Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 25.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26491#0214
DOI issue:
Heft 6
DOI article:Häuselmann, Johann Friedrich: Kriegerisches Kunstgewerbe
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Kriegerisches Kunstgewerbe.
staltung der Schrift auf. Anderscits wieder geben die
Landesfarben zierende Grundlagen ab, wahrend figür-
lich mit den Erscheiuungen der Gegenwart frei und witzig
verfahren worden ist.
Jn der Ausstelluug kommen deutsche, österreichische
und schweizerische Künstler zur Vorstellung. Eigentünüich
ist die Feststellung, daß das neue Kunstgerät in der Haupt-
sache aus Osterreich stammt, die Graphik dagegen fast
ausschließlich von dcutschen Künstlern bestritten unrd.
Kein Land hat eine solche Kriegsgraphik aufzuweisen,
und anderseits ist auch das österreichische Kunstgewerbe in
seiner Art unübertrefflich. Die deutschen Sachen sind wohl
durchweg in der Form etwas geschlossener, während man
in Österreich gerne die Linienführungen in den Vorder-
grund stellt; die Tonfiguren allerdings haben die Ge-
schlossenheit der Form wieder vollkommen gefunden.
Jm Grunde ist so auch die neuzeitliche gute Kriegskunst
eine natürliche Fortsetzung der künstlerischen Grundsatze,
welche in der letzten Vergangenheit das deutsche Kunst-
schaffcn leiteten. Diese haben sich sonüt als Grundlagcn
durchaus kriegsfest erwiesen. Diese Feststellung ist an-
gesichts der Gefahr grundsätzlicher Umwälzungen sehr
wertvoll. Die deutschen Künstler haben den Krieg im
Gedanken bemeistert, verarbeiten ihn mit gewohntem
Rüstzeug und behieltcn darum auch die innere Kraft,
über den Krieg hinwegzukommen, wenn der äußere An-
laß gegeben ist, ohnc aber auf den inneren Wert der un-
vergleichlichen Erfahrungen und großen Regungen bei der
Weiterarbeit zu verzichten.
Möge also diese zeitgemäße KriegSkunst ein ungebun-
denes Aeitbild bleiben und alS Fragment unserer Kultur
einverleibt werden. Möge sie aber nicht nur Eigengut der
Künstler sein, sondern geschmackbildend weiter getragen
werden. An der Mühe dieser Umsetzung der künstlerischen
Werte ist auch die vorliegende Ausstellung beteiligt, und
der Dank dafür darf daher ein ganz allgemeiner sein.
I. F. Haeusel m ann.
Abb. 12.
Pfcifenkopf (Belagerung der Stadt Prag
durch Friedrich II. im Jahre 1757).
staltung der Schrift auf. Anderscits wieder geben die
Landesfarben zierende Grundlagen ab, wahrend figür-
lich mit den Erscheiuungen der Gegenwart frei und witzig
verfahren worden ist.
Jn der Ausstelluug kommen deutsche, österreichische
und schweizerische Künstler zur Vorstellung. Eigentünüich
ist die Feststellung, daß das neue Kunstgerät in der Haupt-
sache aus Osterreich stammt, die Graphik dagegen fast
ausschließlich von dcutschen Künstlern bestritten unrd.
Kein Land hat eine solche Kriegsgraphik aufzuweisen,
und anderseits ist auch das österreichische Kunstgewerbe in
seiner Art unübertrefflich. Die deutschen Sachen sind wohl
durchweg in der Form etwas geschlossener, während man
in Österreich gerne die Linienführungen in den Vorder-
grund stellt; die Tonfiguren allerdings haben die Ge-
schlossenheit der Form wieder vollkommen gefunden.
Jm Grunde ist so auch die neuzeitliche gute Kriegskunst
eine natürliche Fortsetzung der künstlerischen Grundsatze,
welche in der letzten Vergangenheit das deutsche Kunst-
schaffcn leiteten. Diese haben sich sonüt als Grundlagcn
durchaus kriegsfest erwiesen. Diese Feststellung ist an-
gesichts der Gefahr grundsätzlicher Umwälzungen sehr
wertvoll. Die deutschen Künstler haben den Krieg im
Gedanken bemeistert, verarbeiten ihn mit gewohntem
Rüstzeug und behieltcn darum auch die innere Kraft,
über den Krieg hinwegzukommen, wenn der äußere An-
laß gegeben ist, ohnc aber auf den inneren Wert der un-
vergleichlichen Erfahrungen und großen Regungen bei der
Weiterarbeit zu verzichten.
Möge also diese zeitgemäße KriegSkunst ein ungebun-
denes Aeitbild bleiben und alS Fragment unserer Kultur
einverleibt werden. Möge sie aber nicht nur Eigengut der
Künstler sein, sondern geschmackbildend weiter getragen
werden. An der Mühe dieser Umsetzung der künstlerischen
Werte ist auch die vorliegende Ausstellung beteiligt, und
der Dank dafür darf daher ein ganz allgemeiner sein.
I. F. Haeusel m ann.
Abb. 12.
Pfcifenkopf (Belagerung der Stadt Prag
durch Friedrich II. im Jahre 1757).