Helmut ^iescgang. Abend in Vrügge (Nadierung).
Helmut Liesegang.
/^^s geschieht nicht um deS zeitgemäßen GegenstandeS willen, daß die Rheinlande sich nun zum
zweirenmal des LandschafterS Helmut Liesegang erinnern, obwohl eS flir manchen Leser eincn
wehmütigen Reiz haben wird, die flandrischen Ufer, Brncken und Winkel in seiner fricdlichcn
Schildernng zu sehcn. Jm Gegenteil ift damals dem Maler der Vorwurf nicht erspart geblieben,
daß er — wie sein Studienfreund Engen Kampf und spätcr auch Clarcnbach — allzuweit in den
Bann vlämischer Vorbilder geraten sei und seincr heimatlichen Pflicht gegen den Nicderrhein nicht
so genügt habe, wie eö unser Wunsch an einen Düsseldorfer Landschaftcr um der eigcnartigcu Schön-
heit der niederrheinischen Landschaft willen sei.
Unterdesien hat uns ein Dutzend Iahre Wendungen nnd Windungen in die Entwicklung der
Malerei gebracht, die einen solchen Wunsch überhanpt altmodisch scheinen lassen. Der Antrieb zur Kunft
ift derart in daö Inwendige des KünftlerS vcrlegt, dcr Gcgcnstand sozusagen seiner letzten Gewandung
cnrkleidet worden, daß der Laie zaghaft werdcn kann, überhaupt nach der örtlichen Herkunft dicseS
oder jenes LandschastSbildcs zu fragen. Ia, mehr noch: dem kampsmutigcn ImpressioniSmuS ift die
Kampfwut deö ExpressioniSmuS gefolgt und eS könnte von der gleichen Zaghastigkeit die Frage ge-
ftellt werden, ob der Impreffionismus, dem Helmut Liesegang durch seine Iahre — geboren 8. Iuli 1858
zu DuiSburg a. Rh. — wie durch seinc hartnä'ckige Neigung zngehört, noch möglich nnd also der
impreffioniftische Maler überhaupt noch betrachtenSwcrt sei?
In dieser Frage ftäke die Einfalt, daß in der Kunft die Zugchörigkeit zu einer Richtung für
den Wert eineS KünstlerS entscheidend sei; da diese Richtungen sich im angeblichcn Fortschritt einer
beftimmtcn Entwicklung zu solgen pflegen und also die neue immer von der neuestcn flir erledigt cr-
klärt wird, müßten die alten Maler gewissermaßcn schubweise von der neucn Zeit totgeschlagen werden.
In Wirklichkeit wird natürlich der Wert eineS Künftlers allcin von der Selbftändigkcit seiner Natur-
anschauung und der Reife seiner Handschrift beftimmt, die diese Naturanschauung zur Darftcllnng bringt —
was ebensowohl impreffionistisch wie expreffionistisch, alt- und ncumodisch geschchen kann. Die den
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Helmut Liesegang.
/^^s geschieht nicht um deS zeitgemäßen GegenstandeS willen, daß die Rheinlande sich nun zum
zweirenmal des LandschafterS Helmut Liesegang erinnern, obwohl eS flir manchen Leser eincn
wehmütigen Reiz haben wird, die flandrischen Ufer, Brncken und Winkel in seiner fricdlichcn
Schildernng zu sehcn. Jm Gegenteil ift damals dem Maler der Vorwurf nicht erspart geblieben,
daß er — wie sein Studienfreund Engen Kampf und spätcr auch Clarcnbach — allzuweit in den
Bann vlämischer Vorbilder geraten sei und seincr heimatlichen Pflicht gegen den Nicderrhein nicht
so genügt habe, wie eö unser Wunsch an einen Düsseldorfer Landschaftcr um der eigcnartigcu Schön-
heit der niederrheinischen Landschaft willen sei.
Unterdesien hat uns ein Dutzend Iahre Wendungen nnd Windungen in die Entwicklung der
Malerei gebracht, die einen solchen Wunsch überhanpt altmodisch scheinen lassen. Der Antrieb zur Kunft
ift derart in daö Inwendige des KünftlerS vcrlegt, dcr Gcgcnstand sozusagen seiner letzten Gewandung
cnrkleidet worden, daß der Laie zaghaft werdcn kann, überhaupt nach der örtlichen Herkunft dicseS
oder jenes LandschastSbildcs zu fragen. Ia, mehr noch: dem kampsmutigcn ImpressioniSmuS ift die
Kampfwut deö ExpressioniSmuS gefolgt und eS könnte von der gleichen Zaghastigkeit die Frage ge-
ftellt werden, ob der Impreffionismus, dem Helmut Liesegang durch seine Iahre — geboren 8. Iuli 1858
zu DuiSburg a. Rh. — wie durch seinc hartnä'ckige Neigung zngehört, noch möglich nnd also der
impreffioniftische Maler überhaupt noch betrachtenSwcrt sei?
In dieser Frage ftäke die Einfalt, daß in der Kunft die Zugchörigkeit zu einer Richtung für
den Wert eineS KünstlerS entscheidend sei; da diese Richtungen sich im angeblichcn Fortschritt einer
beftimmtcn Entwicklung zu solgen pflegen und also die neue immer von der neuestcn flir erledigt cr-
klärt wird, müßten die alten Maler gewissermaßcn schubweise von der neucn Zeit totgeschlagen werden.
In Wirklichkeit wird natürlich der Wert eineS Künftlers allcin von der Selbftändigkcit seiner Natur-
anschauung und der Reife seiner Handschrift beftimmt, die diese Naturanschauung zur Darftcllnng bringt —
was ebensowohl impreffionistisch wie expreffionistisch, alt- und ncumodisch geschchen kann. Die den
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