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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 25.1915

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Heft 6
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Isemann, Bernd: Nächtlicher Angriff
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Lennemann, Wilhelm: Drei Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.26491#0229

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Drci Gedichte von W. Lennemann.

Sebt, ists der Morgen schon? Sagt, was geschah?
Noch ist es dunkel, daß keiner es sah.

Ilberall in der Runde
dröhnts aus Kanonen-Schlunde.

Sagt nur, bei uns hier ist es so still? —

Ob der Feind wieder angreifen will?

Sind wir allein? Haben wir gesiegt?

Sagt, wer von uns gefallen liegt. —

Wir wissen nichts. Unser Offizier,
der liegt in seinem Blute hier.

Das wissen wir, Gott weiß den Rest.

Wir schützen die Heimat, wir halten fest.

rei Gedichte von W.Lennemann.

Für den Kaiser.

Früh, wenn die Sonne steigt, Sonne steigt,
müssen wir reiten;
drüben im Polenland,
weitfern am Nordseestrand
wollen wir streiten.

Alles gleich!

Für das Reich!

Für den Kaiser,
für das Reich
wollen wir jetzt reiten!

Sind sie auch stark und kühn, stark und kühn,
wir sind viel starker,
sind alle sabelsest,

Reiter aus Ost und West,
preußische Märker.

Drauf und dran!

Alle Mann!

Für den Kaiser
alle Mann

wollen wir jetzt reiten!

Bin ich auch fern von dir, fern von dir,
will mich nicht gramen;

Herze, sei stark und still;
wie es das Schicksal will;
muß ich es nehmen:

Lust und Not,
auch den Tod!

Für den Kaiser
in den Tod

wollen wir jetzt reiten!

Unter uns Erde und über unö Gott.

Aller Enden Feinde und Tod,
unter uns Erde und über uns Gott!

Reiche sinken und Wetter wehn,

Himmel und Erde bleiben bestehn.

Alle eint uns ein hohes Gebot:

Unter uns Erde und über uns Gott!
Deutschlands Gewinn sei uns gnadendes Gut,
blank das Schwert und hier mein Blut!

Dran wird der Feinde Dräun zu Spott;
unter uns Erde und über uns Gott!

Sieghaft ziehn wir in den blutigen Streit,
der Freiheit die Gasse, Gott gibt uns Geleit!

Aufbrüllt die Schlacht, das Eisen droht,
unter uns Erde und über uns Gott!

Andonnert die Flut.. . Flieg, Rappe, flieg!
Prall,Wirbel und Schwertblitz ... Hurra, der Sieg!

Und weiter drauf in Trab und Trott,
unter uns Erde und über uns Gott!
Aertrümmert die Welt von Lug und Trug,
der Friede diktiert — und dann ists genug!

Und künden die Glocken ein Ende der Not,
unter uns Erde und über uns Gott!

Wir schließen begnadet den heiligen Bund,
Sonne — Sonne über dem Heimatgrund!

Der Krieg.

Über die reifen Felder,
über das gelbe Brot
flammt und leuchtet der Sonne
glühendes Abendrot.

Die Wälder brennen, die Berge sprühn,
die Wolken wie rote Rosen blühn,
tausend Sonnen ballen und spein
lodernde Glut in die Himmel hinein....

Den Berg hinan auf schwarzem Roß
reitet ein Reiter riesengroß.

Ausstreckt er ein Schwert mit gekrampster Hand,
das Eisen taucht in den glühenden Brand,
umsprüht vom Feuer und slammenden Blitz,
steht er und schaut und reckt sich im Sitz:

Die Himmel bluten, die Erde ist mein,
die Völker sind morsch, ich will sie kastein
mit Schwerteshieben, mit Hunger und Not,
Brand heißt die Losung, Mord mein Gebot.

Jch schone nicht Weib, ich schone nicht Kind,
ich schlage Herren und Hofgesind.

Wahnsinn und Rache durchwürgen das Land,
die Nächte sind rot von Blut und Brand,
alle Hände sind naß von Tränen und Blut,
die Völker ersticken in Haß und in Wut.

Jch pflüge Acker und Feld mit Granaten,
mit Blut und Eisen düng ich die Saaten.

Wo ich schreite, faulen Wasser und Brot,
wo ich gewesen, herrscht der Tod.

Da segnet kein Altar, da gnadet kein Beten,
ich lache des Jammerns im Niedertreten.

Der Heilgen Gebote werden zu Spott:

Jch bin der Krieg und alleiniger Gott!

Nun schlag ich des Landes Türen ein . . ..
ein Sprung ... und er rast in den Westen hinein.
 
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