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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 25.1915

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Heft 8
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Schäfer, Wilhelm: Max Buri †
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https://doi.org/10.11588/diglit.26491#0268

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Max Buri. Stilleben.

möchte der Anschauung in dem gewählten AuSschnitt direkt beikommen, ftatt aus ihren Einzelheiten Kunftwerke
der Jdee zu bauen.

Dieser Aufsassung seiner Kunst scheint zu widersprechen, daß Max Buri gerade mit Bildern bekannt geworden
ist, die — wie das Begräbnis, die Tanzmusikanten, O mein Heimatland, Politiker — Gruppen vereinigen und also
notgedrungcn und offensichtlich das Ergebnis kompositioneller Überlegungen sind. Ein solcher Einwand würde ver-
kennen, daß selbstverständlich ohne eine solche Überlegung höchstens eine Naturstudie, niemals ein Bild entstehen
kann, das immer eine Komposition, d. h. eine rhythmisch ausgewogcne Einheit sein inuß: der Untcrschicd ist
nur der, ob cin Phantasiegebilde odcr ein dircktcs Stück der ErscheimmgSwclt diese Einheit der Anschauung trägt.
Um darin klar zu sehen, braucht man Buri nur mit den beiden Großmeistern der Malerei zu verglcichen, die seine
Art am stärkstcn tragen, mit seincm Landsmann HanS Holbcin d. I. und dcm Rheinländer Wilhelm Leibl. So

groß ihre Form geworden ist, in der Läuterung ihres Geschmacks und in der Hand ihres Könnens, sie sind immcr

Abmaler dcr Erscheinung geblieben, die das Bauholz ihrer Bilder aus der äußeren statt auS der iuneren An-
schauung holtcn.

Was sie untereinander und wiederum von dem bernischen Meister unterscheidet, ist schließlich nur das Handwerk
und die danach cingeftclltc Anschaungsweise des Auges; hierüber zu sprechen, das wird vielleicht die beste Möglich-
keit gebm, das besondere Dasein Buris in der modernen Kunst festzustellen: Um mit dem mittleren in der zeitlichen
Reihe, mit Leibl zu beginnen, so ist ihm und uns oft genug vorgehalten worden, daß er ohne Courbet nicht möglich
und also eigentlich nur ein deutscher Ableger des französischen Meisters sei. Bei seiner Art kann diese Abhängigkeit
natürlich im Handwerk, oder wie es in der Kunst seltsamerweise heißt, in der Technik liegen. Diese Technik war
seine rassige Primamalerei, die, Pinselstrich ueben Pinselstrich, gleichsam eine Niederschrist deS geschauten Naturbildes
versuchte und hierbei von der malerischen Anschauung der Zeit geleitet war, hell gegen dunkel alS Grundlage, nur

sarbiger gesteigert als bei den Ieitgenossen. Die volltönige Farbigkeit, mit dem Licht aus der Dunkelheit blühend,

ist allerdings das eigene Teil Courbets, und wer Leibl nicht anders kcnnt, mag jcnen getrost seinen Meister nennen.
Aber auch, als Leibl sich vollkommen aus dieser Abhängigkeit befreite und sein Kirchenbild malte, darin die Farbe
vielmehr aus dem Licht als auS der Dunkelheit blühte, und das überhaupt von der herkömmlichen Helldunkcl-

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