Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 25.1915
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Heft 4
DOI Artikel:Schmidt, Paul Ferdinand: Deutsches Barock und Rokoko
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Philipp Peter Roos (1657^1705).
des Schicksals auS, das nnt dem Glockenschlage diese
deutsche Tradition beendete. Wie denn die Bildnisse
und Alteleutköpfe, die der erivachsene Denner in>
18. Jahrhundert nialte, seinen Jugendaquarcllen gegen-
über nur wie eine schlechte Parodic aussehen, der Natur
im alten Sinne gerecht zu werden. Die zeichnerischen
Fahigkeiten gehen im 18. Jahrhundert schlafen, die
deutsche Malerei versinkt in dem internationalen Rausch
und erwacht erst gegen Ende des Jahrhunderts von
neuem, diesmal aber zu einem frischen kraftvollen Leben
auf breiter Grundlage.
Georg Flegel, der ältcstc aller in Darmstadt vertrete-
nen Maler, ist 1563 in Olmütz geboren und verlebte die
meiste Acit seines Schaffens in Frankfurt, wo ja auch
Elsheimer und Merian ihre künstlerische Heimat besaßen.
Jn seinen sehr einfach aufgebauten Stilleben steckt noch
Jtalienische Landschaft.
viel von deni Geist und der Jnnigkeit der Dürcrschcn
Naturliebe; sie sind augenscheinlich vor dem Auftreten
der großen niederländischen Stillebemnaler entstanden
und auf jeden Fall von ihnen ganz unberührt. Die fast
religiösc Ehrfurcht vor der Natur, die sie atmen, und die
Naivitat ihrer bildlichen Erscheinung ruhen auf einer
wundervollen Vereinigung und Ausgleichung des zeich-
nerischen Gerüsts und der malerischen Behandlung, die
von Konrad Witz bis zu Leibl ein Kennzeichen bester
deutscher Gemälde ist. Darin steht ihm Ruthardt am
nachsten, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
in Antwerpen, Regensburg, Jtalien tätig ist, einer der
größten Tiermaler aller Aeiten, der sänitliche hollän-
dischcn Kollegen, Snyders voran, an inncrer Wahrheit,
an Kenntnis der Tierseele weit übertrifft, und dem sicher-
lich, nur weil er ein Deutscher des 17. Jahrhunderts und
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des Schicksals auS, das nnt dem Glockenschlage diese
deutsche Tradition beendete. Wie denn die Bildnisse
und Alteleutköpfe, die der erivachsene Denner in>
18. Jahrhundert nialte, seinen Jugendaquarcllen gegen-
über nur wie eine schlechte Parodic aussehen, der Natur
im alten Sinne gerecht zu werden. Die zeichnerischen
Fahigkeiten gehen im 18. Jahrhundert schlafen, die
deutsche Malerei versinkt in dem internationalen Rausch
und erwacht erst gegen Ende des Jahrhunderts von
neuem, diesmal aber zu einem frischen kraftvollen Leben
auf breiter Grundlage.
Georg Flegel, der ältcstc aller in Darmstadt vertrete-
nen Maler, ist 1563 in Olmütz geboren und verlebte die
meiste Acit seines Schaffens in Frankfurt, wo ja auch
Elsheimer und Merian ihre künstlerische Heimat besaßen.
Jn seinen sehr einfach aufgebauten Stilleben steckt noch
Jtalienische Landschaft.
viel von deni Geist und der Jnnigkeit der Dürcrschcn
Naturliebe; sie sind augenscheinlich vor dem Auftreten
der großen niederländischen Stillebemnaler entstanden
und auf jeden Fall von ihnen ganz unberührt. Die fast
religiösc Ehrfurcht vor der Natur, die sie atmen, und die
Naivitat ihrer bildlichen Erscheinung ruhen auf einer
wundervollen Vereinigung und Ausgleichung des zeich-
nerischen Gerüsts und der malerischen Behandlung, die
von Konrad Witz bis zu Leibl ein Kennzeichen bester
deutscher Gemälde ist. Darin steht ihm Ruthardt am
nachsten, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
in Antwerpen, Regensburg, Jtalien tätig ist, einer der
größten Tiermaler aller Aeiten, der sänitliche hollän-
dischcn Kollegen, Snyders voran, an inncrer Wahrheit,
an Kenntnis der Tierseele weit übertrifft, und dem sicher-
lich, nur weil er ein Deutscher des 17. Jahrhunderts und
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