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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 25.1915

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Heft 6
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Graber, Hans: Alfred Heinrich Pellegrini
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https://doi.org/10.11588/diglit.26491#0199

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Abb. 1. Akt (Stuttgarter Künstlerbund).

Alfred Heinrich Pellegrini.

/^^S ift merkwürdig, wie weit verbreitet in dcm AuSland, daS für schweizerische Kunft Intereffe
^ hat, also in Deutschland, dic Meinung ift, alle tüchtigeren jüngeren Schweizer Maler gehörten
zur Hodlerschule, seien somit von diesem Großen beeinflußt. Selbst in Kreisen, die in Kunst-
dingen sonft sehr gut unterrichtet sind, trifft man diese Ansicht. Man kann nicht genug betonen, daß
sie absolut einseitig ist. Eö gibt eine ganze Reihe bedeutender jüngerer schweizerischer Künstler, die mit
Hodler nicht das geringste zu tun haben, die ganz andere künstlerische Ziele verfolgen als er. Dahin
gehören einigc Genfer Maler, allen voran Alexandre Blanchct, serner eine Anzahl Basler Künstler,
so Paul Barth, Karl Dick, Numa Donze, I. I. Lüscher, Heinrich Müller, Eduard Niethammer und
der Künstler dieseö Heftes Alsred Heinrich Pellegrini. Alle diese Maler habcn eö schwercr, sich durch-
zusetzen und die vcrdiente Ancrkennung zu erringen, alö die als die typisch nationalen geltenden Künstler
deö Hodlerkreiseö. Man ist eben vielfach so auSschließlich auf diese letztercn eingcstellt, daß man sich
die nötige Urteilsfreiheit, auch andere Kunst ihrer Art und ihrem Range nach gebührend zu wertcn,
nicht zu wahren vermag. Es sind aber Anzeichcn vorhanden, daß sich eine gerechtere Beurteilung dieser
Kunst anzubahnen beginnt. Heute freilich befteht noch eine Bevorzugung und darum, wenn man so
will, eine künftlerische Vorherrschaft des Hodlerkreises, nicht aber — ich möchtc daö auödrücklich be-
tonen — eine kunftpolitische, wie sie in den letzten Iahren zu Unrecht so oft behauptet und gerügt wurde.

Pellegrini ist ein geborener Basler und heute vierunddreißig Iahre alt. Er malt erst seit etwa
sechs Iahren. In dieser kurzen Zeit hat er sich erstaunlich rasch und gut entwickelt. Seit erster Lehrer
war der seit kurzem wieder zu Ehren gelangte Fritz Schider in Basel, der Freund und Schüler Leibls,
sein zwciter Hackl in München. Aber erft mit der Übersiedelung nach Stuttgart und mit dem Eintritt
in die Hoelzelschnle kam Pellegrini in die richtige künstlerische Umgebung. Der Unterricht HoelzelS
— den ja auch der Landömann Pellegriniö, der Thurgauer Hans Brühlmann, genossen hat — entsprach
seinen Tendenzen außerordentlich. Hier lernte er, daö Hauptgewicht auf die sarbige und lineare Kom'
position eineS Bildeö, auf daö Konstruktive überhaupt legen, hier konnte sich, gerade dieser Faktoren
wegen, sein Trieb zum Wandbild ruhig und unter den günstigsten Bedingungen entwickeln.

Pellegrini hat heute noch keinen fertigen künstlerischen Stil. Glücklicherweise, möchte man sagen,
denn es ist im allgemeinen nicht gut, wenn ein Künstler schon früh einen festen Stil bcsitzt. Er würdigt
ihn zu leicht zur Manier herab. Pellegrini sucht noch. DieseS Suchen ist aber so ernfthaft und hat
schon so hervorragende einzelne Resultate gezeitigt, daß man mit Sicherheit auf eine starke und ur-
sprüngliche künstlerische Begabung schließen darf. Schon in einem der frühesten Werke, in dem (hier
abgebildeten) Selbstporträt von 1909, erweift sich daö. Eö zeigt sich da eine Abkehr vom ImpressioniS-

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