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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 25.1915

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Heft 7
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Gischler, W.: Helmut Liesegang
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https://doi.org/10.11588/diglit.26491#0233

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Helmut Liesegang.

Cingang znm Beguinenhvf, Brügge (Ol).

ländischen Studienplätze schon vor der Geltung deS sranzösischen ImpresiioniSmuS eine Landschaster-
schule von auögcprägter Eigenart besaßen (Gebrüder Maris, Mauve, Meödag usw.), und gerade das,
waS wir als den Mangel dcs Impreffionismus crkanntcn, die Bildhaftigkeit, besaß diese Schule in
ungewöhnlichem Maß. Diese Bildhaftigkeit in breiter tonigcr Technik wurde das Jdeal der jüngeren
Landschafterschule, die zudem durch ihrcn Lehrer Dücker aus den gleichen Weg gewiescn war, und
als die Hellmalerei die Dunkeltonigkeit ablöste, blieb es für die niederländischen und vlämischen Nachbarn
wie für die von ihncn abhängigen Düffeldorfer bei diescr Anwendung des JmpreffioniSmuö: er wurde
angewandt, aber man verschrieb sich ihm nicht.

Damit ift die Stellung Hellmut LiesegangS bezeichnet, der — seitdem Olaf Iernberg nach KönigSberg
ging — als die stärkste Kraft dieser Landschaftsschule in Düsseldorf blieb — nnd vereinsamte. Denn
danach wollte die niederrheinischc Kunstftadt im Handumdrehen an Modernität einholen, waö ste ver-
säumte: der Sonderbund wurde gegründet und Liesegang war nicht darin. Er wurde etwas vor-
zeitig zum alten Eiscn geworfen nnd die Spuren dieses UnrechtS sind nicht ganz aus seiner Erschcinung
;u wischen. Nun es wieder leiser geworden ift mit der Modernität in Düsseldorf — was im Ganzen
bitterschade ist, aber nach den Umständcn kaum zu vermcidcn war — trirt seine Geftalt wieder sachr
hervor. Die Unausdringlichkeit seiner Handschrift, die Schlichtheit seiner Naturanschauung, die sichere
Bildhaftigkeit seiner Bilder erweiscn ihn als Künstler von nicht übcrragender, aber dauernder Be-
deutung: als einen Impressioniften von iencr niederländischen Sonderart, wie wir sie andeuteten. Und dies
ift nun das besondere Erlebnis unserer Tage mit seinen Landschaften: seine Schilderungen haben unter-
dessen dem Niederrhein nicht weniger gegolten als der vlämischen Landschaft; aber seitdem da unten
viele Tausend unsercr deutschen Brüder ihr Blut vergossen, seitdem die Frage unserer vlämischen
StammeSbrüder unvermntet in den Feucrschein der europäischcn Politik gestellt ist, wollen uns Nicder-
rheinern die Ufer der Pser und die Brücken in Brügge garnicht mehr so nnheimatlich anmuten. Die
 
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