir als einstweilig zu
betrachten ist.
Die große Schwierigkeit, die uns das 17. Jahr-
hundert bietet, besteht in der Verschiedenartigkeit und
Jsoliertheit der Erscheinungen. Der Dreißigjährige Krieg
scheint alle Verbindungen der Kulturstatten unterein-
ander zerrissen zu haben. Von Schulen und Entwicklun-
gen, wie in den andern Ländern Europas, ist keine Rede,
es müßten denn noch ganz grundstürzende Entdeckungen
dieses Bild ändern. Schon der größte Meister am Anfang
des Jahrhunderts, Elsheimer, schuf nicht in Frankfurt,
sondern in Rom, und hat auf Franzosen und Nieder-
länder gewirkt, nicht auf Deutsche. Es gibt eine Reihe
barocker Erscheinungen, die in Verbindung mit dem
Fühlen der ganzen Aeit stehen und so etwas wie einen
eigenen Mittelpunkt für sich bilden: dcr bedeutendste
darunter ist Willmann, aus Königsberg gebürtig und in
Schlesien eine umfangreiche Tätigkeit entfaltend*. Er
^ Monogrnphien von E. Klossowsky und D. Maul (1914).
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